Die Fronten sind verhärtet: Mitte Dezember entscheidet der Kirchenrat

Im Streit zwischen der reformierten Kirchen­pflege und dem freigestellten Pfarrer Grüninger konnte auch vergangenen Sonntag keine Einigung erzielt werden.

Es knisterte am vergangenen Sonntag im Gebälk der schönen Kirche am Stollenrain zu Arlesheim, die Anspannung schien in der Luft zu liegen, als nach dem Gottesdienst die Kirchgemeindeversammlung tagte. Unter dem Traktandum mit dem schlichten Vermerk «Aussprache» sollte es Informationen über den im Juni 2020 eskalierten Konflikt zwischen der reformierten Kirchenpflege und dem freigestellten Pfarrer Matthias Grüninger geben. War die Öffentlichkeit an der ausserordentlichen Versammlung im August ausgeschlossen, sassen am Sonntag einige Medienvertreter auf der Empore. Dass die Nerven in der Kirchenpflege blank liegen, zeigte sich an der besonderen Begrüssung, die Medienschaffenden durch die Präsidentin der Kirchenpflege, Kathrin Meffert, zuteil wurde: «Wir freuen uns, wenn sich die Medien für die Kirche interessieren. Es wäre aber schön, wenn sie auch über positive Dinge berichten und nicht nur, wenn es Streit gibt.» Wer sich unter der angekündigten Aussprache eine Klärung der Situation erhofft hatte, wurde enttäuscht, denn an der verfahrenen Situation habe sich nichts geändert, wie Meffert darlegte: «Die Mediation, wie sie nach der Versammlung im August geplant war, kam nicht zustande, Gesprächsversuche sind gescheitert.» Während der Versammlung zeigte sich immer wieder, wie stark der Konflikt die Kirchgemeinde prägt: Der neuen Kandidatin für die Kirchenpflege, Margret Föppl-Georg, sprachen Unterstützer des freigestellten Pfarrers ihr Misstrauen aus, stellten den Antrag, nicht auf die Nominierung einzutreten – Föppl-Georg sei nicht «vertrauenswürdig», weil sie den freigestellten Pfarrer als «psychisch krank» bezeichnet habe, was diese allerdings dementierte. Wie schon im Sommer mit der Petition «Pro Pfarrer Grüninger» unterlagen die Unterstützer des Pfarrers aber auch diesmal. Der Antrag wurde abgelehnt.

Konfliktursachen weiterhin unbekannt

Was Pfarrer Grüninger konkret vorgeworfen wird, bleibt indessen weiterhin unklar. Im Umfeld der Kirche war von «aggressivem» oder «aufbrausendem Verhalten» die Rede. Das von Pfarrer Grüninger vorgebrachte Narrativ, er sei wegen seiner Einstellung gegenüber den Corona-Massnahmen freigestellt worden – er warnte im Sommer 2020 öffentlich vor der zweiten Welle, während die Kirchenpflegepräsidentin die Massnahmen im Rahmen der Pandemie kritisch betrachtet –, lässt die Kirchenpflege nicht gelten: Beschwerden über das Verhalten von Pfarrer Grüninger gebe es bereits seit 2013. «Die Kirchenpflege kann aufgrund des Persönlichkeitsschutzes sowie der Schweigepflicht als Behörde keine näheren Angaben machen», so Meffert. Es seien aber «Dinge vorgefallen», die eine Freistellung unumgänglich gemacht hätten. Während die Kirchenpflege an ihre Schweigepflicht gebunden sei, würden aus dem Umfeld des Pfarrers «Dinge behauptet, die so nicht stimmen.»

Grüninger verteidigt sich

«Die Mehrheit der Gemeinde steht auf meiner Seite», zeigt sich Grüninger auf Nachfrage des Wochenblatts überzeugt. Dies zeigten ihm «unzählige Zuschriften», die er erhalten habe. Er wirft der Kirchenpflege im Vorfeld und an der Versammlung im August «Trickserei» vor: Sie würde Personen «mit falschen Behauptungen» auf ihre Seite ziehen – insbesondere solche, die in der Kirche Halt und Gemeinschaft suchten, sich nicht trauten, aufzumucken: «Darunter sind auch Menschen, die eigentlich zu mir standen.» Um jemanden zu suspendieren, müsse etwas Gravierendes oder strafrechtlich Relevantes vorgefallen sein, dies sei aber «nie der Fall gewesen». Die Kirchenpflege schiebe den Persönlichkeitsschutz und das Amtsgeheimnis vor, dabei habe er die Kollegen selbst von der «Schweigepflicht befreit».

Am 17. Dezember muss Grüninger vor den Kirchenrat treten, wo er mit dem endgültigen Entscheid konfrontiert wird. «Ich muss damit rechnen, entlassen zu werden», so Grüninger.

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