Wo die Musik spielt

Die Musikschule Arlesheim feiert am Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen mit einem grossen Fest und ganz viel Musik. Sie darf auf eine stolze und bewegte Geschichte zurückschauen.

Historische Aufnahme: Das Klarinetten-Ensemble von Brigitte Higgins, Lehrerin an der Jugendmusikschule, wie die Musikschule Arlesheim in Ihren Anfängen noch hiess.  Foto: ZVG
Historische Aufnahme: Das Klarinetten-Ensemble von Brigitte Higgins, Lehrerin an der Jugendmusikschule, wie die Musikschule Arlesheim in Ihren Anfängen noch hiess. Foto: ZVG

Ein musikpädagogischer Studienaufenthalt des Sekundarlehrers Roman Huggel in den USA brachte den Stein 1959 ins Rollen: «Ennet dem Teich» traf er auf eine vorbildliche Musikschule und fragte sich: «Würden auf unserem Boden je Strukturen wachsen können, die unseren Kindern zu ähnlichen Erlebnissen verhelfen könnten?» Dank viel Engagement seitens des Gemeinderats, der Schulpflege und der Baselbieter Erziehungsdirektion wurde Huggels Vision 1962 in die Realität umgesetzt. Arlesheim hatte eine Jugendmusikschule, an der Kinder fortan nicht nur Instrumentalunterricht erhielten, sondern schon von Beginn weg auch das Musizieren in Gruppen lernten.

Mittlerweile kann die Musikschule Arlesheim, an der heute 465 Schüler von 35 Lehrkräften auf 24 Instrumenten ausgebildet werden, auf eine 50-jährige Geschichte zurückblicken. Dieses Wochenende wird das Jubiläum mit einem zweitägigen Fest rund um das Domplatzschulhaus würdig gefeiert (siehe Infokasten).

Im Wandel mit der Musik
In 50 Jahren ist auch die Musik nicht stehen geblieben. In den 60er-Jahren, als die Musikindustrie die Jugend als neue Zielgruppe erfand, war die Musikschule zu Beginn schon konfrontiert mit der popkulturellen Revolution, die nicht nur das Musikverständnis nachhaltig prägte. Eine Entwicklung, der sich die Schule nicht verschliessen konnte. «Eine Musikschule muss wache Ohren haben für die Entwicklungen in der Musik», sagt auch ihr aktueller Leiter, Thomas Waldner. Das Neue sorgte aber auch immer wieder für Spannungen, stand doch die Popmusik damals noch im Widerspruch zur herrschenden (E-) Kultur. «Die Schüler fanden es lässig, aber ich hatte wegen meines Ungehorsams einen Riesenstress», erinnert sich die erste Gitarrenlehrerin Heidi Saladin, die dem Wunsch ihrer Schüler, Beatles-Stücke zu spielen, schon in den frühen 1960er-Jahren entsprach. Entgegen der Auflage von Schulleiter Huggel, klassisch zu unterrichten. Heute haben alle Sparten ihren Platz in der Musikschule. Das ist nicht zuletzt das Verdienst des langjährigen Leiters Peter Koller, der die Musikschule während 31 Jahren bis 2010 prägte. «Er war immer sehr progressiv und auf keinen Fall ein Verhinderer», meint Thomas Waldner.

Privileg und Standortvorteil
Der Wert einer guten Musikschule wurde in Arlesheim schon früh erkannt. Waldner darf heute sagen, dass es ein Glück sei, hier tätig zu sein, wo die Musik als integraler Bestandteil der Bildung gesehen wird. «Es wäre auch schön, wenn Familien hierherziehen, weil es auch eine gute Musikschule hat», sagt er. Vielleicht ist das schon so. Auf jeden Fall hat die Musikschule immer wieder von sich reden gemacht. Mit Fernsehauftritten von Jean-Claude Forestiers Vibrafon-Ensemble «The Hamp-Tones», das sogar mit dem weltberühmten Jazz-Vibrafonisten Lionel Hamptones, der oft in Arlesheim zu Besuch war, spielte. Oder die Einladung von Jimmy Carters First Lady Rosalynn ins Weisse Haus 1982, die dank der Jimmy Carter Melody, einer Komposition des Klarinettenlehrers Akos Holéczy, die grosses Aufsehen erregte, zustande kam. Zum prestigeträchtigen Vorspiel seines Holzbläserensembles kam es aber nicht. Dazu hätte Carter wieder zum US-Präsidenten gewählt werden müssen.

Highlights aus dem Festprogramm
Samstag, 8. September:
Notturno, Mehrzweckhalle, 18 Uhr: szenisches Musiktheater, zur Vorstellung der Musikschule und ihrer Instrumente. Leitung: Andrea Pfaehler. Beatlemania, Hauptbühne, 20 Uhr: Jugendchor, Band und kleinem Orchester spielen Beatles in neuen Arrangements. Ab 20.45 Uhr: Apocalyptica, Cellos und Schlagzeug spielen Metallica. Ab 21.30 Festbetrieb und Salsa mit Son de la Suiza.

Sonntag, 9. September:
Am Sonntag wird das Fest im Dom mit einem Gottesdienst unter Mitwirkung des Gesangsensembles Asteres eröffnet. Anschliessend den ganzen Nachmittag Konzerte, Workshops und Folk-Danzeria.

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