Todsicher ist nur die Pilzkontrolle

Jetzt beginnt auch im Birseck die Pilzsaison. Weil nicht jeder Pilz, der aussieht wie ein Steinpilz, wirklich einer ist, empfiehlt sich vor dem Verzehr ein Gang zur Pilzkontrolle.

Ist es wirklich ein Flockenstieliger Hexen-Röhrling? Wer sicher sein will, den Speisepilz und nicht einen ungeniessbaren Doppelgänger erwischt zu haben, konsultiert besser die Pilzkontrolle.                       Foto: Lukas Hausendorf
Ist es wirklich ein Flockenstieliger Hexen-Röhrling? Wer sicher sein will, den Speisepilz und nicht einen ungeniessbaren Doppelgänger erwischt zu haben, konsultiert besser die Pilzkontrolle. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Wenn die Steinpilze für das Risotto am gleichen Tag im Wald selbst gesammelt wurden, steigert dies das Genusserlebnis doch erheblich. Dumm nur, wenn anstatt Steinpilze Gallenröhrlinge unter den Reis gemischt wurden. Dann ist bisweilen nicht nur das Essen verdorben, auch Magenbeschwerden kann der Verzehr des ungeniessbaren Steinpilz-Doppelgängers nach sich ziehen. Manchmal kommt es auch schlimmer. Giftige, selbst tödliche Pilze sind in der Region keine Seltenheit und landen aus Versehen immer wieder auf dem Teller. Im Basler Universitätsspital werden pro Jahr zwei bis drei Fälle behandelt. «Meistens handelt es sich dann aber gleich um eine ganze Abendgesellschaft», sagt Spitalsprecher Andreas Bitterlin.

Der gesellige Tag im Wald muss aber nicht im Spitalbett enden. Ein Gang zur nächstgelegenen amtlichen Pilzkontrollstelle garantiert, dass nur die guten Pilze im Essen landen. Im Birseck gibt es gleich mehrere, die entweder auf telefonische Vereinbarung öffnen oder wie jene in Münchenstein seit Mitte August bis Anfang November drei Mal wöchentlich geöffnet sind. Zurzeit gebe es aber noch wenig zu tun, meint Pilzkontrolleurin Susanne Eggimann. Wegen der Hitzewelle ist es noch zu trocken in den Wäldern. Kundschaft kommt trotzdem. Eine ältere Dame bringt einen Pilz aus den Flumserbergen zur Bestimmung. Keine Seltenheit. «Die Leute bringen von überall her ihre Ausbeute mit, ich hatte auch schon Trüffel aus dem Ausland auf dem Tisch», meint Eggimann. Die Dame hat Glück, sie hat einen Flockenstieligen Hexen-Röhrling gesammelt – ein geniessbarer Pilz. Wäre es ein Netzstieliger Hexenröhrling gewesen, hätte Eggimann vom Verzehr in Kombination mit Alkohol, der mit dem Pilz reagiert, warnen müssen.

Das Auge reicht nicht immer

Auf den ersten Blick sind die beiden Pilze kaum zu unterscheiden. Das ist noch oft so. «Das Auge reicht nicht immer», weiss die Pilzkontrolleurin. Deshalb mache sie auch keine Ferndiagnosen. Leute hätten auch schon Bilder gemailt, aber auch das reiche nicht. Manchmal muss der Stiel geöffnet werden und manchmal bringt erst ein Geruchstest Gewissheit. Aber zu glauben, dass giftige Pilze ihres Geschmacks wegen entlarvt werden können, ist ein Trugschluss. «Die wirklich giftigen Pilze kann man gut essen», sagt Eggimann. Das Heimtückische daran: Einige entfalten ihre tödliche Wirkung erst Tage nach dem Verzehr, etwa der Orangefüchsige Raukopf, dessen Gift auch erst nach 14 Tagen zum Versagen von Nieren und anderer Organe führen kann. Intoxikationen mit diesem Pilz sind zwar selten, zeigen aber eines: Todsicher ist nur die Pilzkontrolle – und erst noch kostenlos.

Faszinosum Pilz

Der Welt der Pilze, in der Genuss und Verderben so nah beieinander liegen, haben sich auch Vereine in der Region verschrieben. Das untere Birstal deckt der Verein für Pilzkunde Birsfelden ab, dem auch Pilzkontrolleurin Susanne Eggimann angeschlossen ist. Weiter oben ist der Pilzverein Laufental-Thierstein zuständig. Die Vereine organisieren regelmässige Exkursionen und Pilzbestimmungsabende, die auch unentgeltlich interessierte Schnupperlinge begrüssen. Gsünder Basel bietet im September ein Referat und Exkursionen mit dem Pilzkontrolleur Peter Kaupp an.

Pilzkontrollen im Birseck

Münchenstein: Susanne Eggimann und André Soguel, Mittwoch und Samstag von 18.30 bis 19.00 Uhr und Sonntag von 18.00 bis 19.00 Uhr im Schulhaus Loog.

Reinach: Susanne Eggimann, Mittwoch, 17.15 bis 17.45 Uhr, Samstag 16.45 bis 17.45 Uhr in der Gotthelf-Baracke in der Reinacher Heide.

Arlesheim, Aesch, Dornach und Pfeffingen:
 Kurt Minder, nur auf telefonische Vereinbarung; Tel. 061 701 39 69 (18–19 Uhr).