Wegen Schulhausneubau: Eltern fordern Schulbus

Weil das Surbaum-Schulhaus neu gebaut wird, müssen die Schülerinnen und Schüler auf ein Provisorium ausweichen. Dies führt zu deutlich längeren Schulwegen.

Für Sarah Strengs Tochter verlängert sich der Schulweg demnächst massiv. Hat die kleine Reinacherin heute zehn Minuten zu Fuss, wird sie bald fast eine halbe Stunde brauchen, um zur Primarschule zu kommen. «Und damit ist sie noch nicht am schlimmsten dran», sagt die Mutter. Manche Schüler hätten bald noch längere Schulwege – «und das an manchen Wochentagen viermal pro Tag».

Der Grund: Das Surbaum-Schulhaus in Reinach wird ab den Fasnachtsferien abgerissen und neu gebaut. Zur Überbrückung braucht es mindestens anderthalb Jahre lang ein Provisorium, und das steht auf dem Weihermatt-Parkplatz, ungefähr anderthalb Kilometer vom Surbaum-Schulhaus entfernt. Für zahlreiche Kinder verlängert sich damit der Schulweg – für viele Eltern ist das unzumutbar. Streng hat deshalb auf Petitio.ch eine Unterschriftensammlung lanciert. Die Forderung darin: Die Gemeinde solle während des Provisoriums einen Schulbus zur Verfügung stellen, sodass «die Kinder nicht durch noch früheres Aufstehen und kürzere Mittagspausen weiter belastet werden».

Welcher Schulweg zumutbar ist, das haben Gerichtsentscheide für jede Altersstufe genau definiert. Darauf weist Gemeinderätin Béatrix von Sury d’Aspremont hin. Sie will darum als Erstes untersuchen lassen, welche Kinder von welchen Schulwegen betroffen sind, und danach womöglich Massnahmen treffen. Sie sagt: «Natürlich sollen die Kinder genug Erholungszeit haben.» Aber die Schulwege seien flach und würden nur durch Tempo-30-Zonen führen. Zudem hat die Gemeinde in Hinblick auf das Provisorium Fussgängerstreifen erstellt und dafür gesorgt, dass der Baustellenverkehr für den Schulhausneubau die Wege nicht kreuzt. «Aber das macht die Schulwege natürlich nicht kürzer», sagt von Sury.

Auch Gemeinde will keine Elterntaxis

Sarah Streng kennt die Gerichtsentscheide zur Zumutbarkeit, meint aber: «Wir Eltern wissen am besten, was für unsere Kinder zumutbar ist.» Die Schule verlange, dass sie bei jedem Wetter zwei Stunden zu Fuss gehen sollten. «Wir Erwachsene würden dafür sofort das Auto nehmen.» Sie weiss von einigen Eltern, die bereits gesagt haben, sie würden ihr Kind mit dem Auto zur Schule fahren. «Das kann nicht im Sinne der Gemeinde sein», sagt Streng.

Tatsächlich hat sich Reinach mehrfach starkgemacht gegen Elterntaxis. Dass diese Tendenz noch stärker wird, das will auch von Sury nicht. Sie wird womöglich mit den Eltern das Gespräch suchen – und macht bereits jetzt alternative ­Lösungsvorschläge: zum Beispiel, dass manche Kinder einen Mittagstisch besuchen oder ein U-Abo erhalten.

Auch für Streng muss es nicht zwingend ein Bus sein. Sie wäre schon froh, finge der Unterricht später an oder würde die Mittagspause verlängert. Ihr geht es vor allem um eins: dass man den Kindern etwas gönnt, denn «sie haben es mit Corona schon schwierig genug».

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