Keine Alterssiedlung auf der Gemeindewiese
Der Seniorenrat Aesch-Pfeffingen fordert, dass in der Gemeinde für ältere Menschen Wohnungen gebaut werden. Eine Machbarkeitsstudie konnte nicht helfen.

Die Bevölkerung wird immer älter, auch im Birstal. Entsprechend wichtig ist es, dass Seniorinnen und Senioren auch im Alter geeigneten Wohnraum vorfinden. Der Seniorenrat Aesch-Pfeffingen hat es sich darum zur Aufgabe gemacht, den Gemeinden Massnahmen vorzuschlagen, damit die älter werdende Bevölkerung selbstbestimmt und so lange wie möglich im gewohnten Umfeld weiterleben kann.
Eine solche Massnahme sind Alterswohnungen. Jüngstes Beispiel ist die Wohnsiedlung Aere in Aesch und Reinach. Dort entstehen neben gewöhnlichen Miet- und Eigentumswohnungen auch Alterswohnungen sowie ein Alters- und Pflegeheim. Sämtliche Wohnungen für ältere Menschen sind bereits vergeben, das Bedürfnis scheint also durchaus vorhanden zu sein.
Im Zweckverband Versorgungsregion Alter Birstal (VRAB) haben sich die Gemeinden Aesch, Arlesheim, Duggingen, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach zusammengeschlossen. Bis auf Pfeffingen besitzen oder planen alle auf ihrem Gemeindegebiet solche Wohnformen. Der Seniorenrat Aesch-Pfeffingen fordert darum, dass auch hier Wohnraum für ältere Menschen geschaffen wird.
Ist ein solches Bauvorhaben überhaupt umsetzbar?
Obwohl Pfeffingen die zweitkleinste der Verbandsgemeinden ist, gäbe es auch hier ein Bedürfnis für Alterswohnungen. Das sagt Seniorenratspräsident Toni Bärlocher, der selbst in Pfeffingen wohnt. Und obwohl Pfeffingen nur wenig gemeindeeigene Landreserven besitzt, hat Bärlocher auch das passende Bauland dafür gefunden: «Die Gemeindewiese ist die, realistisch betrachtet, einzig mögliche Option für Alterswohnungen in Pfeffingen», sagte Bärlocher bereits vor zwei Jahren gegenüber dem Wochenblatt.
An der Gemeindeversammlung im Dezember 2022 wollte die Gemeinde auf einem Teil dieser Parzellen eine Street-Workout-Anlage bauen, blitzte jedoch vor dem Souverän ab. Bärlocher brachte an derselben Gemeindeversammlung den Antrag durch, dass die Gemeinde 30000 Franken für eine Machbarkeitsstudie bezüglich Alterswohnungen budgetiert. Im vergangenen Dezember informierte der Gemeinderat an der GV über die Ergebnisse dieser Studie. Das Hauptproblem sei: Die Zulässigkeit für das in der Machbarkeitsstudie vorgestellte Projekt durch einen privaten Investor sei nicht genügend abgeklärt. Da die drei Parzellen südlich neben der Gemeindeverwaltung in der Zone für öffentliche Werke und Anlagen liegen, könne das Projekt – so die Rückmeldung von Seiten des kantonalen Rechtsdienstes des Bauinspektorates – nicht umgesetzt werden.
Kaum noch freie Zonen und viele Unsicherheiten
«Für uns stellte sich zusätzlich die Frage: Wie teuer müssten wir als Gemeinde das Land zur Verfügung stellen, damit ein privater Investor bauen würde?», erklärt Gemeindepräsident Ruben Perren. Es sei darum schwierig, die letzte freie Zone für öffentliche Werke und Anlagen abzugeben, ohne genau zu wissen, zu welchem Preis ein privater Investor danach Wohnungen anbieten würde. Beim betreuten Wohnen müssten die Wohnungen auch finanzierbar sein für ältere Menschen. Auch darum werde das Projekt der Machbarkeitsstudie an dieser Stelle nicht weiterverfolgt.
Dabei wollen es Bärlocher und der Seniorenrat aber nicht belassen. Sie werfen dem Gemeinderat ein Desinteresse gegenüber der Thematik vor. Das habe sich gerade auch darin gezeigt, dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie kurz und knapp unter dem Traktandum «Verschiedenes» vorgestellt wurden. Ausserdem sei der Seniorenrat, der das ganze Thema angestossen habe, in der Studie völlig aussen vor gelassen worden. Das habe Bärlocher verwundert, da er bei der Altersstrategie der Versorgungsregion Alter Birsstadt im vergangenen Frühling Einsitz hatte.
«Das Thema ist wichtig und muss angegangen werden», sagt Perren. Es sei aber eine Thematik, die gemeindeübergreifend betrachtet werden müsse. Der Zweckverband VRAB bearbeite das Thema im Rahmen der Massnahmenplanung zur Strategieumsetzung. Man erwarte gespannt deren Resultate.
Aussprache brachte keine neuen Erkenntnisse
Seit der Gemeindeversammlung hat eine Aussprache zwischen dem Seniorenrat und der Gemeinde stattgefunden, an der Ausgangslage hat sich dadurch nichts geändert. Das Band zwischen Senioren- und Gemeinderat ist in dieser Sache zerschnitten. Bärlocher ist aber weiterhin überzeugt, dass in Pfeffingen Alterswohnungen gebaut werden müssen. Er bezieht sich dabei auf mehrere Studien und auch Gespräche, die das Bedürfnis belegen würden.
«Alle anderen Gemeinde in der Region haben etwas gemacht, nur Pfeffingen nicht. Das ist gewaltig enttäuschend», sagt er. Aufgeben will Bärlocher nicht. Er plane abzuklären, ob sich Notruf und Servicedienste auch bei dezentralen Überbauungen realisieren liessen, wie es in Alterssiedlungen der Fall ist. So könnte eine Art Alterssiedlung light im Quartier entstehen.
Perren gibt zu bedenken, dass es in Pfeffingen bereits altersgerechte Wohnungen gebe, jüngstes Beispiel sei der Neubau gegenüber der Kirche. Die Gemeinde selbst besitze aber keine Wohnungen, wo sie weitere Angebote schaffen könnte. Aus Sicht der Gemeinde geniesse eine gute ambulante und stationäre Versorgung höchste Priorität. Beim Thema Wohnen im Alter müsse aber über die Gemeindegrenzen hinweg geplant werden, damit dem Bedürfnis nachhaltig begegnet werden kann. Hier gelte es abzuwarten, zu welchen Schlüssen der neue Zweckverband kommt.