Primeo lanciert Windpark in Liesberg neu
Das 2018 stillgelegte Projekt erhält ein zweites Leben. Doch bereits regt sich Widerstand gegen die Pläne im Laufental.

Es bleibt ein zähes Ringen um die luftigen Orte. Das angenommene Schweizer Stromgesetz hat zwar eine ambitionierte Marschroute für erneuerbare Energien vorgegeben. Wenn es jedoch um konkrete Projekte draussen in den Regionen geht, zeigt sich vielerorts noch immer Widerstand. Dieser richtet sich insbesondere gegen Windparks.
Im Baselbiet hoffen die Energieversorger derweil noch immer, das weit vorangeschrittene Muttenzer Windrad könne zum Dosenöffner werden. Zudem hat sich auf dieses Jahr hin mit Pro Wind Nordwestschweiz erstmals eine Organisation in der Region Basel etabliert, die sich für Windkraft starkmacht.
Trotzdem bleiben die Energiefirmen behutsam, wenn sie neue Projekte ankündigen. Oder, wie im Fall von Liesberg, wieder aus der Schublade hervornehmen. Diese Woche lud Primeo Energie fernab der grossen Öffentlichkeit und Medien die Bevölkerung des Laufentaler Dorfes zu einer Infoveranstaltung ein. Die Münchensteiner Firma will das 2018 stillgelegte Projekt eines Windparks auf den Hügelflanken des Schattenbergs und des Aebi neu aufnehmen.
Die Lobby-Organisationen stehen bereit
Sowohl den Windenergie-Kritikern als auch der Befürworter-Organisation entging dies nicht. Beide waren allerdings nicht zum Anlass zugelassen. Primeo erklärte, die Firma wolle gemeinsam mit den Behörden explizit die Bevölkerung vorab informieren.
«Es kann nicht sein, dass wir unsere Naherholungszonen in der Region Basel weiter beeinträchtigen», sagt Peter Hess, Präsident des Vereins Wind-Still. Mit Primeo liesse sich zwar ein Dialog führen, die Skepsis der Gegnerschaft werde jedoch trotz Gesprächsbereitschaft von Primeo nicht abebben, da deren einziges Ziel sei, Windkraftanlagen bauen zu können, so Hess.
Primeo hatte bereits 2014 Ideen für einen Windpark zwischen Roggenburg und Liesberg vorgestellt. Vier Jahre später verwarf die Energiefirma ihre Pläne. Die regulatorischen Bestimmungen des Bundes waren damals unklar. Zudem hatten Windmessungen die Erwartungen nicht erfüllt. Die Ausgangslage hat sich noch mal sieben Jahre später verändert. Durch die Energiestrategie 2050 und das neue Stromgesetz habe Primeo nun klare Voraussetzungen, um das Windprojekt weiterzuführen, schreibt Primeo auf Anfrage. Rund 90 Einwohnerinnen und Einwohner aus Liesberg erhielten diese Woche von den Verantwortlichen der Primeo-Tochterfirma Aventron AG skizziert, wie der Windpark aussehen soll.
«Auch die technische Entwicklung der Windenergieanlagen trägt dazu bei, dass ein Projekt sinnvoll realisiert werden kann», schreibt Primeo-Mediensprecher Viktor Sammain. Gegenüber dem ursprünglichen Projekt sind nur noch sechs statt acht Windturbinen geplant. Deren zwei kämen auf Gemeindegebiet von Roggenburg zu liegen und vier Turbinen sind in Liesberg vorgesehen. Die Anlage würde jährlich rund 40 Gigawattstunden Strom liefern — Energie, die für fast 9000 Haushalte ausreicht. Das ist fast doppelt so viel wie noch 2018 prognostiziert.
Derzeit steckt Primeo noch mitten in der Nutzungsplanung. Wie die Anlagen und das Projekt konkret aussehen würden, komme erst im Baubewilligungsverfahren zutage. «Erste Abklärungen zeigen aber, dass das Projekt wirtschaftlich unter den Rahmenbedingungen der aktuellen Gesetzgebung realisierbar ist», schreibt Sammain.
Die Schlüsselrolle der Bürgergemeinde
Am Infoanlass konnte die Bevölkerung auf ausgehändigten Formularen Fragen oder Bedenken formulieren. Diese werden in einem nächsten Schritt von Gemeinde, Bürgergemeinde und Primeo ausgewertet und beantwortet.
Im ganzen Prozess wird die Burgerkorporation als Landeigentümerin das gewichtigste Wort haben. Hanspeter Steiner, Präsident der Burgerkorporation Liesberg, redet auf Anfrage nicht um den heissen Brei herum: «Wenn wir das Land nicht zur Verfügung stellen, gibt es keinen Windpark.» Wie die Burgerkorporation zum Projekt steht, wird sich allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen. «Wir sind eigentlich wieder vollkommen am Anfang des Prozesses», sagt Steiner und macht damit deutlich, kein voreiliges Urteil fällen zu wollen. Den Burgern würde der geplante Windpark aller Voraussicht nach auch lukrative Abgeltungen einbringen.
In Liesberg nahm die Bevölkerung das Projekt dem Vernehmen nach mit gemischten Gefühlen auf. Im Dorf fänden sich sowohl befürwortende als auch kritische Stimmen. Primeo spendierte in Liesberg zum Schluss einen Apéro.


