Pfadis bauen sich eine eigene Stadt
1500 Pfadfinder aus der Nordwestschweiz sind am Montag nach Knutwil bei Sursee gereist. Für zwei Wochen tauchen sie in eine Fantasiewelt der Sagen und Geschichten ein.

Thomas Gschwind
Zum ersten Mal findet das Kantonslager (KALA) der Pfadi Region Basel statt. Dabei spielen Kantonsgrenzen keine Rolle. Pfadiabteilungen aus den beiden Kantonen Basel, aus dem Dorneck, dem Leimental und dem Fricktal haben sich vor Jahren zusammengeschlossen, um gemeinsame Anlässe sowie Aus- und Weiterbildungen für die Leiter zu organisieren. «Mit diesem Grossanlass hat der Kantonalverband aber Neuland betreten», sagt Lagerleiterin Anna Gödri, die in ihrem Pfadileben «Spatz» heisst. Mit Stefan Inglin «Covesto» hat sie vor drei Jahren mit den Vorbereitungen begonnen und hat im letzten halben Jahr sogar für das KALA ihr Arbeitspensum reduziert.
1100 Rundhölzer verbaut
Bevor die Kinder in das Lager reisten, wurde eine Woche lang die Infrastruktur einer Kleinstadt erstellt. Neben einem Einkaufszentrum und einer Post wurde sogar ein kleines Spital für Notfälle eingerichtet. Die Dimensionen sind beeindruckend: 2,5 Kilometer Wasserleitungen und 1100 Rundhölzer wurden verbaut, berichtet Cheflogistiker Reto Hess «Aligator». Rund 300 Helfer haben sich für das KALA zur Verfügung gestellt. Angesprochen auf eine Entschädigung für die Strapazen werden keine Geldbeträge, sondern Freude am gemeinsamen Wirken und dem Leben des Pfadigedankens genannt. Jedes Engagement ist ehrenamtlich und im Gegensatz zu vergleichbaren Grossanlässen, bezahlen beim KALA sogar die Helfer einen Lagerbeitrag.
Am Montag war es für die Teilnehmer so weit. In mehreren Extrazügen reisten die Kinder und Leiter nach Sursee. Zu Fuss marschierten sie in die Schaubere bei Knutwil, um sich in einem der sieben Quartiere der Pfadistadt «Narrapolis» einzurichten. Kaum angekommen, wurde in unbarmherziger Hitze geschuftet und geschwitzt. Zusätzlich zu der 60 Meter langen und 12 Meter hohen Lagerburg, die das Zentrum bildet, erstellten die Kinder ihre eigenen Koch- und Schlafzelte. Auch wenn diese nicht ganz so pompös erscheinen, ist der Stolz über das eigene Werk in den Gesichtern der Kinder sichtbar. Für Sebastian Altermatt «Troca» aus der Pfadi Dornach sind Grossbauten beeindruckend, aber nur sinnvoll, wenn diese auch genutzt werden. Als Leiter des Quartiers «Mytikas» ist er erfreut, dass der Hängematten-Tempel so begehrt ist. Bei der Eröffnungsfeier am Abend lauschten die Kinder den Geschichten von Captain Jack Sparrow, Medusa und all den anderen Figuren aus «Narrapolis». Die mit wummernden Beats begleitete Feuershow heizte der Menge ein und sorgte für Stimmung, wie man sie bei grossen Popfestivals kennt. Erst die Nacht brachte wieder Abkühlung.
In den nächsten Tagen stehen den Pfadis viele abenteuerliche Geschichten, sportliche Aktivitäten und kreative Workshops bevor. Nach den schweisstreibenden Strapazen werden die kühlenden Wasseraktivitäten, wie Bachtrekking, Rafting und Flossbau auf dem Sempachersee, sicher Höhepunkte sein.
Lager kann besucht werden!
Ganz gratis ist dieser Spass nicht: 800 000 Franken mussten investiert werden. Der grösste Teil wird durch Lagerbeiträge finanziert, der Rest aus Sponsorenbeiträgen und Erträgen aus Materialverkäufen. Der Kanton Baselland beteiligt sich mit 25 000 Franken aus dem Swisslosfonds, wie Regierungsrätin Sabine Pegoraro ausführt. Als Mitglied des KALA-Patronatskomitees hat sie am Dienstag «Narrapolis» besucht und sich an das vergangene Bundeslager zurück erinnert. Wer jetzt Lust verspürt, das KALA zu besuchen, hat am Sonntag 21. Juli Gelegenheit. Auf www.pfadi-region-basel.ch kann sich jeder anmelden oder das Lager über das Lagerradio mitverfolgen.