Neubau fürs Heilmittellabor

Das Heilmittellabor der Klinik Arlesheim stellt seit 100 Jahren anthroposophische Medikamente her. Nun soll es in einem neuen Holzbau Platz finden.

Alles an einem Ort: Auf drei Stockwerken und einem Kellergeschoss sind Räumlichkeiten für das Heilmittellabor und Büros für die Verwaltung geplant. Visualisierung: ZVG
Alles an einem Ort: Auf drei Stockwerken und einem Kellergeschoss sind Räumlichkeiten für das Heilmittellabor und Büros für die Verwaltung geplant. Visualisierung: ZVG

Öle, Salben, Tropfen, Globuli, Injek­tionen, aber auch Wachsplatten und Tees – die Vielfalt der im Heilmittellabor der Klinik Arlesheim hergestellten Produkte ist riesig. Medikamente für Patienten der Klinik und für Apotheken werden hier entwickelt und produziert. Damit ist das Heilmittellabor neben Weleda und Wala einer der drei grössten Heilmittelhersteller im anthroposophischen Bereich. «Hier wird alles hergestellt, was den Körper stärkt und pflegt», erklärt Gallus Stöckler, Leiter der hauseigenen Apotheke der Klinik. Für die meisten Heilmittel werden frische Pflanzen verwendet, die – wenn immer möglich – bei Sonnenaufgang geerntet wurden, denn: «Wir glauben, dass die Wirkkraft von Pflanzen morgens am grössten ist.» Die Pflanzen stammen entweder aus dem hauseigenen Garten oder von biologisch-dynamisch geführten Bauernbetrieben aus der Region. Doch nicht nur Pflanzen werden gesammelt – auch tierische Stoffe werden verarbeitet. So zum Beispiel Ameisen, deren Säure bei Rheuma und Gicht helfen soll. Die kleinen Tiere werden in einem Ameisenhaufen auf einem jurassischen Hof «geerntet», wie Gallus Stöckler es formuliert. Dies geschehe aber immer im Einklang mit der Natur, versichert der Apotheker. «Wir ernten immer nur so viel, dass das Ökosystem nicht beeinträchtigt wird.» So kann es auch vorkommen, dass ein ­Medikament längere Zeit nicht zur Verfügung steht, weil die Rohstoffe zum Beispiel wegen schlechter Witterungsverhältnisse nicht vorhanden sind. «Das führt zum Teil zu heftigen Reaktionen bei der Kundschaft, aber daran können wir nichts ändern.»

Aufwendige Verfahren

Wer nun glaubt, für die anthroposophischen Medikamente würden einfach Pflanzenteile zerkleinert und zusammengerührt, der irrt: «Wir behandeln Pflanzen und Pflanzenteile rhythmisch, damit sie ihre volle Kraft entfalten können», sagt Gallus Stöckler. Der Aufwand ist immens, denn die «rhythmischen Verfahren» richten sich unter anderem nach dem Sonnenstand. So müssen die in Fässern gelagerten Pflanzensude teilweise während einer Woche morgens und abends – pünktlich zu Sonnenauf- und untergang – in die Sonne gestellt und gerührt werden. In der restlichen Zeit stehen sie in einer abgeschirmten Box aus Holz, Torf und Zink, um sie vor äusseren Einflüssen zu schützen.

Nicht nur mit Licht, auch mit unterschiedlichen Temperaturen wird gespielt: Immer wieder werden die Inhaltsstoffe erwärmt und wieder abgekühlt. «Wir sind überzeugt, dass die Heilstoffe in den Pflanzen durch unsere Behandlung stärker werden», sagt Stöckler. Überprüft werden die Heilmittel und deren Herstellung von internen Kon­trollen, aber auch unabhängige Stellen, wie die Schweizerische Zulassungs- und ­Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, Swissmedic, führen Kon­trollen durch.

Neubau mit drei Stockwerken

Das Heilmittellabor ist in den vergangenen 100 Jahren gewachsen und mittlerweile über das ganze Gelände verteilt. Das Mitarbeiterhaus, in dem der grösste Teil des Labors untergebracht ist, muss wegen des schon lange geplanten Klinikneubaus bald abgerissen werden. Deshalb ist nun ein weiterer dreistöckiger Neubau aus Holz geplant, der alle Teile des Labors und zusätzlich einen Stock mit Büroräumlichkeiten für die Verwaltung beherbergen soll. Der Holzbau wird dort gebaut, wo früher die alte Klinikwäscherei stand. So zeigen es die bereits aufgestellten ­Pfeiler.

Auch bei diesem Bau soll sogenanntes Mondholz verwendet werden – also Holz, das bei einer bestimmten Mondphase gefällt wurde und gemäss Theorie deshalb dichter und haltbarer sein soll. Nachhaltigkeit sei der Klinik sehr wichtig, betont Verena Jäschke, Leiterin Kommunikation. Deshalb werde das Dach des Neubaus ­begrünt und eine Fotovoltaikanlage in­stalliert. Was mit der grossen Platane geschehe, die auf dem Klinikareal steht, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht klar.

Das Baugesuch für den Holzneubau ist am 22. Februar, dem 145. Geburtstag Ita Wegmans, durch die Verwaltungsräte Philipp Schneider und Karl-Heinz Zeller unterzeichnet worden. Ein gutes Zeichen, sind die Verantwortlichen überzeugt. Wenn der Baubeginn wie geplant im Sommer erfolgt, kann der Neubau Anfang 2022 bezogen werden.

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