Ein anderer Auslandaufenthalt

Nach der Matur am Gymnasium Laufental-Thierstein arbeitete Sara Vornheder während dreier Monate auf dem Spitalschiff des internationalen christlichen Hilfswerks Mercy Ships, stationiert im Hafen von Conakry, der Hauptstadt Guineas (das Wochenblatt berichtete über ihre Beweggründe im Januar). Nun ist sie zurück und erzählt von ihren Erfahrungen.

Besuch im Waisenhaus: Sara Vornheder spielt mit einem Waisenkind.
Besuch im Waisenhaus: Sara Vornheder spielt mit einem Waisenkind.

Wie erlebten Sie Ihre erste Zeit in Afrika?
S. V.: Es war ein Kulturschock. Ich kam auf dem kleinen Flughafen in Conakry an und fiel als einzige weisse Frau natürlich sofort auf. Dann gab es ein Missverständnis mit dem Taxidienst, doch schliesslich kam ich wohlbehalten beim Schiff an. Am Anfang war ich jedoch mit der neuen Kultur, dem Englisch und dem Zurechtfinden auf dem Schiff ziemlich überfordert.


Wie sah das Schiff aus?
Das Schiff ist enorm gross. Es hat mehrere Operationssäle, in denen sich die Einheimischen gratis behandeln lassen können. Daneben hat es aber für die 400 Freiwilligen, bestehend aus Ärzten, Pflegefach- und Schiffsleuten, Helfern und Spezialisten, alles, was für den täglichen Gebrauch nötig ist. Es hat Läden, Coiffeure, Fitnessraum, Unterhaltungssaal, eine Post, einen kleinen Pool und sogar eine Schule, vom Kindergarten bis zur Maturklasse. Das alles ist auch nötig, denn einige Mitarbeiter leben seit Jahren mit ihren Familien auf dem Schiff. Ich wohnte während meines dreimonatigen Aufenthaltes mit neun weiteren jungen Frauen in einer Zehnerkabine.


Welche Arbeit verrichteten Sie?
Ich war in der Mensa eingeteilt, gab das Essen aus, putzte und wusch das Geschirr. Da meine Arbeitszeit sehr lange war, von 5.45 bis 19.00 Uhr, arbeitete ich jeweils drei Tage und hatte dann zwei Tage frei.
Lebten Sie nur auf dem Schiff oder hatten Sie auch Einblick ins Land?
In meiner Freizeit war ich oft draussen, ging auf den Markt oder mit auf Ausflüge. Wir besuchten Waisenhäuser, verbrachten einige Zeit dort mit den Kindern oder wir fuhren auf die nahe gelegenen Inseln, um uns zu erholen. So waren die drei Monate nicht nur Arbeitszeit, sondern auch Urlaub.


Welche positiven Erinnerungen bleiben Ihnen?
Trotz der grossen Armut strahlen die Einheimischen sehr viel Lebensfreude aus. Im Waisenhaus leben viele Kinder, die HIV-positiv sind oder abgegeben wurden, weil die alleinstehende Mutter sie nicht betreuen konnte. Da nur eine kleine Zahl Personal die Kinder betreuen kann, genossen es die Kleinen sehr, wenn sie besucht wurden, und nahmen uns sofort in Beschlag. Das Zusammensein mit diesen Waisenkindern hat mir viel Freude gemacht und mir gezeigt, dass ich auch weiterhin mit Kindern zusammenarbeiten möchte. Deshalb werde ich im Herbst das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Basel beginnen.


Welche negativen Eindrücke erlebten Sie?
Schockiert hat mich der Abfall, der überall herumlag, den ganzen Strand säumte und zur Beseitigung einfach angezündet wurde. Nebst der Hitze waren es dann auch der Gestank und der Rauch, die das Draussensein erschwerten. Weil die Menschen arm sind und es wenig Arbeit gibt, hatte es auch viele Bettler. Hier liegt auch die Diskrepanz: Mit den Operationen können die Menschen einerseits von einer Missbildung geheilt werden, anderseits fehlt ihnen nachher die Grundlage zum Betteln, Arbeit finden sie aber auch keine.


Was bleibt Ihnen nach diesen drei Monaten?
Es war eine spannende Zeit, auch wenn ich anfangs starkes Heimweh hatte. Ich habe viel erlebt, meine Englischkenntnisse vertieft und neue Bekanntschaften geschlossen. Ebenso schätze ich Kleinigkeiten, wie fliessendes Wasser, stärker und erachte unseren Luxus nicht für selbstverständlich.

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