Vom Frühling, Sommer, Herbst und Winter in Wort und Klang erzählt

Am Sonntagnachmittag überzeugte das Orchester Dornach unter Jonathan Brett Harrison mit Vivaldis «Die vier Jahreszeiten». Konzertmeister Oscar Garcia, ein hochkarätiger Violinist, spielte die Solopartien.

Virtuose Technik und Musikalität: Der Solist Oscar Garcia (l.) begeisterte die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer in der katholischen Kirche mit seinen Soli.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Virtuose Technik und Musikalität: Der Solist Oscar Garcia (l.) begeisterte die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer in der katholischen Kirche mit seinen Soli. Foto: Thomas Brunnschweiler

Antonio Vivaldis «Die vier Jahreszeiten» gehören zu den bekanntesten klassischen Stücken überhaupt. Sich an ein solch geläufiges Werk zu wagen, ist immer auch ein Risiko, weil bewusst oder unbewusst Vergleiche angestellt werden. In der sehr gut besuchten katholischen Kirche wurden die vier programmatischen Sonette von Vivaldi in der verbesserten Variante von Werner Brauns Übersetzung und dem von Giuseppe Acconcia gelesenen Original präsentiert. Mit dem frischen synkopischen Hauptmotiv begann «Der Frühling». Im zweiten Satz, in dem die Bratschen mit repetitiven Doppelnoten Struktur schaffen, zeigte Oscar Garcia seine Beherrschung des bruchlosen Legato-Spiels. Auch im Allegro wusste das Orchester durch homogenen Klang und differenzierte Dynamik zu gefallen. In «Der Sommer» wird in schleppenden Akkorden die Hitze spürbar. Im zweiten Satz begleitete das Orchester im Pianissimo die von Garcia wunderschön gespielte Solokantilene, immer wieder mit bedrohlichem Zwischenspiel unterbrechend. Souverän gestaltet Garcia im Presto das Gewitter mit virtuosen Tonleitern, Akkordbrechungen und Tonrepetitionen.


Musik, die erzählt

«Der Herbst» beginnt mit einem bäuerlichen Trinklied, einem schlichten Ritornell. Der Solist variiert es in verschiedenen Tonarten und mit kühnen Doppelgriffen. Das Orchester imitiert die höher werdenden Sprünge der Tänzer. Nachdem der Solist gleichsam musikalisch einschläft, wird noch einmal kurz das Ritornell angespielt. Im Adagio des zweiten Satzes in d-Moll hat Vivaldi auf den Solisten verzichtet. Es entwickelt sich eine spannungsreiche Akkordstudie, aus der sich die nebelfahle Melodie der ersten Geige herausschält. Kräftig und synkopisch beginnt der dritte Satz, der die herbstliche Jagd auf das Wild nacherzählt. Hier konnte Oscar Garcia erneut seine virtuose Technik und Musikalität unter Beweis stellen.


Erfolg für Orchester und Solisten

«Der Winter» beginnt mit einem dissonanten Staccato-Septakkord. In diesen Achtelnoten hätten Geigen- und Bratschenregister die technischen Möglichkeiten des Instruments mehr ausreizen können, um ein metallisch-kaltes Kratzen zu erzeugen, das die kältestarrende Atmosphäre noch kälter hätte erscheinen lassen. Diese subjektive Beanstandung ist das Einzige, was man dem ansonsten untadeligen Orchesterspiel vorwerfen könnte. Garcia brillierte im Solo, das den erbarmungslosen Wind darstellt, und vermochte einen Spannungsbogen aufzubauen. Im formal geschlossenen Mittelteil begleitet das Orchester die solistisch imitierte Behaglichkeit im Haus mit feinen Pizzicati, die den Regen nachahmen. Im letzten Satz, der das Laufen auf dem Eis umsetzt, entfaltete Garcia nochmals mit virtuosen Saitensprüngen und Läufen sein ganzes Können.

Kurz: Es war eine beachtliche Leistung des Orchesters, des Solisten und des stets präsenten Dirigenten Harrison. Grosser Applaus. Danach wurde im Pfarreisaal ein Apéro riche gereicht.

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