Gemeinderäte auf Wohnungssuche
Der Druck auf die Gemeinden steigt, wer keine Flüchtlinge aufnimmt, muss zahlen. Die Dornecker Gemeinden reagieren mit einer Verbundlösung und sichern sich damit Zusatzgelder vom Kanton.

Gemeinden, die in den letzten Jahren die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen auf die lange Bank geschoben haben, stehen vor dem Berg. Nun müssen sie nämlich gleich für mehrere Dutzend Flüchtlinge Wohnraum und Betreuungskonzept aus dem Boden stampfen. Da die Kantonszentren zeitweise nicht mehr nur zu 100 Prozent, sondern manchmal zu 130 Prozent belegt sind, ist der Druck auf die Gemeinden gestiegen. Wer sein Soll nicht erfüllt, muss zahlen. «Wenn eine Gemeinde das Aufnahmesoll fortgesetzt nicht erfüllt, kann ein Ersatzvornahmeverfahren eingeleitet und ihr pro Asylsuchenden und Tag 35 Franken in Rechnung gestellt werden», heisst es vom Kanton.
Dies erfuhr die Bevölkerung letzten Donnerstag an einer Infoveranstaltung im neuen Schulhaus von Hofstetten. Dazu eingeladen hatte die örtliche SP - unter dem Titel: «Asylsuchende und wir».
Abteilungsleiter David Kummer vom Amt für Soziale Sicherheit des Kantons Solothurn gab in seinem Referat Einblicke in die Vorgaben und Abläufe im Flüchtlingswesen und führte vor Augen, was dies im Alltag bedeutet. Zum Beispiel, dass unter den 700 Flüchtlingen, die der Kanton Solothurn derzeit den Gemeinden zuteilt, sich 100 minderjährige Kinder ohne Begleitung befinden. «Das heisst also: dringend gesucht Pflegefamilien», legte Kummer dar.
Domenik Schuppli, Gemeinderat von Hofstetten-Flüh, konnte mitteilen, dass die Dornecker Gemeinden bereits auf gutem Weg sind, Lösungen zu finden zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. «Mit dem Verbund Asylregion Dorneck erhöhen wir den Spielraum, wir können dort Liegenschaften nutzen, wo die Preise günstiger sind und das Angebot an Wohnungen grösser ist.» Ausserdem, so führte die Dornecker Asylkoordinatorin Brigitta Hügli aus, könnten die Gemeinden dank ihrer Zusammenarbeit beim Kanton pro Asylsuchenden zusätzliche Dossier-Pauschalen von 1500 Franken abholen.
Schuppli teilte mit, dass Hofstetten-Flüh trotz schwieriger Marktlage zwei Liegenschaften zur Miete fand, mit Alfred Scheiwiller und weiteren engagierten Helfern eine gute Betreuung sichergestellt und seit einigen Wochen nun Familien und Einzelpersonen aufgenommen habe. Mit verschiedenen Projekten versuche man Schwellen abzubauen und positive Effekte zu fördern. Wichtig sei nun auch, dass Solothurn mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen im Schwarzbubenland sich öffnet, um eine Lösung vor Ort zu finden für die Kurse (Deutschunterricht) und Beschäftigungsprogramme als Ergänzung zu den Angeboten auf der anderen Seite des Passwangs.
Mit den Schilderungen des ehemaligen Flüchtlings und heute als Schauspieler und Dolmetscher in der Schweiz lebenden Celal Ceyran wurde nochmals unterstrichen, dass es bei der Umsetzung eines gesetzlichen Auftrages um Menschen geht. Auch Schuppli hatte sein Referat unter den Titel gestellt: «Asylsuchende, Menschen wie wir» und betont, dass er für seine Teilnahme an diesem Anlass auf das Ticket für den FCB-Match verzichtete. Nebst kritischen Äusserungen zu den Flüchtlingen begegne er tagtäglich Helden des Alltags, erzählte Kummer und nannte das Beispiel einer älteren Solothurnerin, die am Laufmeter Wollsocken stricke für die Menschen in den kantonalen Asylzentren.