Acht Künstler – acht Welten

Die attraktive Werkschau «Fokus» der Arlesheimer Gruppe werk.hoch.acht zeigt acht künstlerische Positionen. Die von Isabel Balzer vorbildlich kuratierte Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen.

Harmonisches Ensemble: «Eingemachtes» von Lotti Kofler und die Fotos von Christian Jäggi.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Harmonisches Ensemble: «Eingemachtes» von Lotti Kofler und die Fotos von Christian Jäggi. Foto: Thomas Brunnschweiler

Allen, welche die Räume im Parterre und im Obergeschoss der Trotte Arlesheim betreten, werden die Weite und die Unverstelltheit dieser ambitionierten Schau sofort ins Auge fallen. Weder Raumteiler, noch Vitrinen oder im Zentrum platzierte Skulpturen beengen den Blick. Mit der Änderung des Namens AchtArt zu werk.hoch.acht gibt die Gruppe programmatisch ihr Werkverständnis als kontinuierlichen Prozess zu erkennen. Das «Hoch» ist die mathematische Funktion einer Potenzierung. Hier werden die künstlerische Dynamik und das Potenzial der Einzelnen in die achte Potenz erhoben. Gemäss der Einführung der Kunsthistorikerin Isabel Balzer «hat auf den ersten Blick die Gruppe künstlerisch nicht viel gemein». Aber die positive Lebensphilosophie und die hohe Sensibilität, ja Verletzlichkeit, verbinden die sechs Künstlerinnen und die zwei Künstler.


Schwebende Zeichnungen und Orgelspiele

Die grossformatigen Grafitzeichnungen von Gregor Bezzola sind unter der Raumdecke im Parterre angebracht. Diese Positionierung von Einzelblättern bricht mit der Tradition des durchgehenden Deckengemäldes. Auch die Motive sind nicht sakral oder historisch, sondern entstammen einem «alltäglichen visuellen Vokabular», wie Balzer schreibt.

Franziska Daniela Burkhardt findet ihre Motive vor allem im Tierreich. Sie malt nur Tiere, «die sie selber erlebt und abgezeichnet hat und bei denen sie sich innerlich berührt fühlt». In ihrem sprachlichen wie gestalterischen Ausdruck ist Barbara Groher äusserst konsequent. Ihr traumwandlerisches Gespür für Form und Sprache wird in der dreiteiligen Arbeit «Ich – Wirklichkeit an sich, in sich, für sich» sichtbar. Das Werk besteht aus einem Künstlerbuch «46 PoemCollagen» und einem Spiegel. Elsbeth Stöcklin arbeitet gerne mit Recyclingverfahren. Mit Papierrollen aus Originalradierungen lässt sie anmutige Skulpturen entstehen, die sie «Orgelspiele» nennt. Gret Spengler rhythmisiert auf ihren Bildern Formen mit Tusche und Aquarellfarbe. Ihre einzigartigen, filigranen Zeichnungen lassen das fortgeschrittene Alter der begabten Künstlerin vergessen.


Machtwörter und Gesellschaftskritik

Im ersten Stock offenbaren Angelika Steigers Werke die grosse Liebe zu fremden Kulturen und Welten. Steigers Aufenthalt in Surinam (Südamerika) hat sich auf ihr Schaffen ausgewirkt. So bannte sie die bei den Einwohnern des Dorfes Botopasi geläufigen positiven Wörter als «Machtwörter» auf leuchtende Würfel oder häkelte sie mit Roter Wolle. Die Lichtvitrine «Eingemachtes» mit den pulsierenden Lichtern zieht den Blick fast als Erstes an. Es ist ein Werk von Lotti Kofler, die daneben die «Sketches of pain» sowie «Byoga Oru», eine gefaltete Zeichnung in japanischer Tradition, zeigt. Der Fotograf Christian Jäggi präsentiert drei Bilder, deren Titel aus dem Vaterunser stammen. Sie wirken eindrücklich, bewegend, beklemmend und melancholisch. Jedes Bild führt einem die Gefährdung je durch Konsumismus, Wirtschaftsmonopole und Terrorangst vor Augen. Ein grosses Lob verdienen Isabel Balzer für das ausgezeichnete Kuratieren und die Kulturkommission für ihr Engagement. Die Ausstellung in der Trotte läuft noch bis 22. Dezember.

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