Von Mobilfunk, postkolonialer Gewalt und der Vielseitigkeit des Lichts

Seit dem 27. Mai ist das Haus der elektronischen Künste (HeK) wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die neue Ausstellung zeigt Werke aus der Schweizer Medienkunst.

Auch das ist Kunst: die Installation «Thulhu thu thu, before the sun harms you» des Künstlerduos Knowbotiq.  Foto: ZVG
Auch das ist Kunst: die Installation «Thulhu thu thu, before the sun harms you» des Künstlerduos Knowbotiq. Foto: ZVG

Der Begriff der Medienkunst bezeichnet künstlerisches Arbeiten, das sich der Medien bedient und über sie reflektiert, welche im 20. und im 21. Jahrhundert entstanden sind. Die neue Ausstellung im HeK widmet sich nun genau diesem künstlerischen Feld. «Schweizer Medienkunst» ist der Titel der Ausstellung — sie zeigt Werke des Schweizer Künstlerduos Knowbotiq, bestehend aus Yvonne Wilhelm und Christian Hübler, und der Schweizer Einzelkünstler Félicien Goguey und Alan Bogana. «In ihren Werken reflektieren die Künstlerinnen und Künstler sehr unterschiedliche wie hochaktuelle Themen», sagt HeK-Presseverantwortliche Elena Kuznik zum Wochenblatt. So widmet sich etwa Félicien Goguey kritisch den Themen Mobilfunknetze und Überwachungssysteme. Passend zum aktuellen Widerstand gegen die Mobilfunktechnologie 5G untersucht der in Genf lebende Künstler die Auswirkungen der «allgegenwertigen Mobilkommunikation» auf unser Leben und zeigt künstlerisch Möglichkeiten des Protests auf. Seine Installation Masquerade kann gar als Werkzeug gegen Massenüberwachung eingesetzt werden — man darf gespannt sein. Obwohl er noch nicht einmal 30 Jahre alt ist, haben seine Werke bereits international Beachtung gefunden.


Koryphäen der Medienkunst
Mit visuell eindrucksvollen Installationen verweben Knowbotiq Geschichten über «postkoloniale Gewalt oder technoökologische Fragestellungen». Das Duo hat durch langjährige Künstlertätigkeit die Medienkunstszene in der Schweiz entscheidend geprägt. Die beiden stellten bereits bei den Biennalen von Venedig, Moskau, Seoul, Hongkong, Shenzen und Rotterdam aus. Ihr Werk Amazonian Flesh ist eine Installation aus einem Geflecht von Kabeln, Bots und digitalen Artefakten.

Etwas anders gelagert sind die Arbeiten des Tessiners Alan Bogana: Sie widmen sich «der Vielseitigkeit des Lichts als Naturphänomen». So hat der Künstler für seiner Collage Polarising Times Bilder von Laserstrahlen gesammelt und sie zu einem Gesamtkunstwerk zusammengesetzt. Seine Werke waren mehrheitlich in der Schweiz, aber auch schon in Paris zu sehen.


Auszeichnung und Förderung
Die Künstlerinnen und Künstler sind die Preisträger des Pax Art Awards 2019. Der Preis wird von der Art Foundation Pax verliehen, einer Stiftung zur Förderung der digitalen und bildenden Kunst. Der Hauptpreis von 30 000 Franken ging an Knowbotiq «für ihre avancierte und langjährige Arbeit im Feld der Medienkunst». In der Laudatio wurde hervorgehoben, dass sich die Werke von Knowbotiq «an der Schnittstelle von Kunst, Wissen, Information und Technologie bewegen.» Die Stiftung vergab im Juni 2018 erstmals die Pax Art Awards. Mit den Preisen fördert die Foundation in Zusammenarbeit mit dem HeK Künstler, die bei ihren Werken Medientechnologien nutzen und darüber reflektieren. Die Ausstellung ist bis am 2. August zu sehen. Es werden Kurzführungen angeboten — da die Materie der Ausstellung komplex ist, lohnt sich eine solche Führung auf jeden Fall. Weitere Informationen: www.hek.ch

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