Streifzug zwischen Gestern und Morgen

Am Dienstag fand die Premiere des zweiten Rynacher Rundgangs statt. Informativ, humorvoll und dramaturgisch gelungen agierten Dominique Lüdi und Danny Wehrmüller als Wiedergänger aus alter Zeit.

Land und Stadt: Taunerjoggi (Danny Wehrmüller) und die hochnäsige Frau Alioth aus Arlesheim (Dominique Lüdi) begegnen sich im Bädli.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Land und Stadt: Taunerjoggi (Danny Wehrmüller) und die hochnäsige Frau Alioth aus Arlesheim (Dominique Lüdi) begegnen sich im Bädli. Foto: Thomas Brunnschweiler

Im Gewölbekeller treffen sie sich, die beiden Auswanderer, die einst der Enge des Dorfes entgehen wollten: Fridolin Kilchherr (Danny Wehrmüller) kommt direkt aus dem Fegefeuer, Elisabeth Feigenwinter (Dominique Lüdi) aus dem Himmel. Genau dort, wo sich die zwei treffen, gab es hintereinander mehrere Brauereien. Mit dem Brand von 1904 ging auch das Weissenberger Bärenbräu zu Ende. Ein fortschrittstrunkener Architekt mit penetrantem Ostschweizer Dialekt erscheint, ein ziemlich schräger Vogel im TV-Pausenbild-Sakko. Und schon steckt das Publikum mitten in Geschichten und Anekdoten.
Der urchige Taunerjoggi plaudert aus dem Nähkästchen. Die herablassende Industriellengattin Alioth räkelt sich im Bädli, das von Pfarrer Sieber anno dazumal aus Trotz nicht gesegnet wurde. Aushelfen musste ein Kapuziner aus Dornach und danach war die Mönchsprozession von Dornach ins Bädli aus dem Dorfbild Reinachs nicht mehr wegzudenken.


Der Kapuziner und ein Kindsmörder

Es geht nach draussen. Wenigstens regnet es nicht mehr. Taunerjoggi steht in der Streitgasse, die so heisst, weil zu Neumond damals alle verrücktspielten. Wieder musste ein Kapuziner die Situation retten, indem er die Gebeine eines Kindsmörders, die er in einem Haus fand, ordentlich begrub. Danach sei Ruhe gewesen, erzählt der Joggi. Beim Hochhaus beim Kreisel tritt Wehrmüller wieder als Stadtplaner auf, der mit völlig unverständlichen Fremdwörtern um sich wirft. Man fühlt sich zurückgeworfen in die Ära der Hochhauseuphorie. Der irrwitzige Planer möchte am liebsten gleich alle Häuser in Reinach plattmachen und ein neues Manhattan hochziehen. Bethli zeigt sich entsetzt über die Diskrepanz zwischen Gestern und Heute. Sie erkennt ihr Reinach nicht mehr wieder. So geht es weiter zum Brunnen vor der Confiserie Grellinger. Eine Aqua-Geomatikerin zeigt sich als profunde Kennerin der früheren Wasserversorgung Reinachs, die für die Dorfstadt nicht gerade ein Ruhmesblatt war. In der Brühlgasse hört man Teil zwei der Wassergeschichte. Taunerjoggi hat einiges zu erzählen, aber nur gegen einen Batzen. Danach kommen Vereinsgründungen, konfessionelle Querelen und die beginnende Ökumene in den 70er-Jahren zur Sprache. Vor dem Bürgergemeindehaus treffen Fridolin und Bethli endlich wieder zusammen. Bethli trauert der Vergangenheit nach, Fridolin schaut lieber in die Zukunft. Das Spiel ist intelligent, selbstironisch und kritisch gegenüber den Fehlern der Vergangenheit. Für das Drehbuch und die Regie zeichnet Danny Wehrmüller verantwortlich. Dieses Mal begleitete ihn die Schauspielerin und Regisseurin Dominique Lüdi, die abwechslungsweise mit Andrea Pfaehler den weiblichen Part spielt. Das ganze Projekt hat Kultur in Reinach aufgegleist. Der szenische Rynacher Rundgang findet 2019 noch fünfmal statt und sei wärmstens empfohlen.

Rynacher Rundgang II: 18. Juni; 17. September; 22. Oktober; 12. November; 17. Dezember. <link mail>bestellung@rynacherrundgang.ch oder 075 417 34 66. <link http: www.rynacherrundgang.ch>www.rynacherrundgang.ch.

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