«Die Leute rufen Diktatur — aber wir sind hier im Paradies!»

Luziya Metzger ist klug, fleissig und kämpferisch. Die ausgebildete Hebamme, Gynäkologin und Chirurgin aus Usbekistan schaut nach 70 Jahren auf ein bewegtes Leben zurück — und ist noch lange nicht müde.

Hatte und hat ein bewegtes Leben: Luziya Metzger aus Laufen. Foto: Melanie Brêchet
Hatte und hat ein bewegtes Leben: Luziya Metzger aus Laufen. Foto: Melanie Brêchet

Wer bei Luziya Metzger einkehrt, wird mit grösster Gastfreundschaft empfangen und mit grösster Freude erzählt die 70-Jährige allen Interessierten von ihrem Leben. Viel gibt es da zu berichten. Aufgewachsen ist sie im damals noch kommunistischen Usbekistan, das Teil der Sowjetunion war. Bereits ihre Mutter, geboren in Tatarstan, sei Ärztin gewesen, ihr Vater, ebenfalls aus Tatarstan, war Lehrer. Als Luziya zwei Jahre alt war, zog ihre Familie nach Usbekistan. «Wir waren privilegiert, sowohl in die Ausbildung der Jungs als auch in die der Mädchen wurde viel investiert. Alle konnten eine gute Ausbildung machen», sagt sie rückblickend, «vorausgesetzt man hatte Wille und Fleiss.» Viele Jahre arbeitete Metzger als Abdominalchirurgin. Als die Nachfrage nach Gynäkologinnen stieg, schulte sie um und arbeitete bis 2003 als Chefärztin in einer Geburtsklinik. Auch in der Freiwilligenarbeit setzte sie sich ein: Sie leitete in ihrer Provinz ein Frauenkomitee, das sich für Frauenrechte und gegen Gewalt an Frauen einsetzte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verschlechterten sich die Bedingungen im Land und die Menschen, insbesondere die Frauen, wurden zusehends unterdrückt. Luziya Metzger machte sich auf in die Schweiz, um nach Gerechtigkeit zu suchen. Sie habe diese hier teilweise auch gefunden. Nicht verstehen kann sie die lauten «Diktatur!»-Rufe der vergangenen Monate: «Wir sind hier im Paradies!», sagt sie.

Ein Sohn lebt mittlerweile hier in der Schweiz, ein zweiter im Ausland. Sie selbst hatte in der Schweiz dank der Heirat mit ihrem Mann ihr Glück gefunden. Dieses währte aber nicht lange: Ihr Mann verstarb acht Jahre nach der Hochzeit an einer schweren Krankheit.

Luziya Metzger macht jedoch ungebrochen weiter und setzt sich für Gerechtigkeit ein. Sie engagiert sich politisch in der Unia und in der SP, und hilft wo sie kann, beispielsweise bei der Integration von Asylsuchenden, beim Hüten von Kindern oder in der Laufechuchi. Unterdessen habe sie in der Schweiz viele Freunde gefunden, besonders auch im Umfeld von Flohmärkten, wo man sich immer wieder treffe. Sie selbst gehe an viele Flohmärkte, um Geld zu verdienen, das sie in ihre Heimat schickt. «Helfen ist ein Glück für beide Seiten», erklärt sie ihr breites Engagement.

Luziya Metzgers Geschichte kann im neuen Baselbieter Heimatbuch «Frauenbiet» nachgelesen werden. Gerne hätte sie am 6. Januar, anlässlich der Vorstellung des Buches im Alte Schlachthuus, allen Interessierten noch viel mehr spannende Episoden aus ihrem Leben erzählt. Der Anlass musste jedoch kurzfristig abgesagt werden. Geplant ist eine Durchführung im Mai. Das Buch kann beim Kantonsverlag Baselland erworben werden.

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