Glockenreine Stimmen in Mariastein
Das Europäische Jugendchor Festival Basel fand am Sonntagnachmittag auch in Mariastein statt. Unter dem Motto Rotondo sangen drei Jugendchöre in der Klosterkirche. Ein Hörerlebnis der besonderen Art.
«Rotondo» bedeutet im übertragenen Sinne «abgerundet» oder «harmonisch». Tatsächlich präsentierten die Mädchenchöre aus Basel und aus Riga sowie der Kinderchor «Leioa Kantika Korala» aus dem spanischen Baskenland ein sehr harmonisches und vielfältiges Programm. Nach dem eindrücklichen «Dona Nobis Pacem» von Susanna Lindmark, gesungen von allen Chören, begrüsste Kirchenmusiker Christoph Anzböck die Anwesenden und bezeichnete das Konzert als starkes Zeichen gegen Konflikte und Krieg. Zuerst brillierte die Mädchenkantorei Basel unter Leitung von Marina Niedel a cappella mit den Schweizer Liedern «Lueget, vo Bärgen und Tal» und «Meiteli, wenn du witt go tanze». Danach sang die Mädchenkantorei das träumerische Lied «Bunte Schlangen, zweigezüngt» aus Mendelssohns «Ein Sommernachtstraum», begleitet von Anastasija Rasponova am Klavier. Das düstere mehrstimmige A-cappella-Stück «God’s Great Dust Storm» der norwegischen Band Katzenjammer überzeugte durch Differenzierung und Klanggewalt. Einen Kontrast bildete das beliebte Vokalstück «Java Jive», das 1940 im munteren Swing-Stil komponiert wurde. Den Abschluss bildete der Titel «Sing, sing, sing!» von Louis Prima, ein legendärer Swing-Titel aus den 1930er-Jahren.
Glasklare Stimmen und starke Klangfülle
Nun trat der in rosa Roben gekleidete Mädchenchor Tiara, der an der Kathedrale Riga in Lettland tätig ist, nach vorne; die Leitung hatte Aira Birzina. Einen grossen Kontrast zu den Swing-Titeln war das zu Herzen gehende «Even When He Is Silent» von Kim André Arnesen, das auf einem Text basiert, der während des Zweiten Weltkriegs an eine Wand in Köln geschrieben wurde: «Ich glaube an die Liebe, selbst wenn ich sie nicht fühle; ich glaube an Gott, selbst wenn er schweigt.» Dem Mädchenchor gelang mit perfekter Intonation, guter Artikulation und hoher Musikalität, das Stück adäquat zu meistern. Auch die zeitgenössische Vertonung des «Salve Regina Caelorum» von Agneta Krilova vermochte zu überzeugen. Hier werden traditionelle sakrale Elemente mit zeitgenössischen Harmonien verschmolzen. Beim «Kyrie» aus der Missa Brevis von Laura Jēkabsone, das eine enorme Klangfülle entwickelte, gibt es einen Wechsel zu einem synkopischen Teil, der mit Bewegungen und Klatschen unterstrichen wird.
Fantastischer baskischer Chor
Der Kinderchor «Leioa Kantika Korala» aus dem Baskenland stach schon durch die bunten Kostüme hervor. Das Stück «Brisa Ancestral» («Wind der Ahnen») wurde speziell von Ana Maria Raga für diesen Chor komponiert. Das Publikum wurde durch verschiedene Klanglandschaften und lateinamerikanische Rhythmen auf eine Reise mitgenommen. Das innovative Werk, unterstützt durch Tanz, ist energiegeladen und erreicht teilweise bacchantische Qualität. Es folgten das «Pater Noster» von Xabier Sarasola, ein «Alleluja» und das dramatische Chorwerk «A Puppet’s Dream». Im Anschluss sangen alle Chöre gemeinsam das afrikanische Lied «Bisò ya» und «Music Is Everywhere» von Ivo Antognini. Grosser, teilweise stehender Applaus.
