Akutpflege in den eigenen vier Wänden

Seit einigen Monaten ermöglicht eine neue medizinische Dienstleistung die Versorgung von akut erkrankten Personen bei sich zu Hause.

Hospital at Home: Oberarzt Dr. Julius Schmitz-Justen versorgt mit seinem Team akut erkrankte Personen in ihren eigenen vier Wänden. Foto: Thomas Immoos

Seit Anfang Mai gibt es in Laufen eine neue medizinische Dienstleistung, die es ermöglicht, akut erkrankte Personen in ihrem gewohnten Umfeld zu behandeln: Hospital at Home (HaH). Das entsprechende Team ist dem Gesundheits­zentrum Laufen (GZL) beim Bahnhof angegliedert, arbeitet aber von ihm unabhängig. Medizinischer Leiter des Teams ist Severin Poechtrager. Ihm zur Seite steht Julius Schmitz-Justen als Oberarzt sowie aktuell zwei Assistenzärzte und vier Pflegende.

«Wir kommen zum Einsatz, wenn uns der Hausarzt oder der ärztliche Notfalldienst den Patienten zuweist», führt Oberarzt Schmitz-Justen aus. Dann erfolgt die Behandlung über mehrere Tage bei den Patienten zu Hause, etwa bei einer Lungenentzündung. Das Team schliesst zum Beispiel den Patienten an die Atemgeräte an, misst den Blutdruck und verabreicht Medikamente. Auch werden Blut- und Urinproben entnommen. Für das Labor kann man auf das GZL bauen; dessen Apotheke liefert auch die für die Patienten benötigten Medikamente. HaH verfügt über ein eigenes Einsatzfahrzeug mit der notwendigen Ausrüstung: «So können wir ein EKG vor Ort machen und beim Patienten zu Hause eine breite Diagnostik anbieten.» Und wie im Spital macht das HaH-Team regelmässige Visiten, um sich Aufschluss über die Genesungsschritte der Patienten und Patientinnen zu verschaffen.

Wie Schmitz-Justen weiter ausführt, ist HaH kein Spitex-Ersatz. «Unser Team ist keine Haushaltshilfe, sondern für eine akutmedizinische Behandlung zuständig.» So macht HaH keine Körperpflege und zieht auch nicht Stützstrümpfe an. Auch einfache Wundversorgungen werden weiterhin durch die Spitex-Mitarbeitenden geleistet. «Aber wir sind im guten Austausch mit der Spitex», sagt der HaH-Arzt. Die Leistungen stimmt man mit der Spitex ab.

HaH am Gesundheitszentrum war ursprünglich auf sechs Monate befristet. Wie Schmitz-Justen ausführt, hat der Regierungsrat aber bereits die entsprechenden Gelder gesprochen, um HaH zu verlängern. Gemeinsam mit HaH in ­Arlesheim will man Erfahrungen sammeln, damit auch in anderen Regionen des Baselbiets ähnliche Organisationen aufgebaut werden können.

Schmitz-Justen sieht zwei Hauptvorteile im HaH-System: So kann der Patient, die Patientin im gewohnten Umfeld, in den eigenen vier Wänden behandelt werden. Dies ist für das Wohlbefinden und die Genesung wichtig. Zudem lassen sich Gesundheitskosten sparen, indem etwa die Hotellerie-Kosten im Spital wegfallen. Die HaH-Behandlung wird, da vom Hausarzt verordnet, von den Krankenkassen übernommen.

Positive Rückmeldungen

HaH kennt man bereits in ländlichen Regionen in Frankreich und Grossbritannien. In Barcelona ist das Angebot fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. In der Schweiz befindet sich HaH erst im Aufbau.

In Laufen wurde die erste HaH-Patientin am 7. Mai behandelt. Zurzeit nehmen täglich durchschnittlich drei bis vier Personen die Dienste von «Hospital at Home» in Anspruch. «Das Feedback der Patienten, aber auch der Angehörigen, ist sehr gut», hält Schmitz-Justen fest. Auch die Zusammenarbeit mit dem Alterszentrum Rosengarten in Laufen, wo man ebenfalls Patientinnen und Patienten betreut, sei, so der Oberarzt, ausgezeichnet. Nach den bisher gemachten Erfahrungen benötigt knapp ein Drittel der Patienten mehr als zwei Visiten pro Tag. Und der Grossteil der Patienten kann nach höchstens einer Woche entlassen werden.

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