Senderumzug sorgt für Verwirrung
Der Start ins neue TV-Erlebnis für Kunden der InterGGA und EBM Telecom wirft Fragen auf. Entgegen anderslautender Gerüchte ist die Senderumstellung am 20. Mai nicht das Ende des Analogfernsehens.

Die Haushaltungen im Birseck werden seit Wochen mit Prospekten der InterGGA gefüttert, die sie auf den Eintritt ins digitale Fernsehzeitalter vorbereiten sollen. Am 20. Mai ist es dann so weit. Der Tag der Senderumstellung. Mit dem Anschluss an den Verbund des Bieler Kabelnetz-Providers Quickline werden auch für die Empfangsgeräte im Birseck sämtliche frei verfügbaren 55 High Definition Sender zugänglich. Zusätzlich zu den über 150 Kanälen im Standard Digital Grundangebot. Gegen Aufpreis locken noch weitere hochaufgelöste Perlen wie der National Geographic Channel.
Hinter dieser «Massenumsiedlung» vermuten einige aber noch etwas ganz anderes. Denn die schöne neue HD-Welt lässt sich nur empfangen, wenn das Fernsehgerät zu Hause das digitale Signal lesen kann, wozu ein sogenannter DVB-C-Tuner benötigt wird. Wessen Flimmerkiste darüber nicht verfügt, muss eine Set-Top-Box anschaffen. Diese werden zurzeit von der InterGGA und der EBM Telecom zum Vorzugspreis von 60 Franken abgegeben. Und was passiert, wenn man das heimische Fernsehzimmer nicht mit einer solchen Box aufrüstet? «Freunde es ist aus und vorbei», vermutet der Landrat Balz Stückelberger (FDP) auf seinem Weblog Dometown Arlesheim. Hinter der Digital-TV-Offensive vermutet er die heimliche Abschaffung des analogen Signals. Wer sich also weder ein HD-Gerät noch eine Set-Top-Box angeschafft hat, werde ab dem 20. Mai fernsehfrei sein, so seine Befürchtung. Dabei wittert er sogar schon eine Umgehung einer Verordnung des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), die in einem solchen Fall die Gratis-Abgabe von Set-Top-Boxen vorschreiben würde, weil andernfalls die Verbreitungspflicht für einheimische Sender im analogen Format verletzt würde.
Migranten brauchen digitales TV
So schlimm ist es aber nicht. «Das analoge TV-Angebot wird bei der InterGGA bis auf Weiteres aufrechterhalten», sagt Svenja Steinbrücker, die Kommunikationsverantwortliche des Unternehmens. Trotzdem müsse am 20. Mai auch auf analogen Empfangsgeräten ein Sendersuchlauf durchgeführt werden. Es ist nämlich nicht so, dass die Umstellung nicht auch dafür genutzt wird, Anreize zum Erwerb eines digitalen Empfangsgeräts zu schaffen. Das gilt übrigens auch für Kunden der EBM-Telecom, die letztes Jahr von der Quickline-Gruppe gekauft wurde. Gerade Migranten sind eine beliebte Zielgruppe. Einige bisher frei verfügbare fremdsprachige Sender wandern nämlich in ein Pay-TV-Paket. So wurden für alle grösseren Migrantengruppen, die an ihrem Fenster zur Heimat hängen, Sprachpakete geschnürt.