«Solarstrom wird Gösgen in vier Jahren ersetzt haben»
Die Energiewende ist in vollem Gange. Beim Info-Anlass «Zukunft Strom» in Laufen zeigten Fachleute auf, wie Solarenergie, Batteriespeicher und neue Vergütungsmodelle die Stromversorgung der Zukunft verändern werden.

Rund 150 Gäste fanden sich am vergangenen Donnerstag im Kulturzentrum Alts Schlachthuus in Laufen zum Info-Anlass «Zukunft Strom» ein. Organisiert hatte den Anlass die Firma Stichsolar Stich AG aus Kleinlützel. Geladen waren Kundinnen und Kunden, die sich in den vergangenen drei Jahren eine Solaranlage haben einbauen lassen. Im Fokus standen zentrale Fragen zur Zukunft der Energieversorgung: Lohnen sich Investitionenin Solaranlagen noch? Welche Änderungen bringen neue Vergütungsmodelle mit sich? Und wie lässt sich auch als Privater mit der rasanten Entwicklung Schritt halten? Alex Meier von Stichsolar eröffnete den Abend mit dem Hinweis, dass die noch folgenden Referate wohl nicht nur Fragen beantworten, sondern auch aufwerfen würden. Es würde aber genügend Zeit bleiben, diese am Schluss der Veranstaltung noch bilateral zu klären.
Den ersten Vortrag des Abends hielt Rudolf Rechsteiner, ehemaliger Nationalrat, Verwaltungsrat der Industriellen Werke Basel (IWB) und Dozent an der ETH Zürich. In einer engagierten Rede erklärte er, warum sich erneuerbare Energien nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich lohnen. Sonne und Wind hätten im letzten Jahr weltweit die Stromproduktion von über 120 Atomkraftwerken vom Kaliber Gösgen ersetzt — und das sei erst der Anfang. Dabei stelle er auch fest: «Europa hat die Entwicklung ein wenig verschlafen. China ist mittlerweile führend, wenn es um Solarenergie geht.» Rechsteiner rechnet damit, dass Solarstrom in der Schweiz das Kraftwerk Gösgen innert vier Jahren vollständig ersetzen kann. Die Schweiz sei auf gutem Weg zur saisonalen Selbstversorgung: Bereits heute würden erneuerbare Energien im Sommer den Eigenbedarf decken, bis 2030 könnte das von März bis Oktober gelingen. Rechsteiner kritisierte auch Prognosen, etwa der Internationalen Energieagentur, die seit Jahren die Entwicklung der Solarenergie unterschätzten — mit Auswirkungen auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen. Rechsteiner betonte, dass die Energiewende technologische Dynamik entfalte: Die Preise für Solartechnologien und Batterien würden immer weiter sinken, die Produktion wachse exponentiell.
Christof Bucher von der Fachhochschule Bern mit Schwerpunkt Photovoltaik ging, wie bereits Rechsteiner zuvor, auf die Bedeutung netzdienlicher Photovoltaik ein. Die reine Eigenverbrauchslogik müsse einem neuen System weichen, bei dem Strom zur richtigen Zeit am richtigen Ort genutzt oder gespeichert werde — etwa über E-Fahrzeuge oder stationäre Batterien.
Stephan Krähenbühl von Primeo Energie erläuterte, wie neue Vergütungsmodelle den Anreiz setzen, Strom tagsüber zu speichern und zu Randzeiten ins Netz einzuspeisen. Ab 2026 solle zudem der Austausch in lokalen Elektrizitätsgemeinschaften möglich werden — zum Beispiel unter Nachbarn im gleichen Quartier.
Zum Abschluss präsentierten Alex Meier und Marc Hänggi von Stichsolar konkrete Systeme zur Aufrüstung bestehender Anlagen, um diese fit für die Zukunft zu machen. Ihr genereller Rat war: Anlagen müssen individuell geplant werden, denn jedes Gebäude bringe andere Voraussetzungen mit. Beim anschliessenden Apéro wurde weiter angeregt diskutiert.
Im Oktober will die Stichsolar einen weiteren Anlass für Kundinnen und Kunden organisieren, die vor 2022 eine Solaranlage bezogen haben.