«Begreifen, was nicht zu begreifen ist»
Pia und Albert Brodmann von der Galerie «JetztOderNie» versprachen nicht zu viel: Der Sonntagsbrunch mit den Musikern Rinalda Caduff und Werner Pfiffner wurde zum Hochgenuss.

Künstlerisch spannend wird es erst, wenn man sich auf die Äste hinauswagt. Mal schauen, wie das Publikum reagiert», verriet Rinalda Caduff vor ihrem Auftritt letzten Sonntag in Flüh und bedankte sich später herzlich bei den zahlreich erschienenen Besuchern für den anhaltenden Applaus. «Ja, das schätzen wir, dass ihr jetzt alle noch da seid», sang sie in ihrem Lied und stellte sich die Frage, welche Gedanken den Zuschauern wohl durch den Kopf gehen werden auf dem Heimweg, ob die Seele berührt wurde? Mit Gitarrist Werner Pfiffner musiziere sie schon seit über 20 Jahren, sie seien ein eingespieltes Team, beim Komponieren hätten beide ihren eigenen Willen und doch würden sie sich jeweils zusammenraufen, erzählte Caduff im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie hat die Region in guter Kindheitserinnerung, wurde national berühmt mit ihrer Sendung «Café Bâle» und kam am Sonntag vor allem dank Pia und Albert Brodmann nach Flüh. «Ich war durch ihr Buch über ihre Pilgerreise auf Pia Brodmann aufmerksam geworden und als ich sie in der Galerie «JetztOderNie» besuchte, spürte ich, dieser Ort und die Menschen hier sind wundervoll». Die Förderung der Kunst auf dem Lande sei ihr ein Herzensanliegen und das Heimelige sei der perfekte Ausgleich zum Spannungsgeladenen in der Stadt.
Rinalda Caduff liebt das Spiel mit dem Kontrast, dem sanften Klang ein abruptes Ende zu setzen, den Zuschauer zu überraschen mit unerwarteten Wendungen, doch vor allem ihm ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. «Wie schön ist doch dieses Lachen», lobte sie den Zuschauer im «roten Pullover». Mit einem «Smile», von dem sie in den schönsten Tönen sang, mache das Leben doch viel mehr Spass, und den lasse man sich nicht nehmen, wenn man im Tram griesgrämigen Gesichtern begegne. Nah dran, aus dem Leben gegriffen, tiefgründig und doch immer versüsst mit einer grossen Portion Humor, das ist der rote Faden in ihrem Programm «Lustige Ernstigkeiten».
«Alles hat zwei Seiten», sagte sie und begeisterte die Zuschauer mit melancholischen-fröhlichen Klängen, Zungenbrechern und Spitzfindigkeiten über die Schwierigkeiten des Entscheidens und der Frage, was wirklich zählt im Leben. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, sieht nicht nur das Gute im Menschen, sondern stellt seine Masslosigkeit an den Pranger. In ihrem Lieblingslied «Vollmond» spiegelt sie dessen wundervollen Glanz in herzberührenden Klängen, doch lässt auch den Schattenwurf aufhallen und «versucht zu begreifen, was nicht zu begreifen ist».