Eröffnung der Bahnlinie Basel-Delémont
Am 23. September 1875 fuhr die erste Dampflokomotive in Basel ab. Die Fahrt bis nach Delémont dauerte eine Stunde fünfzehn Minuten.

«Als im Herbst 1875 die erste Dampflokomotive durch das Birstal pustete, da war’s für meine Grosseltern ein grosses Ereignis. Die vielen Fuhrleute betrachteten das neue Möbel mit Misstrauen, denn sie ahnten wohl, dass sie arbeitslos werden könnten.» (Dr Schwarzbueb, 1932). Neben der Angst auch vieler Wirtsleute um den Verlust des Arbeitsplatzes bereiteten der aufkommende Lärm, die Geschwindigkeit und die Gefahr von Unfällen Sorgen. Der Geist, mit der Moderne Schritt zu halten, obsiegte letztendlich. Am 23. September 1875 fuhr die erste Dampflokomotive in Basel ab. An den Stationen auf der 39 Kilometer langen Strecke zwischen Basel und Delémont befand sich die neugierige Menschenmenge in Festlaune. Nicht aber in Zwingen. Die Gemeinde sträubte sich noch gegen den Zeitgeist und erhielt erst im Jahre 1887 eine Haltestelle. Eine Fahrt Basel-Delémont mit dem Dampfross dauerte eine Stunde fünfzehn Minuten, die langen Zwischenhalte eingerechnet.
Am 22. September 1875 berichtet der liberal eingestellte «Birsbote»: «Es durchdringt uns ein wohltuendes Gefühl, dasjenige als vollendete Thatsache und Wirklichkeit zu sehen, wofür man so lange gekämpft und oft mit wenig Aussicht auf Erfolg gerungen hat.» Es war ein langer politischer Kampf der Überzeugungsarbeit in den involvierten Kantonen sowie Kommunen vorausgegangen. Die Jurassier, insbesondere Xavier Stockmar aus Pruntrut, kämpften an vorderster Front, fürs Laufental engagierte sich der Grellinger Unternehmer und Politiker Niklaus Kaiser. Vorerst musste das Projekt Lützelbahn vom Tisch. Dieses um 13 Kilometer kürzere und somit günstigere Projekt hätte den Jura umfahren. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 kam neuer Schwung auf: Die französische Ostbahn forcierte die Linie Belfort-Porrentruy-Bâle, um das nun zu Deutschland gehörende Elsass mit seinen strengen Zollvorschriften zu umfahren. Unternehmer im Laufental, sagten dem Grossprojekt eine glorreiche Zukunft voraus, insbesondere beim Stein-, Holzexport sowie bei der Industrie allgemein. Was wären aber Grossprojekte ohne die Arbeiter? Grösstenteils waren’s Italiener, die entlang der schönen Landschaft arbeiteten. Das Resultat liess sich sehen: «In romantischer Hinsicht übt die Bahn einen höchst angenehmen Eindruck auf den Reisenden aus. Oft zieht diese knapp zwischen die Birs und Felsfüssen oder die Strasse eingezwängt dahin, oft neben schroffen Felswänden vorbei und kaum aus der tiefen Nacht der Tunnels entstiegen über ansehnlich lange Brücken der Birs, die zur Regenzeit ihre mächtigen schlammigen Wellen rauschend dahinwälzt. Mit jeder Biegung des Thales zeigt sich dem Auge des Beschauers eine neue Natur-Composition: hoch aufsteigende Laub- und Tannwälder, aus denen einzelne mächtige zerklüftete und verzackte Felsklötze herunterschauen, wie sagenhafte Feenschlösser oder lange Felszüge, die ein weisses Diadem auf den grünen Berghäuptern bilden.» (Der Birsbote, 25.9.1875)
Quellen: Jurablätter, René Gilliéron, 1975; Dr Schwarzbueb, 1932; Heimatbuch Grellingen, Adrian Schmidlin, 1999; Der Birsbote, Ausg. Herbst 1875.


