Die Chäppelihäx und der Teufel tanzten durch den Wind

Zum siebten Mal hiess es am Samstagabend «Funggefüür und Chäppelihäx». Der Anlass erfreut sich jeweils grosser Beliebtheit.

Mystisch: Chäppelihäx, Teufel, Hexenschar und weiteres Gefolge unterwegs zum Waldrand, wo das Funggefüür entzündet wird.  Foto: Caspar Reimer
Mystisch: Chäppelihäx, Teufel, Hexenschar und weiteres Gefolge unterwegs zum Waldrand, wo das Funggefüür entzündet wird. Foto: Caspar Reimer

Chäppelihäx und schlechtes Wetter gehen offenbar Hand in Hand. Goss es diesmal zwar nicht wie aus Kübeln, machte dafür ein teils bissiger Wind den Anlass, der bereits zum siebten Mal in der Woche nach der Fasnacht stattfand, zu einer Angelegenheit für Hartgesottene. Doch trotz missgelauntem Petrus liessen es sich rund 300 Reinacherinnen und Reinacher nicht nehmen, dem wiederauferstandenen Brauch beizuwohnen. Die Hexe, die sich in der Regel zurückgezogen in den Wäldern Reinachs aufhält, landete am vergangenen Samstag um Punkt 18.30 Uhr und führte in Begleitung eines gut gelaunten Teufels ihren Tanz auf. Danach setzte sich der Marsch aus Hexen, Teufelchen, Fackelzügen, Treichleschwingern, Rärendrehern, Tambouren und der Feuerwehr in Richtung Leywald in Bewegung – immer begleitet von glühendem Funkenregen, den der Wind über die Menschenmenge blies. Ängstlichere Personen oder solche, die vergessen hatten, robuste Kleidung anzuziehen, zogen sich ganz in den hinteren Teil des Umzugs zurück: «Ich habe ausgerechnet meine schönste Jacke angezogen. Wäre schade, wenn sie ein Brandloch abbekommt», sagte eine Besucherin in den hinteren Reihen. Doch Brandloch hin oder her: Der mystisch anmutende Umzug zog auch zufällige Passantinnen und Passanten in seinen Bann, Menschen im langsam vorbeifahrenden Tram zückten ihre Smartphones, um dieses ungewohnte Schauspiel einzufangen. Trotz des Windes ging alles gut und der Fackelzug kam wohlbehalten an seinem Ziel an. Dort, an der Feuerstelle beim Waldrand, wurde das Funggefüür entzündet, worauf ein weiterer Hexentanz um das Feuer folgte.

Älter als die Fasnacht

Hinter dem Anlass «Funggefüür und Chäppelihäx» steht der Verein Chäppelihäx, dessen Mitglieder sich insbesondere aus Reinacher Zünften und dem Verein Kultur in Reinach zusammensetzen. Damit ist ein alter Brauch, der den Winter vertreiben und mit dem Funggefüür die Kräfte der Fruchtbarkeit auf die Felder zurückholen soll, wieder in Reinach eingekehrt. Der Brauch ist älter als die Fasnacht und wirkt, insbesondere im städtischen Reinach, sehr archaisch. Doch genau das ist der Reiz des Anlasses, und kaum jemand wird sich dem funkelnden Feuer und der tanzenden Hexe entziehen können. Nach dem offiziellen Teil dürfen sich die Besucherinnen und Besucher jeweils über das kulinarische Angebot freuen – wie jedes Jahr gab es auch diesmal Würste zum Selberbräteln.

Und ganz anders als die Fasnacht

Die Veranstaltung «Funggefüür und Chäppelihäx» ist zwar terminlich nahe der Fasnacht angesiedelt, grenzt sich inhaltlich jedoch von dieser ab: Deshalb wird etwa vom Funggefüür und nicht vom Fasnachtsfüür gesprochen. Zudem wohnt dem Anlass eine gewisse Ernsthaftigkeit inne, die das Mystische und Altertümliche unterstreicht.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Reinach24.04.2024

Auf Tour mit «Glo-Bi»

Das Duo Adrian Billerbeck und Dominique Gloor lädt Reinacherinnen und Reinacher im Rahmen des Jubiläumsjahres zu einem unterhaltsamen Dorfrundgang ein.…
Reinach24.04.2024

Selbsthilfe für das Leben mit Brustkrebs

Die Reinacherin Barbara Kundert hat den Verein Tavola Rosa Basel für Frauen mit Brustkrebs gegründet. Letztes Jahr wurde er mit dem Freiwilligenpreis…
Reinach17.04.2024

Endress + Hauser weiter auf Wachstumskurs

Der Messtechnikkonzern mit Hauptsitz in Reinach konnte im vergangenen Jahr trotz glo­baler Un­sicherheiten den Umsatz weiter steigern.