«Ich kann bei renitenten Zeitgenossen keine Bussen verteilen»

Seit es Corona-bedingt weniger Alternativen gibt, nutzen die Menschen vermehrt die Wälder, hat Revierförster Fredi Hügi festgestellt. Das führt zu Konflikten.

Hat momentan viel zu tun: Fredi Hügi, Revierförster für Münchenstein und Arlesheim, erzählt im Gespräch, dass sich einige Waldnutzer nicht an den «Wald-Knigge» halten.  Foto: ZVG
Hat momentan viel zu tun: Fredi Hügi, Revierförster für Münchenstein und Arlesheim, erzählt im Gespräch, dass sich einige Waldnutzer nicht an den «Wald-Knigge» halten. Foto: ZVG

Es seien nicht unbedingt andere Menschen, die seit Corona den Wald besuchten, hat Fredi Hügi, Revierförster für Münchenstein und Arlesheim, festgestellt: «Die Leute kommen aber häufiger und verweilen länger dort, besonders bei dem schönen Wetter in den vergangenen Wochen.» Im Auwald an der Birs und im Bergwald, vor allem um die Hütte im Schlössliwald herum, sei die Belastung für das Ökosystem Wald, aber auch für die unterschiedlichen Waldnutzer in den vergangenen Wochen gestiegen. «Die meisten wissen, wie sie sich zu verhalten haben», sagt Hügi, «ein gewisser Egoismus ist aber vorhanden.» So brächten zwei bis drei von hundert Waldnutzern die alle anderen auch in Verruf. Die beschuldigten sich oft gegenseitig mangelnder Rücksichtnahme: Fussgänger gegen Mountainbiker, Mountainbiker gegen Reiter.


Vermehrter Müll
Zu den Ärgernissen gehören laut Hügi plötzlich vermehrt Müll, der achtlos im Wald zurückgelassen werde, Fäkalien von Menschen und Hunden sowie die Missachtung des Feuerverbots: Wegen der erneut langen Trockenheit sei die Waldbrandgefahr vom Kanton bereits auf die vierte von fünf Stufen erhöht worden; heute Donnerstag entscheide der Kanton über die höchste Stufe. Jäger hätten ihm sogar mitgeteilt, dass nachts Mountainbiker unterwegs seien. Dass das nicht erlaubt ist, stehe auf grossen Tafeln an prominenten Stellen. Dort schreibt der «Wald-Knigge» ausserdem vor, die BAG-Massnahmen einzuhalten, auf den Wegen zu bleiben, Felder, Wiesen und Traktorenspuren nicht zu betreten, auf Feuer und Picknick zu verzichten, Abfälle wieder mitzunehmen sowie bis zum Ende der Brut- und Setzzeit von Vögeln und Rehen am 31. Juli Hunde an der Leine zu führen.


Gemeindepolizei wenig präsent
Hügi selbst spricht die Waldnutzer auf ihr Verhalten an, wenn er es mitbekommt: «Ich kann bei renitenten Zeitgenossen aber keine Bussen verteilen.» Da er ausserdem im Gegensatz zu anderen Revierförstern keine eigenen Mitarbeiter habe, sei er darauf angewiesen, dass die Einwohnergemeinden ihrer Aufgabe nachkommen. Schon vor Corona habe er sich mehr Präsenz der Arlesheimer und Münchensteiner Gemeindepolizei im Wald gewünscht. Er hat aber auch Verständnis dafür, dass die Gemeindeverwaltungen derzeit andere Prioritäten haben. Die Zusammenarbeit mit den Werkhöfen habe gut funktioniert.

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