Die Kinderbetreuung der Gemeinde ist kein Selbstläufer

Die gemeindeeigene Kindertagesstätte ist nicht ausgelastet, während private Anbieter in Münchenstein florieren, obwohl diese keine Subventionen erhalten. Jetzt soll die Finanzierung neu geregelt werden.

Trotz subventionierter Tarife: Es harzt bei der Nachfrage im Tagesheim der Gemeinde Münchenstein (im Bild die Leiterin Melanie Mayer).  Foto: Lukas Hausendorf
Trotz subventionierter Tarife: Es harzt bei der Nachfrage im Tagesheim der Gemeinde Münchenstein (im Bild die Leiterin Melanie Mayer). Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Üblicherweise zeichnen sich objektfinanzierte Kindertagesbetreuungsangebote durch lange Wartelisten aus, weil sie weniger rasch auf eine sich ändernde Nachfrage reagieren können. Soweit die Theorie. Auf der Warteliste des von der Gemeinde betriebenen Tagesheims Münchenstein sind zurzeit nur zwei Kinder. «Normalerweise sind es zehn», sagt Philippe Anex, Leiter der Abteilung Kind, Jugend und Familie der Gemeinde Münchenstein. Und von den 18 Plätzen sind auch nur 16 belegt. Damit ist das Tagesheim zwar gut ausgelastet, die Nachfrage sei aber nicht sehr gross, so Anex. Im Sommer steht zudem ein Umzug zum Altersheim an, womit das Angebot auf 20 Plätze ausgebaut werden kann. Umso mehr fällt die tiefe Nachfrage ins Gewicht.

Das ist paradox, zumal es das einzige Tagesheim in der Gemeinde ist, das subventionierte Tarife anbieten kann. Sprich, die Betreuungskosten sind einkommensabhängig. So bezahlen Familien mit einem Einkommen von unter 40 000 Franken nur 18 Franken pro Tag, während ab einem Jahres-Nettolohn von 130 000 Franken der volle Tarif von 108 Franken pro Tag fällig wird. Die übrigen fünf privaten Kindertagesstätten in Münchenstein sind da im Vergleich wesentlich teurer. Im «Chinderstern» bei der Zollweiden beträgt der Tagestarif 110 Franken, in der «Kinderburg» sind es sogar 115 Franken, allerdings werden dort Rabatte von fünf bis zu 25 Prozent für Einkommen unter 50 000 Franken gewährt.

Zuschüsse direkt an die Eltern
Die Finanzierung der Kindertagesstrukturen wird zurzeit grundlegend überdacht. Bis im Herbst dieses Jahres soll dem Gemeinderat eine Vorlage unterbreitet werden, die ein Wechsel hin zur Subjektfinanzierung vorschlägt. Dabei kämen Eltern, die Betreuungsleistungen beanspruchen, direkt in den Genuss von einkommensabhängigen Zuschüssen und nicht die Kindertagesstätten.

Damit sind die Eltern frei in der Wahl des Betreuungsplatzes und die Anbieter stehen gewissermassen im Wettbewerb zueinander. «Die verschiedenen Standorte sprechen klar für die Subjektfinanzierung», sagt Anex. Dieses Modell kam erstmals in der Stadt Luzern zur Anwendung und hat sich in der Praxis mittlerweile durchgesetzt. Damit würden die Kinder in das nächstgelegene Tagesheim kommen und es fände eine bessere Durchmischung statt, ist er überzeugt. Zurzeit gibt es in Münchenstein sechs Kindertagesstätten, die Gemeindeeigene eingeschlossen, die 134 Betreuungsplätze anbieten. «Das ist nicht wenig», so Anex.

Nicht günstiger, aber effizienter
Zurzeit lässt sich die Gemeinde Münchenstein ihr Tagesheim an der Loog-strasse gegenüber des Kuspo rund 300 000 Franken pro Jahr kosten. Den Löwenanteil machen die Subventionen der Betreuungsplätze aus und rund 130 000 Franken davon fliessen als direkter Beitrag an die Institution. Mit dem Wechsel hin zur Subjektfinanzierung würde dieser Beitrag entfallen. Sparen würde die Gemeinde das Geld aber nicht zwingend.

Es würden einfach mehr Eltern in den Genuss von Subventionen kommen. Somit würden keine Defizite der Anbieter gedeckt werden, sondern einzig die Nachfrage gefördert werden. Und zwar flächendeckend, weil dann nicht wie bis anhin nur ein Tagesheim subventionierte Plätze anbietet, sondern im Grunde genommen alle Kitas. Damit kommen potenziell deutlich mehr bedürftige Eltern in den Genuss von Betreuungsangeboten und sind in der Lage, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

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