Gender-Fragen im Grünen

Noch bis zum 30. September gibt es einen Gender-Rundgang im Park im Grünen. Auf 13 Tafeln kann sich, wer will, zum Nachdenken und zum Dialog anregen lassen.

Tafel drei beim Gender-Rundgang: Manche Fragen lassen sich schon früh stellen. Foto: Axel Mannigel
Tafel drei beim Gender-Rundgang: Manche Fragen lassen sich schon früh stellen. Foto: Axel Mannigel

Ein Sommer- und Ferientag wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, sanfte Wolken, Wärme und Licht. Im Park im Grünen schlendern Familien, Kinder spielen am Wasser, Enten gründeln und Tauchhühner-Küken sehen zu, dass sie hinter ihrer Mutter herkommen. Ihrer Mutter? Warum nicht ihrem Vater? Ist es wirklich die Mutter? «Geschlecht ist überall», steht im Begleittext zum Rundgang Gender im Grünen. Und: «Was macht uns zur Frau, was zum Mann – und was führt darüber hinaus?»

In Zusammenarbeit mit dem Park im Grünen und mit Unterstützung des Stapferhaus Lenzburg hat das Migros-Kulturprozent diesen Rundgang initiiert. Auf 13 Tafeln finden sich Fragen, Infos und Stimmen zum Thema Geschlecht, manche eher allgemein («Wie sind die Geschlechterrollen verteilt?»), manche etwas mehr direkt («Welche Körperstellen rasierst du?»). Die Tafeln sind locker über das Gelände des Parks verstreut, es gibt eine Nummerierung, aber keine Reihenfolge. Das Booklet empfiehlt, sich treiben zu lassen und nach Lust und Laune dort zu halten, wo man möchte. Der Rundgang ist gratis und bei jedem Wetter machbar.

Diskussionsgrundlage bieten

«Die Migros hat sich zum Ziel gesetzt, anlässlich von 50 Jahren Frauenstimmrecht zu der Thematik in der ganzen Schweiz Schwerpunkte zu setzen», sagt Moritz Weisskopf, Mediensprecher Migros Basel. «Zusammen mit dem Stapferhaus haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, das Thema Geschlecht in einem öffentlichen Raum zu präsentieren.» Der Park im Grünen biete die Möglichkeit, sich auf einfache Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen, wenn man es denn wolle. Es bestehe die Möglichkeit, einfach durch den Park zu gehen, stehen zu bleiben, sich zu informieren und vielleicht sogar ins Gespräch zu kommen, aber – und das ist Weisskopf wichtig – vielleicht auch nicht: «Wir möchten nicht sagen, so oder so muss es sein, sondern eine Diskussionsgrundlage bieten.» Fakten, Hintergrund- und auch persönliche Geschichten sollen dazu beitragen, für sich selbst, aber auch im besten Fall mit anderen. «Geschlecht ist ein Thema, das aktuell eine grosse Rolle spielt. Wir wollten den Zugang dazu so niederschwellig wie möglich machen und so zum Nachdenken und zum Dialog anregen», sagt Weisskopf. Dementsprechend sind alle 13 Tafeln auch mit einer Frage überschrieben.

Breites Spektrum

Die Tafel neun gehört mit ihrer Frage «Ist Menstruation tabu?» wohl eher zu den direkten und hat Reaktionen ausgelöst. «Ja, an diesem Ort» hat jemand darauf geschrieben, ein anderer «Wieso?» und ein dritter fordert «Ehe für alle».

Fakt ist, dass das Thema seit Jahrtausenden tabuisiert wird. Noch vor 70 Jahren gab es den Glauben, dass Menstruationsblut giftig sei ... Eine andere eher direkte Tafel ist die Nummer vier mit der Frage «Wer gibt den ersten Kuss?». Hier gibt es sechs Fragen rund um Küssen und Sex, die alle mittels QR-Code von der Sexologin Ann-Marlene Henning beantwortet werden.

«Bei den Tafeln gibt es durchaus unterschiedliche Flughöhen», so Moritz Weisskopf. «Wir wollen ein breites Spektrum anbieten.» Tafel zehn beschäftigt sich mit Geschlecht zu Urzeiten und berichtet von der mittelalterlichen Kriegerin von Birka, die zuerst – natürlich – für einen Mann gehalten wurde. Übrigens: Die Vorstellung, dass der Mann jagt und die Familie beschützt, während die Frau sammelt und sich um die Kinder kümmert, stammt aus dem 19. Jahrhundert ... Viele weitere spannende Fragen warten in idyllischem Ambiente – los geht’s!

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