«Viele Menschen und Betriebe haben kreative Lösungen entwickelt»
Thomas Boillat hat dem Forum Schwarzbubenland und der Promotion Laufental mitgeteilt, dass sie sich einen neuen Standortförderer suchen müssen. Im Gespräch mit dem Wochenblatt zieht er Bilanz.
Wochenblatt: Warum geben Sie Ihren Job als Standortförderer auf?
Thomas Boillat: Ich möchte mehr Zeit mit meinen zwei wunderbaren Kindern und meiner lieben Frau verbringen. Die Arbeit im Betrieb, den Matthias Hänggi und ich 2013 gegründet haben, nimmt auch stetig zu und die Beendigung des Mandats gibt mir mehr Kapazitäten.
Wie lautete im Jahr 2016 bei Stellenantritt Ihre Standortanalyse?
Es ist eine tolle Region zum Wohnen, Arbeiten und um (Frei-)Zeit zu verbringen. Die Region verfügt über einige teils weltbekannte Grossfirmen und viele kleine Gewerbebetrieben. Das Hauptproblem ist die Verkehrserschliessung Richtung Basel. Als Stärke sehe ich viele motivierte, engagierte Menschen, welche die Arbeit nicht scheuen.
Welche Ziele lagen Ihnen besonders am Herzen?
Ich hatte mir vorgenommen, die Region weiter zusammenzubringen, sodass diese attraktiv zum Leben und zum Arbeiten bleibt. Ich wollte die Wirtschaftsbetriebe, Vereine, Politiker und Bevölkerung vernetzen sowie der Jugend aufzeigen, dass unsere Region sehr viel bietet — wirtschaftlich und privat. Ich wollte für die Menschen der Region eine zuverlässige und kompetente Anlaufstelle für Fragestellungen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Art sein. Ebenso war es mir wichtig, stets aktiv, transparent, offen und ehrlich zu kommunizieren.
In welchen Momenten merkten Sie, dass Sie an Grenzen stossen?
Ich habe versucht, realistische Ideen und Projekte anzugehen und mit motivierten und engagierten Menschen umzusetzen. Manchmal war es schwierig, allen Erwartungen zu entsprechen. Beispielsweise beim Neujahrsempfang war es herausfordernd, den Ansprüchen der Kantone gerecht zu werden.
Wo hat die Region Ihrer Meinung nach Handlungsbedarf?
Ich meine, die Region steht gut da und der regionale Gedanken ist, verglichen mit anderen Regionen, sehr ausgeprägt. Natürlich gibt es bei uns Problemstellungen, die angegangen werden müssen. Einige davon sind bereits aufgegleist. Man diskutiert, ob ein Neuausrichtung respektive Verbesserung der Arbeitsplatzstandorte sowie ein gemeindeübergreifendes Finanzierungsmodell für die gemeinsam genutzten Sport- und Freizeitanlagen möglich sind.
Welche Lösungsansätze empfehlen Sie den Menschen?
Mit Dankbarkeit, Freude, offen und ehrlich durchs Leben zu gehen. Bei Problemstellungen oder Ideen sollte man das Gespräch suchen und alles offen ansprechen. Es lohnt sich immer, noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen. Man sollte nicht aufhören, Ideen zu entwickeln und sich von positiven Menschen und positiver Energie begeistern zu lassen.
Das sind wertvolle Tipps. Seit Corona ist nichts mehr, wie es war. Wie meistert unsere Region diese Krise?
Es ist ein grosser Zusammenhalt feststellbar, viele Menschen und Betriebe haben kreative Lösungen entwickelt. Die Region hat sich (auch mit uns und dem Regionalen Führungsstab) gemeinsam ausgetauscht, Informationen zusammengetragen und Lösungen gesucht. Viele Betriebe haben den schlechten Zeiten etwas Positives abgewinnen können.
Welches waren die besten Momente in Ihrem Job?
Ich konnte viele tolle Menschen kennen lernen, die sich mit Herzblut ins Zeug legen. Das war für mich sehr bereichernd. Gerade auch Kontakte mit jenen Menschen, die für Institutionen, Verbände und Vereine oder beim Organisieren von Anlässen im Hintergrund agieren, sind inspirierend und lehrreich. Dies steht für mich auch sinnbildlich für die Gesellschaft, die nur dank dem (ehrenamtlichen und oft im Hintergrund stattfindenden) Engagement vieler fleissiger Menschen funktioniert.
Gab es auch Enttäuschungen?
Schade war, dass wir den Lehrlingsaustausch mit dem Jura nicht weiter vorantreiben konnten. Wir hatten bereits mehrere Sitzungen durchgeführt und zehn interessierte Firmen beisammen und mussten dann die entscheidenden Sitzungen wegen der Coronamassnahmen mehrmals verschieben — bis heute. Auch das zweimalige Absagen der Genusstage (fixfertig organisiert) und des Neujahrsempfangs war frustrierend. Ebenso ist für mich enttäuschend, wie der Kanton Solothurn unsere Region wahrnimmt — dies betrifft nicht nur die Wirtschaft.
Wie darf man das verstehen?
Zum einen äussert sich das in persönlichen Kontakten und Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten von «ähne am Bärg». Ganz konkret werden diverse Partnerschaften und Leistungsvereinbarungen abgeschlossen, ohne das Schwarzbubenland zu berücksichtigen: Für Firmengründungen wird finanziell nur das Gründerzentrum Solothurn unterstützt, obwohl wir hier einen hervorragend funktionierenden Business Park haben und dieser sich vehement eingebracht hat. Für ansiedlungswillige, internationale Unternehmen ist der Kanton Solothurn Mitglied bei GreaterZurich Area — für unserer Region wäre Basel Area die bessere Lösung. Als Technologiepartner wird der Switzerland Innovation Park Biel genannt — für unsere Region wären Innovation Parks auf der Achse Basel-Jura näher. Beim Tourismus wird mit Aargau Tourismus kooperiert — für uns wäre Baselland Tourismus sinnvoller, siehe beispielsweise das sensationelle Projekt «E-Bike Ladestationen». Auch wird in der Solothurner Zeitung kaum mal über das Schwarzbubenland berichtet — allerdings wird auch in unseren Zeitungen kaum über die Region rund um Solothurn berichtet.
Wie könnte man die Beziehung zwischen Solothurn und dem Schwarzbubenland verbessern? Immerhin haben wir ja bereits seit längerem jeweils einen Vertreter aus dem Dorneck-Thierstein in der Regierung.
Meiner persönlichen Meinung nach braucht es mehr physische Präsenz im Schwarzbubenland: bei Anlässen, Sitzungen oder zum Austausch vor Ort. Wer mal via Laufen nach Kleinlützel gefahren ist, von Röschenz über den Chall ins Leimental, von da via Aesch und Dornach den Gempen hoch, dann nahe Liestal in Nuglar St. Pantaleon war und von dort aus nach Breitenbach fährt und zum Schluss über den Passwang rüber nach Solothurn, der sieht sofort, wie verzettelt unsere Region ist: Bestehend aus mehreren kleinen Zentren mit klarer Orientierung auf die Achse Basel–Jura und oft ohne wirklichen Bezug zum Kanton Solothurn. Ich möchte betonen, dass es diesbezüglich auch Vorbilder gibt wie die Solothurner Handelskammer mit Daniel Probst und Thomas Heimann, die unsere Region gut kennen und einen aktiven Austausch pflegen.
Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?
Ich freue mich auf mehr Zeit mit meinen Liebsten und darauf, unseren Betrieb weiter voranzutreiben. Zudem möchte ich mich auch weiterhin mit dem Verein Freunde RefLaufental für die Menschen einsetzen, die weniger Glück im Leben hatten als andere.
Was wünschen Sie der Region für die Zukunft?
Dass sich die sehr engagierten Vorstandsmitglieder und der neue Standortförderer oder die neue Standortförderin in der Region weiterhin mit Freude für eine attraktive Region einbringen. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder in einer Gegend aufwachsen, die auch zukünftig Perspektiven und Erholungsraum bietet.