«Ich verstand mich hauptsächlich als Anwalt des Waldes»

Der nahezu 30 Jahre als Kreisförster für die Bezirke Dorneck-Thierstein tätige Forstingenieur Martin Roth arbeitet seinen Nachfolger Peter Tanner noch bis Ende Februar in seine neue Aufgabe ein.

Symbolische Amtsübergabe: Martin Roth (l.) überreicht seinem Nachfolger Peter Tanner die bewährte alte Messkluppe des Kreisforstamtes Dornach.  Foto: Roland Bürki
Symbolische Amtsübergabe: Martin Roth (l.) überreicht seinem Nachfolger Peter Tanner die bewährte alte Messkluppe des Kreisforstamtes Dornach. Foto: Roland Bürki

Wortgewandt, in feinem «Baseldytsch», aber mit auffallend viel Herzblut für Wald und Natur im Schwarzbubenland, blickt der Ende Februar aus dem Dornacher Amtshaus scheidende Kreisförster Martin Roth (65) auf seine nahezu 30 Jahre als Kreisförster für die Bezirke Dorneck und Thierstein zurück. Am 1. März 1990 hatte der junge Forstingenieur ETH nach Einsätzen im Emmental, im Berner Jura und in Schwarzenburg seine neue Stelle im Kreisforstamt Dornach angetreten. «Das war zur Zeit des Berliner Mauerfalls, der IBM-Kugelkopfschreibmaschine und der von Hand gezeichneten Waldpläne», lässt Roth im Gespräch mit dem Wochenblatt jene Zeit wieder aufleben. Um dann gleich auch seinen heutigen «sehr waldreichen» Forstkreis mit 23 Gemeinden, vier Forstrevieren und 8000 Hektaren Wald mit 60 Prozent Laub- und 40 Prozent Nadelholz in den Fokus zu rücken.

«Ich habe mich in den nahezu 30 Jahren hauptsächlich als Anwalt des Waldes oder als Mediator verstanden, galt es doch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig die Interessen an der Erhaltung der Natur zu wahren», betont Roth. Auf einer flugs hingezeichneten Skizze verdeutlicht er, wie der Forstingenieur mit einer zukunftsgerichteten Waldwirtschaftsplanung dafür sorgen muss, dass der Wald seine wichtigen Funktionen als Ort der Holzproduktion (Dorneck-Thierstein = 60%), als Rückzugsgebiet für die Biodiversität (25%) und als Schutzwald zur Sicherheit (15%) erfüllen kann. Dies ohne in Konflikte mit den zunehmenden Freizeitaktivitäten im Wald zu geraten, die sich immer variantenreicher gestalteten.

Schutzwald und Biodiversität

«Mit den seit 2012 vom Bund ausgerichteten Subventionen für Schutzwälder gegen Naturgefahren wie Steinschlag, Hangrutsche oder Überschwemmungen haben wir Neuland betreten», blickt der seit Ende 2018 im Vorruhezustand stehende «alt Kreisförster» auf 188 Schutzwälder im Schwarzbubenland. 20 Projekte mit Kosten von zwei Millionen Franken seien bereits umgesetzt worden. Grosse Erfolge zeigten – beispielsweise bei den letzten Winterstürmen – auch die seit zehn Jahren realisierten Sicherheits-Holzschläge entlang von rund 40 Kilometern an Kantons- und Gemeindestrassen. Weiter hebt Roth den «Leuchtturm Biodiversität Schwarzbubenland» hervor, wo in Sachen lichte Wälder, Biotopbäume, Altholzinseln, Waldrandpflege usw. bezüglich der Förderung von Tier- oder Pflanzenarten schon sehr viel erreicht worden ist.

Dass der Kreisförster daneben auch mit forstrechtlicher Aufsicht, Kalamitäten, Klimawandel, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit betraut ist, mache den Beruf spannend und abwechslungsreich. Noch bis Ende Februar führt Roth seinen Nachfolger, Forstingenieur Peter Tanner (49), in die Forstgeheimnisse des Schwarzbubenlands ein, um dann sein Büro zu räumen: «Dem Wald, dem Naturschutz und meinen Hobbies, dem Mountainbiking sowie dem Trommeln bei der «Gniesser Glygge Basel», bleibe ich aber auf jeden Fall erhalten.»

Sein Nachfolger, der eine Erstausbildung als Mechaniker bei der Swissair abgeschlossen, dann die Matura nachgeholt und an der ETH Zürich Forstwissenschaften studiert hat, liegt mit seinen Präferenzen für Schutzwald, Biodiversität und Erholungsnutzung ganz auf der Linie seines Vorgängers.

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