Neuestheater.ch: Ein junges dynamisches Team übernimmt das Zepter

Nach zwanzig Jahren übergaben Johanna Schwarz und Georg Darvas den Schlüssel an die nächste Generation. Diese will das Theater mit neuen, innovativen Formaten bespielen.

Auf der Bühne vereint: Das alte und das neue Leitungsteam. Foto: Heiner Leuthardt
Auf der Bühne vereint: Das alte und das neue Leitungsteam. Foto: Heiner Leuthardt

«Es braucht schon etwas Mut», sagte Esther Roth anlässlich des Festakts am Samstagabend. Mut, ein solches Projekt ausserhalb der Stadt zu starten, Mut, die Grenzen zu überschreiten und Neues zu wagen. Und die Leiterin des Amts für Kultur Basel-Landschaft betonte: «Georg Darvas und Johanna Schwarz hinterlassen ein grosses Vermächtnis.» Auch der Solothurner Regierungsrat Remo Ankli fand für das Theater am Bahnhof nur lobende Worte: «Das Theater ist heute ein kleines, feines Mehrspartenhaus, das in der Schweiz seinesgleichen sucht.» Dank dem Theater sei Dornach zum «sichtbaren Punkt auf der Karte des deutschsprachigen Theaterschaffens» geworden.

Dem konnte Gemeindepräsident Christian Schlatter nur beipflichten: Er sei sehr stolz, dieses Haus in Dornach zu wissen und wünschte dem neuen Team alles Gute für die kommenden Jahre. Auch Gemeindepräsident Markus Eigenmann betonte, wie wichtig das Kulturhaus für die umliegenden Gemeinden sei und sagte mit einer guten Prise Humor, dass das Theater «ja eigentlich auch ein Arlesheimer Haus» sei, schliesslich habe es zwischenzeitlich auf Arlesheimer Boden gespielt, als es noch in der alten «Wochenblatt»-Druckerei am Stollenrain zu Hause war. «Ich freue mich auf die Arlesheimer Chroniken, sagte er mit einem Augenzwinkern in Richtung des neuen Leitungsteams. Eine bewegende Rede hielt die Schauspielerin Gina Haller, die bei Johanna Schwarz und Georg Darvas als Teenager das erste Mal Theaterluft schnuppern durfte: «Ich bin heute Schauspielerin wegen euch», sagte sie und dankte dem Paar von Herzen dafür, dass es sich unermüdlich für sie eingesetzt habe.

20 Rosen für 20 Jahre

Johanna Schwarz dankte den unzähligen Menschen, die das Theater, so wie es heute ist, geprägt hätten. «Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen», betonte sie mehrfach. Und Theatermacher Georg Darvas erzählte, wie das Haus in seiner 20-jährigen Laufbahn gleich dreimal neu starten musste. Alles begann im alten Dorfkino in Dornach, einem «zerfallenden Haus», wo aber die Miete bezahlbar war. Als das Gebäude abgerissen wurde, zog der Theaterbetrieb weiter nach Arlesheim in die alte Druckerei des «Wochenblattes». 2015 konnte endlich der Neubau am Dornacher Bahnhof realisiert werden. Über die Zeit hätten sie den grossen Spardruck in der Kultur immer gespürt. Aber aufgeben, das sei nie in Frage gekommen. Mehr als einmal habe er die skeptische Äusserung gehört: «Mir hän das Theater nid bschtellt!» Doch ein Theater könne nicht bestellt, sondern nur von Menschen mit Leidenschaft erschaffen werden.

Zum Schluss seiner Rede dankte Darvas Johanna Schwarz mit einem Strauss aus 20 Rosen – für jedes gemeinsame Theaterjahr eine. Wie bereits bei der Neubaueröffnung im Jahr 2015 führte Urs Bihler wiederum als der schusselige Hauswart durch den Abend. Der Schauspieler ist mit dem Haus schon lange verbunden und regelmässig auf der Dornacher Bühne zu sehen. Seine köstlich humoristischen Einlagen erheiterten die rund 100 Gäste aus Politik, Kultur und der Theaterwelt und sorgten für viele Lacher. Der fantastische Mezzosopran von Solenn’ Lavanant bereitete dem Publikum zwischendrin wohlige Gänsehautmomente.

Raus ins Dorf

Und dann war es endlich so weit: Johanna Schwarz und Georg Darvas übergaben den Schlüssel an das neue Leitungsteam rund um Jonas Darvas, Eleni Foskett-Prelorentzos, Laure Aebi und Daniel Wernli.

Das junge Team will die Theaterräume mit neuen, innovativen Formaten bespielen. «Ein Highlight wird sicherlich ‹Die Vermessung der Dörfer›. Dabei gehen Künstlerinnen und Künstler raus in unsere Region und erkunden Dörfer in der Umgebung. Mit verschiedenen Medienformen werden sie ihre Eindrücke dann zurück ins Theater bringen», umreisst Jonas Darvas das Projekt gegenüber dem «Wochenblatt». Ob es eine grosse Veränderung unter seiner Leitung geben werde? «Ich bin 30 Jahre jünger als mein Vater, ich glaube, schon nur deswegen wird es eine Veränderung geben», sagt der Regisseur und lacht. Sein Ziel sei es, das Publikum stark miteinzubeziehen – es soll «mittendrin» sein. Das Theater soll zu einer neuartigen Produktionsstätte für das Geschichtenerzählen heranwachsen.

Dass Jonas Darvas auf der Bühne hervorragend Geschichten erzählen kann, hat auch der Kanton bemerkt: Am 9. Juni erhielt der Regisseur, Produktionsleiter und Produzent für Theatermusik den mit 15000 Franken dotierten Förderpreis Theater vom Kanton Solothurn. Das neuestheater.ch in Dornach wird seine Türen am 30. September unter der neuen Leitung öffnen. Die nächste Saison wird sicher einige Überraschungen bringen.

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