Uneinige Bürgerliche in Münchenstein: Kommt es zu einem Linksrutsch?
Der CVP fehlen die Kandidierenden und die SVP ist zerstritten mit ihrem einstigen Gemeinderat René Nusch. Können SP und Grüne profitieren?
Stefan Haydn, Präsident und Gemeinderat der SVP, macht erst
gar kein Geheimnis aus seiner Gemütslage. «Es ist eine schwierige, blöde Ausgangslage.» Der Grund für die schlechte Laune ist Gemeinderat René Nusch, der im Streit die Partei verliess und jetzt als Parteiloser antritt. Somit buhlen Haydn und Nusch um eine ähnliche Wählerschaft. Haydn wirft Nusch vor, angekündigt zu haben, dass er nicht mehr antrete. «Er spielt Spielchen», schimpft Haydn. «Das stimmt nicht», widerspricht Nusch. «Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr antrete. Ich liess es mir immer offen.» Von vielen Seiten sei er ermuntert worden, nochmals zu kandidieren, so Nusch. Ihm sei bewusst, dass es ohne Partei im Rücken schwierig wird. Auch verzichtet er auf einen Wahlkampf.
«Ich hoffe, durch meine Bekanntheit und meinen Leistungsausweis im Gemeinderat punkten zu können.» René Nusch glaubt im Gegensatz zu Stefan Haydn nicht, dass sie sich gegenseitig Stimmen im rechten Lager wegnehmen werden. «Die grössere Auswahl macht es doch für die Bevölkerung interessanter», findet Nusch.
Mitte-Allianz mit zwei Grünliberalen
Genauso wenig rosig sieht die Situation bei der CVP aus. Ihr mangelt es an Personal, das sich eine Kandidatur für den Gemeinderat vorstellen könnte. Für eine Partei, die während mehrerer Jahre mit Giorgio Lüthi den Gemeindepräsidenten gestellt hat, eine aussergewöhnliche Situation, gibt auch Parteipräsidentin Nadja Lüthi zu. «Wir haben Nachwuchsprobleme. Wenn es Nachwuchs gibt, zieht dieser oft wieder weg in Richtung Stadt.» Sie selber könne aus beruflichen Gründen nicht antreten. Es fehle der CVP Münchenstein am Mittelbau, den 40- bis 60-Jährigen, erklärt Lüthi. Die CVP hat sich auch deswegen für die Wahlen mit der GLP, BDP und EVP zu einer Mitte-Allianz zusammengetan. Daniel Altermatt (bisher) und Andreas Knörzer sollen für die Mitte die Kohlen im Gemeinderat aus dem Feuer holen.
Dass es gleich zwei Grünliberale sind, die für die Mitte antreten, sei sekundär, findet Altermatt. Es gehe primär um die Fähigkeit der Personen. Altermatt hofft, mit der Allianz die in den vergangenen Jahren oft verloren gegangenen Stimmen in der Mitte behalten zu können. «Auf Gemeindeebene gibt es fast keine Differenzen zwischen GLP, CVP, BDP und EVP», betont Altermatt.
Grüne wollen mitbestimmen
Die FDP hat lediglich das Ziel, ihre beiden Sitze zu verteidigen. Dabei tritt David Meier nochmals an. Markus Reich soll für die FDP Gemeinderätin Heidi Frei, die nicht mehr zur Wiederwahl antritt, beerben. «Die Situation ist aus bürgerlicher Sicht tatsächlich suboptimal», sagt FDP-Co-Präsident Dominic Degen. Noch vor vier Jahren traten CVP, FDP und SVP gemeinsam mit einem bürgerlichen Viererticket an.
Von der Uneinigkeit im bürgerlichen Lager wollen SP und Grüne profitieren. Sergio Viva, der 2016 die Wahl noch knapp verpasste, tritt wieder für die Grünen an und möchte von der grünen Welle in der Schweizer Politik profitieren. Als Bauherrenvertreter verstehe er etwas von nachhaltigem Bauen. Und das sei in Münchenstein dringend nötig, so Viva. «Es fehlt ein Bachfachmann im Gemeinderat.» Bei der SP tritt Jeanne Locher zur Wiederwahl an, Lukas Lauper tritt zurück. Seinen Sitz sollen Dieter Rehmann oder Ursula Lüscher verteidigen – mindestens.
Dass die Sozialdemokraten hoffen, von der Uneinigkeit im bürgerlichen Lager zu profitieren, will die Münchensteiner SP-Landrätin Miriam Locher so nicht sagen. «Wir machen unsere Strategie nicht von den Geschehnissen zwischen den anderen Parteien abhängig. Unser Anspruch als starke Kraft ist es, mitzugestalten und uns für ein lebenswertes und attraktives Münchenstein für alle Menschen einzusetzen.»