Sportlicher Einsatz für einen alten Brauch

Abwechselnd treten die Mitglieder der Jungmannschaft von Aesch im Kirchturm in die Pedale und halten damit den Brauch des Rärens am Leben. Und auch in Pfeffingen lassen viele fleissige Hände die Oster-Rätsche erklingen.

An Ostern hämmerts: Alex Dänzer bringt die Holz-Räre in der katholischen Kirche in Aesch mit vollem Körpereinsatz zum Erklingen.  Foto: Bea Asper
An Ostern hämmerts: Alex Dänzer bringt die Holz-Räre in der katholischen Kirche in Aesch mit vollem Körpereinsatz zum Erklingen. Foto: Bea Asper

Nur mit Ohrenschutz. Und im Sporthemd», sagt Alex Dänzer von der katholischen Jungmannschaft. Das Rären hoch oben im Kirchturm der katholischen Kirche Aesch ist laut, knallharte Muskelarbeit und ein Akt der Balance. Dänzer und seine Kameraden hieven sich über eine schmale Treppe hoch hinauf in die Kirchturmspitze und klettern auf den Mauervorsprung. Dort betätigen sie mit den Händen und den Füssen drei verschiedene Oster-Rätschen. Mit den Nocken einer per Kurbel angetriebenen Welle kommt das rustikale Schlag-Ins-trument in Schwung. Hämmer knallen auf den Klangkörper der Holzraffel. Die ungewohnten Töne hallen durch das Dorf, erinnern an die Trauer über den Tod Christi und rufen die Kirchenbesucher zum Gottesdienst. Bis zur Feier der Auferstehung in der Osternacht erklingen die Glocken nur zur Anzeige der Stunden. «Um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen und Taktunterbrüche zu vermeiden, greifen wir uns gegenseitig unter die Arme», erklärt Dänzer und freut sich sehr über das anhaltende Engagement für den Brauch des Rärens. Der älteste Verein von Aesch ist als Wertschätzung für seine Dienste auch schon mit dem Dorfpreis ausgezeichnet worden. «Wir bekommen regelmässig Unterstützung von neuen Mitgliedern», freut sich Dänzer.
Auch in Pfeffingen wird der Brauch des Rärens am Leben erhalten. Hier sind es viele kleine Kinderhände, die unter der Leitung von Max Duss von der Martinszunft dafür sorgen, dass fleissig an der Kurbel gedreht wird. Die Oster-Rätschen sind Relikte aus vergangenen Zeiten, die restauriert wurden. «Auch von Duggingen gibt es eine jahrhundertealte Rätsche, die auf dem Estrich der Kirche schlummerte», führt Felix Terrier aus. Sie befindet sich im Moment im Pfarreiheim von Aesch und wartet darauf, instand gesetzt zu werden, um dann in Duggingen wieder zum Einsatz zu kommen.


Polizeiaufgebot wegen Lärmbelästigung

«Ich kann mir in Aesch die Karwoche ohne Rären nicht vorstellen», sagt Alex Dänzer. Er hat in den letzten 26 Jahren das Rären nie ausgelassen, ob spät abends oder in der Morgenfrühe.

In Aesch beginnt der Gottesdienst vom Ostersonntag um 6 Uhr. Beim Halleluja während der Feier kommen die Glockenklänge zurück. Der kirchliche Brauch beabsichtigt, dass man vom Gründonnerstag bis Ostern aus dem Alltagstrott gerissen wird. In dieser Zeit tritt der hämmernde Ton der Räre an die Stelle der hell klingenden Kirchenglocken – nur der Stundenschlag bleibt.

Mancherorts ist der Brauch des Rärens aus dem Dorf verschwunden. «In Aesch gab es jedoch, soweit ich weiss, nie einen Unterbruch», sagt Dänzer. Trotzdem hatte man vor einigen Jahren an einem Sonntagmorgen unerwartet von der Polizei Besuch bekommen und wurde verhört, was man um Himmels Willen für einen Lärm veranstalte, erinnert sich Dänzer. «Bereits seit einigen Jahren informieren wir deshalb die Anwohner, aber auch die Polizei, mit einem Schreiben über das Rären», erklärt Felix Terrier.