Kanton will Glaskubus auf Gempen

Der Eigentümer des Restaurants «Gempenturm» möchte mit einem sanften Ausbau dem gestiegenen Besucherandrang Herr werden. Doch sein Bauprojekt ist dem Heimatschutz zuwenig progressiv.

Landschaftsschutzzone: Wird das Restaurant Gempenturm ausgebaut, muss es modern sein. So will es der Kanton.   Foto: ZVG
Landschaftsschutzzone: Wird das Restaurant Gempenturm ausgebaut, muss es modern sein. So will es der Kanton. Foto: ZVG

Hansruedi Kellenberger will sein Restaurant «Gempenturm» ausbauen. Denn die schöne Landschaft zieht immer mehr Besucher auf den Gempen. Um das heutige Erscheinungsbild nicht zu sehr zu tangieren, möchte er den Bau «spiegeln»: Der Erweiterungsbau sähe genau gleich aus wie die bestehenden Gebäudeteile. Doch dabei hat er nicht mit dem Heimatschutz gerechnet. Der folgt nämlich der Doktrin, dass bei Gebäuden in der Landschaft das Alte sich baulich deutlich vom Neuen abheben müsse, so wie es bei vielen Berghütten und Ausflugsrestaurants vorexerziert wurde: Ein wuchtiger Kubus steht dann im Kontrast zum historischen Gebäude. Für die einen ist das architektonisch spannend. Für die anderen ist es eine Verschandelung des vertrauten Landschaftsbilds.

Mittlerweile ist die Situation auf dem Gempen festgefahren. Kellenbergers Pläne zur Modernisierung des beliebten Ausflugsortes werden seit über zehn Jahren von den kantonalen Fachstellen abgelehnt. «Die Dokumente, die wir nach Solothurn liefern mussten, füllen ein ganzes Büro», sagt er. Zur Verbesserung der Parkplatzsituation etwa habe er jeden Standort auf seinem Areal angeboten. «Auf jeden neuen Versuch, den wir in Solothurn starteten, erhielten wir noch schärfere Auflagen.» Da sich die Behörde darauf stütze, die Pläne seien «architektonisch keine gute Lösung», werde er den Verdacht nicht los, dass es nur noch um das Prinzip der Machtdemonstration gehe, ärgert sich Kellenbergers Architekt Christian Brodbeck. «Der Bauherr bezahlt und der Beauftragte für Denkmalschutz bestimmt.»


Das Amt erwartet «Einsicht»

Brodbeck kann mit dem von Solothurn vorgeschlagenen Kubus aus Glas nichts anfangen. Er ist von seinen Plänen, das bestehende Gebäude stilgetreu auszubauen, überzeugt. In einer Umfrage hatten sich sowohl Besucher als auch die Bürger- und die Einwohnergemeinde hinter Brodbecks Vorschlag gestellt. Doch er sitzt am kürzeren Hebel. Den Vorwurf, den Ausbau des Restaurants auf dem Gempenturm verhindern zu wollen, weist man in Solothurn entschieden zurück. Der Gempenturm sei ein Ort, dessen Ausgangslage hohe gestalterische Anforderungen an das Bauvorhaben stelle, erklärt Lionel Leuenberger vom Amt für Raumplanung. «Sobald das Projekt die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, kann es auch bewilligt werden.» Für eine gute Lösungsfindung brauche es die Einsicht des Investors, nicht an den alten Plänen festzuhalten, sondern auf die beanstandeten Punkte eingehen zu können.

Der Beauftragte für Heimatschutz, Markus Schmid, führt aus, dass heute bei einem Ausbau an einem landschaftlich sensiblen Ort die Abgrenzung zwischen dem Bestehenden und dem Neuen erkennbar sein müsse. «Die Erweiterung eines Bergrestaurants soll in einer zeitgemässen Art erfolgen mit Bezug nach aussen, weil man den Ort aufsucht, um die Aussicht zu geniessen», erläutert Schmid. Ein Anbau mit viel Glas sei aber nur eine mögliche Variante.«Da unsere Vorschläge bei der Bauherrschaft nicht auf Gegenliebe gestossen sind, regten wir an, den Fächer zu öffnen mit einem Qualitätsverfahren.» Zum Beispiel mit einem Architekturwettbewerb.

Der Gempenturm befindet sich nicht nur in der Juraschutzzone des Kantons, sondern gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Denkmäler von nationaler Bedeutung BLN und unterliegt dem Waldgesetz. «Die Ausbaupläne für das Restaurant müssen sich nach den übergeordneten Vorgaben richten», präzisiert Leuenberger als zuständiger Kreisplaner des Amtes für Raumplanung. Zur Entschärfung der Fronten hatte sich das Forum Schwarzbubenland eingeschaltet. Der Witterswiler Kantonsrat Mark Winkler initiierte einen runden Tisch, an dem auch die Vertreter von Bürger- und Einwohnergemeinde teilnahmen. Nach dieser Aussprache liegt der Ball nun bei einem Planungsbüro in Solothurn.

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