Revierförster Roger Zimmermann: «Kundenstamm wird internationaler»
Die internationale Holzbranche ersteigerte am Mittwoch vergangener Woche in Gempen die wertvollsten Baumstämme. Foto: Bea Asper

Bea Asper
Als Massnahme gegen das Preisdumping hatte Roger Zimmermann, Revierförster Dorneckberg, den speziellen Verkauf von qualitativem Holz vor zwanzig Jahren ins Leben gerufen. Das Einzugsgebiet (Nordwestschweiz bis Berner Jura) sowie die Angebotsmenge für den jährlichen Wertholzverkauf in Gempen waren auf heute 200 Kubikmeter ausgebaut worden; und auch in diesem Jahr summieren sich die Verkaufserlöse auf über hunderttausend Franken. Warum dennoch die Freude der Waldbesitzer getrübt ist, erklärt Roger Zimmermann im Gespräch mit dem «Wochenblatt».
Wochenblatt: Die Holzverarbeiter hätten teils beachtliche Summen bezahlt, teilten Sie den Förstern am Wertholz-Verkauf mit. Warum warnten Sie gleichzeitig vor der katastrophalen Marktsituation?
Roger Zimmermann: Die Verlagerung von Holz zu Kunststoff ist nicht aufzuhalten. Das Wertholzgeschäft ist marginal und wird immer kleiner, es macht derzeit ein Prozent aus. Die Bestände nehmen ab, das Nachwachsen des Rohstoffs dauert Jahrzehnte und bedingt nachhaltiges Handeln. Auch wenn für einen aussergewöhnlichen Baumstamm 12 000 Franken bezahlt wurden, täuscht dies nicht darüber hinweg, dass in 99 Prozent des Handels der Preiszerfall den Waldbesitzern den Boden unter den Füssen wegzieht.
Von welchen Zahlen spricht man beim Preiszerfall?
Roger Zimmermann: Für Buchenholz betrug vor zwanzig Jahren der Furnierpreis 600 bis 800 Franken. Heute bekommt man noch 100 bis 200 Franken pro Kubikmeter Buche. Und der Wald in unserer Region besteht nun mal zu einem Grossteil aus Buchenholz.
Was passiert mit diesem Löwenanteil?
Roger Zimmermann: Drei Viertel des Holzverkaufs geht ins Ausland, ein Grossteil in Containern nach China und Vietnam. Der Rest wird in der Schweiz in den noch verbliebenen Sägewerken verarbeitet. Früher betrug der Preis für Sägeholz 200 Franken, heute wird die Massenware für 90 Franken verkauft. Die Waldbesitzer haben sich zur Stärkung vereint und das Handelsunternehmen Raurica gegründet. Dieses hilft heute auch bei der Abwicklung des Wertholzverkaufs in Gempen mit.
Welche Hölzer verleihen Hoffnung, dass Ihre Erfindung, der Wertholzverkauf von Gempen, weitere Jubiläen erleben wird?
Roger Zimmermann: Der beste Preis, 12 000 Franken insgesamt, hat ein aussergewöhnlicher Riegelahornstamm erzielt aus dem Pruntruter Zipfel. Der bisherige Spitzenpreis in der Geschichte des Anlasses liegt bei 14 000 Franken. Der derzeitige Trend liegt bei Ahorn, Nussbaum und Eiche mit aussergewöhnlichen Eigenschaften.
Welche Eigenschaften lassen den Wert eines Baumes ansteigen?
Roger Zimmermann: Es sind dies die Strukturierung (Riegel), wenige Verastungen und viele Bovi-Einheiten – die sogenannten Schwingungen –, die ausgependelt werden und beim 12 000 Franken teuren Ahornstamm bei 20 000 eingestuft wurden. Eine zunehmende Rolle spielt auch, dass der Baum bei abgehendem Mond gefällt wurde, man spricht von Mondholz.
Welche Hersteller konnten Sie nach Gempen locken?
Roger Zimmermann: Früher waren es mehr Produzenten aus der Schweiz, heute ist der Kundenstamm internationaler geworden. Die Furnierhändler kommen aus dem Ausland (in der Schweiz gibt es kein Furnierwerk mehr). Bei den Instrumentenherstellern waren einige Schweizer mit dabei, die für den internationalen Markt produzieren. Im Laufe der Jahre hatten sich immer mehr Förster dem Anlass angeschlossen und mit qualitativem Holz dazu beigetragen, das Interesse der Holzverarbeiter aufrecht zu erhalten.
Gleichzeitig gelang es uns, das Netzwerk auszubauen und neue Holzverarbeiter nach Gempen zur Begutachtung der Baumstämme zu locken. Und so blieb der diesjährige Wertholzverkauf nicht unter den Erwartungen. Bis auf wenige Ausnahmen sind für alle Baumstämme Gebote eingereicht worden. Diese wurden bis zur Abgabefrist vertraulich behandelt. Die Meistbietenden erhielten nun den Zuschlag. Mit Eingang der Zahlung dürfen sie das Holz unter meiner Kontrolle in den nächsten Wochen abtransportieren.