«Begegne den Menschen mit Anstand und Empathie»

Der «Preis für Musik» geht an den Dirigenten und «Classionata Solothurn»- Intendanten Andreas Spörri. Das «Wochenblatt» hat mit dem Kunst- schaffenden aus Hochwald gesprochen.

Keine Herausforderung ist zu gross: Andreas Spörri dirigiert seit 2010 am Wiener Opernball. Foto: zVg
Keine Herausforderung ist zu gross: Andreas Spörri dirigiert seit 2010 am Wiener Opernball. Foto: zVg

Wochenblatt: Vergangene Tage wurden Sie mit dem «Preis für Musik» des Kantons Solothurn ausgezeichnet. Neben Ehre und Ruhm ist der Fachpreis mit 10 000 Franken dotiert. Welche Bedeutung hat der Preis für Sie?
Andreas Spörri: Es freut mich ausserordentlich, dass ich diese Anerkennung für meine bald 30-jährige Kulturvermittlung und meine Konzerttätigkeit erhalten habe. Als Gründer und musikalischer Leiter des «Classionata Musikfestivals», ab 1999 in Mümliswil und seit 2019 in Solothurn, oder als künstlerischer Leiter des Dirigentenwettbewerbs «Prix Credit Suisse» anlässlich der «Internationalen Musikwoche Grenchen» konzertierte ich auch regelmässig in der Region, wie zuletzt 2018 mit den Münchner Symphonikern in der Kirche Dornach.

Sie haben unzählige Orchester geleitet, unter anderem das Hermitage Symphony Orchestra in St. Petersburg. Seit Jahren dirigieren Sie Orchester wie das Wiener Opernball-Orchester oder die Münchner Symphoniker und waren Chefdirigent des Cairo Symphony Orchestra sowie Gastdirigent in Montreal, um nur einige Ihrer Engagements zu nennen. Seit 2010 dirigieren Sie am Wiener Opernball. Eine Herausforderung folgt auf die nächste, wie schaffen Sie das?
Die Begeisterung für meinen Beruf gibt mir den Antrieb und die Kraft, Musik zu vermitteln. Die Musik ist eine wunderbare Zeit-Kunstform. Wir hören den Klang und jeder Mensch hat mit diesem Klang sein eigenes Erlebnis, jedoch in einer Gemeinschaft. Es ist
ein nicht festzuhaltendes Erlebnis, welches zwischen Dirigent, Orchester und dem Publikum entsteht. Diese Konzertatmosphäre zu erleben ist für mein Leben eine unglaubliche Bereicherung.

Sie sind sozusagen in den Metropolen der Welt unterwegs und leben in der 1300-Seelen-Gemeinde Hochwald. Ihr Kraftort?
Ja, eindeutig. Als Dirigent ist man sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Um sich als Interpret vorzubereiten, braucht man einen wohlwirkenden «Hafen». Interpretation bedeutet ja, dass man eine Aussage nach dem eigenen Verständnis zu machen hat. Dies braucht Ruhe und Konzentration.

Ihr Lebensmotto?
Begegne den Menschen mit Anstand und Empathie. Dies wird in der heutigen Zeit immer wesentlicher. Ein ressourcenorientiertes (nicht zu verwechseln mit Kuschelkommunikation) und nicht schwächeorientiertes Feedback ist der Schlüssel, dass jeder Mensch sein Potenzial zeigen und über sich hinauswachsen kann. Dies wirkt sich zum Beispiel enorm auf die Konzertqualität aus.

Das für 2020 geplante Musikfestival «Classionata Solothurn» musste corona-bedingt zweimal abgesagt werden und wurde nun auf Ende März 2021 verschoben. Inwieweit hat Sie Corona in Ihrem Tun ausgebremst?
Als mich die Staatsoper Wien am letzten Mittwoch informierte, dass der Opernball 2021 abgesagt wird, hat es mich schon sehr getroffen, obwohl es zu erwarten war. Als künstlerischer Leiter ist auch die grosse Arbeit mit all den Absagen und Verschiebungen ein einmaliges Geschehen. Musik ist für mich «klanggewordenes Leben». Das Virus wäre nur mit einem lang anhaltenden Dissonanz-Klang darzustellen.

Preisverleihung im kleinen Rahmen
Der Solothurner Regierungsrat verleiht jährlich die Kunst- und Kulturpreise auf Antrag des Kantonalen
Kuratoriums für Kulturförderung.
Der Kunstpreis ging in diesem Jahr an Autor Alex Capus. Neben dem Kunstpreis werden acht Fachpreise, darunter Preise für Musik und ein Anerkennungspreis vergeben. Die Übergabefeier (im kleinen Rahmen/ mit Schutzkonzept) ist für den 16. November geplant.

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