Satire mit Alpenkräuterduft

Dominic Deville war mit seinem Soloprogramm «OFF!» am letzten Samstag zu Gast im Kulturzen­trum Alts Schlachthuus in Laufen.

Markenzeichen: Die Handschuhe als Anspielung auf Satire und Nachnamen. Foto: Katja Schmidlin

Mit Rauch und Musik betrat der bekannte Satiriker Dominic Deville fulminant die Bühne, begrüsste das Publikum und beanstandete gleich als Erstes, dass die erste Sitzreihe im Publikum unbesetzt geblieben sei. Mit schwarzem T-Shirt und schwarzen Jeans gekleidet, unterschied sich Deville nicht von anderen Kleinkünstlern, wären da nicht diese übergrossen roten Gummihandschuhe in Form von Teufelskrallen gewesen. Wer mag bei diesen Krallen in der ersten Reihe sitzen? Die Handschuhe sind Markenzeichen, Anspielung und — wie er sagte — das Abschiedsgeschenk des Fernsehens SRF nach dem Aus seiner Late-Night-Show im Jahr 2023. Das Kulturzentrum Alts Schlachthuus in Laufen besitze einen legendären Ruf in der Kleinkunstszene, sagte er. Comedians würden hier sehr gerne vor Publikum performen, denn sie sagen, wenn der Saal lache, sei die Luft erfüllt von Alpenkräuterduft. Damit war der erste Ricola-Witz platziert.

Das Programm «OFF!» führte folgenden Begleittext: «Nach sieben Jahren im Fernsehrausch sucht Deville quasi aus dem OFF heraus Antworten auf Fragen, die er so vor den Fernsehkameras nie zu stellen wagte.» Die Performance schien eine Mischung aus Programm, spontanen Abschweifungen und Politsatire im Stil der Late-Night-Show zu sein. Gekonnt verwebte Deville Aktualitäten, Schlagzeilen und Politthemen zu satirischem Stoff. Bashings gehörten dazu. So hielt er beispielsweise mit Seitenhieben gegen das Fernsehen SRF nicht zurück. Mona Vetsch als Quotenkillerin entpuppte sich als Running Gag, der während des ganzen Abends immer wieder mal bedient wurde. Frauen in der Küche — in Anspielung auf die mittlerweile 18. Staffel der «Landfrauenküche» — oder alte Sachen — in Anspielung an das Aus für den Podcast «Zivadiliring» von drei jungen Frauen — würden sehr gut funktionieren beim SRF, zündelte der Komiker. Als Ersatz für Letzteres schlug er einen Podcast mit drei alten Männern vor, mit Viktor Giacobbo, Beni Thurnheer und Roger Schawinski. Die längere SRF-Szene liess vermuten, dass der Satiriker möglicherweise aus dem harten Geschäft der Fernsehunterhaltung etwas mitgenommen hatte. Das Publikum jedenfalls war bestens unterhalten.

Spontan mit hoher Qualität

Dann gab es aber auch Sketches, die man vielleicht als geistreiche Blödeleien bezeichnen könnte, wie zum Beispiel die Szene an der «Bändelimaschine». Am imaginären Physio- und Fitnessgerät Sensopro, welches Deville als «Bändeli­maschine» bezeichnete, hielt sich Deville mit körperlichen Verrenkungen und stimmlichem Gequietsche fit. Vieles schien Deville spontan abzuliefern, so etwa wenn Reaktionen aus dem Publikum oder lokale Eigenarten satirisch verwertet wurden. Aber auch ganze Seitenstränge der Performance schienen zuweilen ad hoc aus dem Ärmel gezaubert, ohne an Qualität einzubüssen.

Die Vorstellung hatte Speed, das Tempo war erfrischend hoch. Deville war laut, sprühte, sprudelte wild gestikulierend. Alles ganz ohne Kokain, wie er versicherte. Einzelne Licht- und Toneinschübe via Bühnentechnik lockerten die Show auf. Mit rund 80 Zuschauerinnen und Zuschauern war der Saal jedoch unverdientermassen etwas unterbesetzt.

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