Aufschlussreiche und berührende «Sonnenhof»-Lektüre

Der Sonnenhof ist die erste und älteste anthroposophische Einrichtung für Heilpädagogik und Sozialtherapie. Der frühere Schulleiter Niklaus Hottinger hat jetzt ein kaleido-skopisches Buch über den Sonnenhof vorgelegt.

Der Autor und sein Werk: Niklaus Hottinger im Innenhof des Sonnenhofs.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Der Autor und sein Werk: Niklaus Hottinger im Innenhof des Sonnenhofs. Foto: Thomas Brunnschweiler

Vor zwei Jahren konnte der Sonnenhof sein 90-Jahr-Jubiläum feiern. Die bedeutende heilpädagogische und sozialtherapeutische Einrichtung, die mit Namen wie Rudolf Steiner, Ita Wegman, Julia Bort-Pache, Werner Pache oder Edmund Pracht verbunden ist, wird erstmals in einem «bunten und informativen Kaleido-skop» präsentiert und gewürdigt. Autor der reich bebilderten Monografie ist Niklaus Hottinger, der als Heilpädagoge von 1987 bis 2013 am Sonnenhof tätig war, dreiundzwanzig Jahre davon als Schulleiter. Obwohl Hottinger gegen 10 000 Dokumente durcharbeitete und den 60 000 Nummern umfassenden Briefwechsel von Ita Wegman auf die Stichworte «Suryhof» und «Sonnenhof» durchforstete, versteht der Autor sein Buch nicht als umfassende Studie oder gar als «Aufarbeitung der Heimgeschichte aus einer kritischen, geschichtswissenschaftlichen Perspektive».


Vom Domherrenhaus zum Sonnenhof

Ursprünglich war ein als Chronik konzipiertes Werk vorgesehen. Niklaus Hottinger entging jedoch der Versuchung, den Stoff rein chronologisch zu gestalten. Vielmehr greift er Hauptgebiete heraus, arbeitet thematisch und spart nicht mit aufschlussreichen Anekdoten. Von der praktisch aus der Not geborenen Einrichtung, getragen von begeisterten Menschen, die für «Gottes Lohn» arbeiteten und auch improvisieren mussten, wurde im Verlauf der Zeit eine Institution, die allen Anforderungen der heutigen Standards genügt. Aus dem ehemaligen Domherrenhaus, das später zum Suryhof und schliesslich zum Sonnenhof wurde, ging ein heilpädagogischer Elan in die ganze Welt hinaus. Der Sonnenhof war schon früh international. Hier liessen sich Menschen aus verschiedenen Ländern ausbilden, hierher schickten selbst Amerikaner ihre «Seelenpflege-bedürftigen» Kinder. Dass Hottinger auch Einzelschicksalen von Betreuten Platz einräumt, gehört zu den Stärken dieses leicht lesbaren, teils sehr anrührenden Buches.


Wechselvolle Geschichte

Neben den bedeutenden Ärzten und Therapeuten werden auch die treuesten Mitarbeitenden gewürdigt, selbst eine Putzkraft ist dabei. Dass aus kirchlichen Kreisen auch Anfeindungen gegen die anthroposophische Wirkstätte kamen, deren Argumentation sich oft geradezu grotesk ausnimmt, gehört zu den weniger erfreulichen Seiten der Geschichte. Honegger hat offenbar bewusst auf polemische Töne verzichtet. Das Einvernehmen zwischen dem Sonnenhof und der Gemeinde Arlesheim sei nämlich ein sehr gutes.
Heute Donnerstag wird das Buch im internen Rahmen vorgestellt und ist danach für die Öffentlichkeit greifbar. Empfehlenswert ist das Buch nicht nur für Sonnenhof-Mitarbeitende, sondern als Beitrag zur Geschichte von Arlesheim und der Heilpädagogik auch für ein breiteres Publikum.

So bekommen Sie das Buch
Niklaus Hottinger: Sonnenhof Arlesheim und seine Geschichte von 1924 bis heute, Hg. v. Sonnenhof Arlesheim und Edition Text und Media 2016, geb., 330 Seiten, 180 Abb., Fr. 35.- (plus Porto). Erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder direkt bei Sonnenhof, Arlesheim, Empfang, Obere Gasse 10, Arlesheim;
<link mail> empfang@sonnenhofarlesheim.ch