Zum Abschluss ein Besuch im TZW
Die Umwelt-, Bau- und Wirtschaftskommission des Kantons Solothurn besuchte das TZW in Witterswil und bekam einen spannenden Einblick in das Monitoring von Waldökosystemen.

Zum Abschluss seines Präsidialamts hatte Kantonsrat Mark Winkler die Umwelt-, Bau- und Wirtschaftskommission des Kantons Solothurn (UMBAWIKO) nach Witterswil eingeladen. Auf dem Programm stand am letzten Donnerstagmorgen ein Besuch des Instituts für Angewandte Pflanzenbiologie (IAP) im Technologiezentrum Witterswil. Den Kantonsrätinnen, Kantonsräten und der Regierungsrätin Sandra Kolly wurden in einem Vortrag und einem Rundgang aufgezeigt, welche Aufgabe das private Forschungsinstitut übernimmt. Im Auftrag verschiedener Schweizer Kantone und des Bundesamts für Umwelt (BAFU) beobachtet das IAP an rund 200 Standorten in der Schweiz 14000 Bäume und schaut, was im Wald passiert.
Waldgesundheit
Das 1980 gegründete IAP wurde 2018 von Sabine Braun ins TZW nach Witterswil geführt. «Mit dem Waldsterben in den 80er-Jahren begannen wir mit dem Monitoring von Waldökosystemen. Unser Hauptanliegen ist die Gesundheit von Wäldern in der Schweiz und Stadtbäumen in Basel, die wir anhand von Dauerbeobachtung untersuchen», erklärte Geschäftsführer Michael Tobler. Die Walddauerbeobachtung umfasst neben der Untersuchung der Gesundheit, des Wachstums und der Nährstoffversorgung der Bäume auch Analysen des Bodens, der Zusammensetzung der Krautschicht sowie Auswirkungen der Schadstoffeinträge und extremer Witterung. «Zum Beispiel betrachten wir vor Ort die Baumkronen. Sie geben uns Auskunft über die Gesundheit und das Wachstum der Waldbäume», erläuterte Wissenschafter Simon Tresch. Ebenso werden bei den nummerierten Bäumen Daten zum Streufall, Bodenverdichtung und Bodenversauerung gemessen bzw. im Labor ausgewertet. «Seit 2018 ist durch die Trockenheit eine starke Gefährdung der Buche festzustellen. Ebenso macht ein eingeschleppter Parasit den Fichten zu schaffen», erzählte Tresch. Ein Baum, der zu 60 Prozent geschädigt ist, könne sich auch bei einer nassen Periode kaum mehr erholen.
Landwirtschaft schuld an Stickstoffbelastung
Ein Haupttreiber der Probleme für die Bäume ist der Stickstoff. Dieser ist zwar für das Wachstum der Bäume notwendig. Wird das Optimum aber überschritten, nimmt das Wachstum ab. Grund dafür sind die durch Stickstoff verursachten Nährstoffungleichgewichte. Somit sterben bei Trockenheit unter hoher Stickstoffbelastung sehr viel mehr Fichten ab als unter niedriger Belastung. Zwei Drittel des in den Wald eingetragenen Stickstoffs stammen aus der Landwirtschaft. Eine Reduktion gelinge durch das Abdecken der Güllfässer und das Ausbringen der Gülle mit Schleppschlauch. «Dies ist aber nur eine Symptombekämpfung», sagte Tresch. Die erforschten Ergebnisse weisen darauf hin, dass einerseits die Schadstoffbelastung durch Stickstoff und Ozon und andererseits die durch den Klimawandel verstärkte Trockenheit die Wälder stark beeinflussen. Seit 2024 wurde auch die Weisstanne ins Monitoring aufgenommen. Die Ergebnisse der Forschung fliessen via die BAFU-Abteilungen Wald und Luft in die Verhandlungen der UNECE über Grenzwerte ein. Diese wiederum sind Bestandteil von internationalen Verträgen, die eine grenzüberschreitende Reduktion von Schadstoffemissionen zum Ziel haben. «Auswirkungen von Massnahmen werden aber erst in 100 Jahren spürbar sein», so Tresch.
Das TZW zählt rund 400 Arbeitsplätze
Das IAP ist eine der zahlreichen Institutionen und Start-ups, die im Technologiezentrum in Witterswil mit rund 400 Arbeitsplätzen beheimatet ist. «Die Nachfrage ist gross. Wir haben jede Woche Anfragen vom Gewerbe, die Büroräumlichkeiten suchen. Wir haben das Technologiezentrum jedoch auf Forschung, Life-Sciences und Start-ups ausgerichtet», erklärte Ueli Nussbaumer, der das Gelände im Jahr 2000 von der Novartis übernahm und das TZW gründete. Nebst den bereits bestehenden Gebäuden ist noch 35000 Quadratmeter Landreserve für weitere Gebäude vorhanden. Am 1. Mai will der 82-Jährige das TZW an einen neuen Geschäftsführer übergeben.
Am Ende der Veranstaltung dankten Regierungsrätin Sandra Kolly und Kantonsrat Georg Nussbaumer, stellvertretend für den abwesenden Vizepräsidenten Edgar Kupper, Mark Winkler für seine vierjährige Arbeit als Präsident der UMBAWIKO. «In den letzten vier Jahren wurden grosse Geschäfte und Projekte in Angriff genommen», erklärte die Regierungsrätin und fügte an, dass sie immer grosse Unterstützung von der Kommission erhalten habe und sich als Vorsteherin Bau- und Justizdepartement kein anderes Departement gewünscht hätte. Mark Winkler erzählte, dass er in den vier Jahren als Präsident 44 Sitzungen geleitet habe. Die zwei Jahre Coronazeit seien eine grosse Herausforderung gewesen. Eine Niederlage musste mit dem verworfenen Energiegesetz erduldet werden, und nebst verschiedenen Projekten im Hoch- und Tiefbau sei die Sanierung der Passwangstrasse durch die vielen Einsprachen anspruchsvoll gewesen. Bewusst habe er als Abschluss der Legislatur die Kommissionsmitglieder ins von Solothurn weit entfernte Witterswil, wo er selbst auch wohnt, eingeladen, um diese Region näherzubringen.