Das Pferd vereint die Menschen
Der Verein Special Olympics lud am Samstag in Laufen zum Reitturnier ein. Es gab Sieger und Verlierer — und doch haben alle gewonnen.
Jede Veranstaltung braucht ihr Zugpferd. Bei den Reiterspielen der Special Olympics Switzerland, die am Samstag in Laufen stattfanden, hatte Gisela Imark die Zügel in der Hand. Die Laufner Heilpädagogin engagiert sich seit 2010 ehrenamtlich für den Verein Special Olympics Switzerland. 18 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Schweiz traten in der Disziplin Reiten für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gegeneinander an. Geprobt wurde für die Teilnahme an den Special Olympics World Games 2027 in Chile. Die Sommerspiele 2023 fanden in Berlin statt — und Imark betreute dort das Schweizer Reiter-Team.
Die Magie der Pferde für die Inklusion nutzen
Gisela Imark gehörte viele Jahre zum Lehrerteam der Sekundarschule Laufen, engagiert sich im Reitverein Laufen und arbeitet mittlerweile für Special Olympics World Winter Games 2029. Sie weiss die Magie der Pferde für ihre Herzensangelegenheit — die Inklusion — zu nutzen. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung finden über die Pferde Freude am Leistungssport und sind Teil einer grossen Familie, welche das Pferd in den Mittelpunkt stellt. Imark konnte aus ihrem Umfeld Freiwillige für das Helferteam finden, und im Reitverein Laufen stiess ihr Vorschlag, Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zu integrieren, auf offene Türen. Pferde haben einen siebten Sinn, sie stärken beim Menschen die Sozialkompetenz und das Körpergefühl, erfuhr das Publikum im Verlauf des Turniers. Aus der Freude an der Bewegung und mit der Liebe zum Pferd wachse die Lust am Training; «und mit den Fortschritten und der Unterstützung geschulter Coaches steigt die Bereitschaft, die Herausforderung eines Wettkampfes anzunehmen», erklärte die Speakerin.
Der besondere Dank galt den Pferden. Sie wurden noch vor der Siegerehrung separat geehrt. Die meisten Pferde waren von Besitzerinnen und Besitzern aus der Region für das Turnier in Laufen zur Verfügung gestellt worden. Den Wettkampf mit einem fremden Pferd zu absolvieren, stellt für die Teilnehmenden eine zusätzliche Herausforderung dar. Je nach Leistungsstufe ritten die Athletinnen und Athleten in der Halle selbstständig ein Dressurprogramm und wurden für die verschiedenen Elemente gewertet. In der Kategorie Trail mussten sie auf dem Aussenplatz das Pferd durch enge Hindernisse lenken, einen Slalom über Stangen absolvieren und einen Gegenstand von A nach B transportieren und erhielten dafür Punkte von eins bis zehn. Umso beeindruckender waren ihre Leistungen, die sie an diesem Tag vollbrachten — sie eroberten die Herzen des Publikums im Sturm. Sie alle und auch die Mitmenschen haben an diesem Anlass gewonnen. Berührungsängste waren im Nu verschwunden. Aus einer anfänglichen Anspannung wurde eine unbeschreibliche Freude. Die Bilder des Fotografen dokumentieren strahlende Gesichter und eine ergreifende Herzlichkeit.
Sportlich betrachtet gab es eine Rangliste mit einer Medaille für die Besten. Gratulation und Anerkennung kamen von einem Reitsport-Vorbild, von der Hoffnungsträgerin Alessia Jeker. Sie ist erst 13 Jahre alt und gewann in der Disziplin Dressur Pony bereits die Schweizer Meisterschaft. «Im Pferdesport lohnt sich die Anstrengung immer — denn die Pferde geben einem so viel zurück», lautete ihre Botschaft.
Special Olympics ist die weltweit grösste Sportbewegung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und wurde 1968 von Eunice Kennedy-Shriver, der Schwester von US-Präsident John F. Kennedy, gegründet. Die Organisation ist in 200 Ländern vertreten. Knapp 435000 Coaches und mehr als eine Million Freiwillige sorgen dafür, dass sich über sechs Millionen Athletinnen und Athleten in über 30 Sportarten entwickeln und zu gemeinsamen Wettkämpfen treffen können. Special Olympics Switzerland wurde 1995 gegründet.