Wegweisende Preise für Medienkunst

Am letzten Donnerstag wurden zum dritten Mal die Pax Art Awards vergeben. Schauplatz war das HeK Basel, die Gewinner alte und neue Gesichter der Schweizer Medienkunst.

Preisstifter und PreisträgerInnen bei der Pax Art Awards-Verleihung (v. l.): HeK-Direktorin Sabine Himmelsbach,
Preisstifter und PreisträgerInnen bei der Pax Art Awards-Verleihung (v. l.): HeK-Direktorin Sabine Himmelsbach,

Objekte kommen auf den Betrachtenden zu. Es sind Pflanzen, Gerüste, Bananenkisten, Bilder, Lampen ... Wo der Eindruck entsteht, es ginge nicht mehr weiter, schlägt die Perspektive einen Haken, zoomt zurück und plötzlich sind ganz andere Objekte zu sehen als zuvor. Die Reise ist nie zu Ende, und alles Gesehene erscheint so kein zweites Mal. Es handelt sich um das Werk «Passage Park» des Schweizer Künstlerduos Monica Studer (1960) und Christoph van den Berg (1962). Die beiden zählen zu den Schweizer Pionieren der Medienkunst und kreieren diese seit über 30 Jahren. Eines ihrer bekanntesten Werke ist das virtuelle Hotel «Vue des Alpes» aus dem Jahr 2000. Die Gäste können ein Zimmer buchen, die Landschaft geniessen, den Gleissenhorn-Gletscher besuchen oder Tretboot fahren. Virtuelle Ferien sozusagen. Alle Arbeiten des Duos beinhalten Game-Engines, Computer-Rendering (Bildsynthese), digitale Echtzeit-Umgebungen, internetbasierte Räume und vieles mehr. Das Schauspiel von «Passage Park» etwa entsteht im Moment, in dem es betrachtet wird. Van den Berg: «Was wollen wir damit? Uns beschäftigen die Fragen, was Dinge, was Bilder sind sowie das Denken im Digitalen, Erinnerungen, Traum, Schlaf.»


Unbekannte Grössen
Studer und van den Berg erhielten den Hauptpreis in Höhe von 30 000 Franken «für ihre avancierte und langjährige Arbeit im Feld der Medienkunst», so Sabine Himmelsbach, Direktorin des Haus der elektronischen Künste Basel (HeK). Die Summe gliedert sich in zwei Teile: 15 000 Franken sind Preisgeld und zur Unterstützung für eine neue Arbeit. Die zweiten 15 000 Franken sollen den Erwerb eines Werks für die Sammlung der Art Foundation Pax ermöglichen. Die Stiftung gibt es seit 2017 und sie ist Teil der Schweizer Lebensversicherungs-Gesellschaft Pax mit Sitz in Basel. Ihr Zweck ist die Förderung der digitalen und medienbasierten Kunst in der Schweiz, welche, so Monica Studer, sich zwar weiterentwickelt habe, aber immer noch ein Nischendasein führe. Dass es in dieser Nische durchaus neues Leben gibt, zeigen die beiden Künstlerinnen Maria Guta (1983) und Simone C. Niquille (1987). Beide erhielten je 15000 Franken als Preisgeld und Ankauf eines ihrer Werke für die Art Foundation Pax.


Faszination und Neugier
«Momentan leben wir ja in einer sehr unsicheren Zeit, und das als Künstler noch verstärkt», sagt die in Rumänien geborene Maria Guta. Umso mehr freue sie sich über den Preis, der ihr ermögliche, Kunst zu schaffen, die sie sonst nicht machen könne. Sie beschäftigt sich in ihrem Werk, einem Kurzfilm, mit den Mechanismen der Selbstdarstellung und alternativen Cyber-Identitäten. Simone C. Niquille untersucht «die Digitalisierung der Biomasse», womit sie, so Kommunikationsverantwortliche Elena Kuznik, «den zunehmenden Einfluss des Digitalen auf unser räumliches Sein und unser körperliches Selbst» meint. Was fasziniert die Kunstschaffenden am Digitalen? «Die Faszination hat schon früh angefangen», lacht Studer. «Damals war das Feld noch offen und wir konnten es für uns erarbeiten. Und mit der Neugier sind wir immer weitergekommen.»

Weitere Artikel zu «Münchenstein», die sie interessieren könnten

Münchenstein24.04.2024

So individuell wie die Models: «Diese Kleider machen sichtbar»

Am 3. Mai findet die ­Modenschau «Eden» zum Thema Diversität auf dem Dreispitzareal statt. Die Vorbereitungen in den Couture Ateliers sind in vollem Gange.
Münchenstein17.04.2024

Einzigartig in der Region: Villa Merian erstrahlt in neuem Glanz

Nach der Sanierung und Restaurierung öffnet die Villa Merian am 28. April für die Öffentlichkeit ihre Türen. Die Ursprünglichkeit des Gebäudes ist spür- und…
Münchenstein10.04.2024

«Sinnliches Erlebnis»: Fantastische Welten in den Merian Gärten

Der Audiowalk «Unter freiem Himmel – eine Tonspur durch die Merian Gärten» feiert am kommenden Wochenende seine Premiere. Regisseurin Isabelle Stoffel…