Es war nicht der erste Unfall
Ein 23-Jähriger erfasste auf einer Probefahrt mit einem Rennboliden ein Velo, der Fahrer wurde schwer verletzt. Es ist nicht der erste Unfall auf der Gempenstrasse – sie gilt als Risikostrecke.
Haarnadelkurven reihen sich aneinander und der dichte Wald erschwert die Sichtverhältnisse: Auf der Gempenstrasse von Dornach nach Gempen zu fahren, kann anspruchsvoll sein. Zum Überholen scheint die Strasse bei einer Testfahrt ungeeignet. Und doch hat ein 23-jähriger Unternehmer aus der Region am Mittwoch genau das getan. Mehrmals hat er während einer Probefahrt mit einem 250000 Franken teuren McLaren andere Autos überholt und schliesslich einen Velofahrer erfasst, der lebensgefährlich verletzt ist. «Ich kenne Velofahrer, die diese Strecke bewusst meiden», erzählt Roland Chrétien, Geschäftsführer von Pro Velo beider Basel. «Mir ist schon von mehreren knappen Überholmanövern berichtet worden», sagt er. «Das kann so einfach nicht weitergehen.» Chrétien fordert Massnahmen: einerseits polizeiliche, beispielsweise mehr und strengere Radarkontrollen. Sensibilisierungsmassnahmen würde Roland Chrétien ebenfalls unterstützen: «Zum Beispiel Schilder oder Plakate am Strassenrand, die auf die Gefahr hinweisen.» Auch national solle man nichts unversucht lassen, findet er. Es müsse sich an der Gesetzgebung etwas ändern. «Ich frage mich: Weshalb ist es erlaubt, mit Rennautos auf öffentlichen Strassen unterwegs zu sein?» Nicht alle halten die Strasse für eine Risikostrecke: Ber-trand Beurret ist Wirt in der «Bärgbeiz Gempenturm» und kennt sich bestens mit der Route aus: «Ich stufe diese Strasse nicht als extrem gefährlich ein. Sicher ist sie relativ stark befahren, ich selbst stelle allerdings bei dieser Strecke nicht viele Raser fest, auch keine Konzentration von Sportwagenfahrern, welche sinnlos den Hügel hinaufbrettern», sagt er. «Ich war selbst überrascht und bestürzt, als ich von diesem Fall gehört habe.»
Die Zahlen widerlegen das: Auf der Unfallroute passierten im vergangenen Jahr sieben Unfälle, in diesem Jahr waren es bis anhin zwei Unfälle – ohne den aktuellen Fall. Von den bisherigen endete keiner tödlich, wie Astrid Bucher von der Kantonspolizei Solothurn auf Anfrage der «Schweiz am Wochenende» berichtet. Es ist der Solothurner Polizei bestens bekannt, dass diese Strasse anfällig für Unfälle ist. «Der Gempen ist eine Bergstrecke, welche vor allem in den Sommermonaten rege benutzt wird. Dies durch Motorradfahrer, Fahrradfahrer, Normalverkehr und Sportwagenfahrer», sagt Bucher.