Ein Weg durch die Höhen und Tiefen

Die Gewinnerin des Solothurner Heimatschutzpreises ist die Passwangstrasse, welche das Schwarzbubenland mit dem übrigen Kantonsteil verbindet und entstanden ist, weil Solothurn Basels Wegzöllen entgehen wollte.

<em>Preisübergabe: (</em>v.l.) Armand Fürst, Bauingenieur, Roland Fürst Regierungsrat und Daniele Grambone, Präsident Solothurner Heimatschutz Foto: Bea Asper
<em>Preisübergabe: (</em>v.l.) Armand Fürst, Bauingenieur, Roland Fürst Regierungsrat und Daniele Grambone, Präsident Solothurner Heimatschutz Foto: Bea Asper

Hat der Ausbau einer Strasse – unter anderem für den Schwerverkehr – eine Auszeichnung verdient? Diese Frage tauchte – vor dem «grünen» Wahlwochende - letzten Freitag in Beinwil auf. Die Gewinnerin des diesjährigen Solothurner Heimatschutzpreises ist die Passwangstrasse. Die Nonprofit-Organisation Heimatschutz hatte in den Räumlichkeiten des Klosters Beinwil viele Vertreter aus dem öffentlichen Leben zu einer feierlichen Preisübergabe eingeladen. Die neue Klostergemeinschaft freute sich über die grosse Anzahl Gäste und hatte auf pragmatische Art die Lösung für das neue Phänomen «Platzmangel» gefunden. Mit einem gekonnten Schnitt hatten die Mönche aus einem quadratischen Tisch zwei lange Tische gemacht, die beidseitig bestuhlt werden konnten und allen Gästen Platz zum Essen boten.

Die Zweifel waren längst verflogen. Der Präsident des Solothurner Heimatschutzes, Daniele Grambone, sowie Bauingenieur Armand Fürst hatten in einer historischen Abhandlung aufgezeigt, dass die Passwangstrasse für einen Brückenschlag innerhalb des Kantons steht und ihr anspruchsvoller, langer Weg, der sich durch die Idylle des Hügels schlängelt, die Höhen und Tiefen zwischen dem Schwarzbubenland und Solothurn widerspiegelt. Natürlich habe sich die Jury die Frage gestellt, ob es legitim sei, den Heimatschutzpreis einer Strasse zu widmen und wem das Preisschild mit der Gravur übergeben wird? «Wir entschieden uns, das Preiswerk Landammann Roland Fürst, zu übergeben, stellvertretend für die Solothurner Bevölkerung, welche ohne diese Strasse vom Rest ihres Kantons abgeschnitten wäre», erklärte Grambone. Roland Fürst betonte in seiner Dankesrede, dass er diese Geste sehr begrüsse, die Passwangstrasse sei in der Tat ein geschichtsträchtiges verbindendes Element. Er persönlich sehe die Auszeichnung auch als Wertschätzung für den Millionenbau, bei dem die Verbesserung der Sicherheit im Zentrum stehe. Die Sanierungsarbeiten, die vor elf Jahren ihren Anfang nahmen, werden noch einige Jahre andauern.

«Der Ausbau der Passtrasse durch den Kanton Solothurn zu einer Fahrstrasse fällt in die Zeit von 1729. Ausgelöst wurde dieses Projekt durch den Umstand, dass die Stadt Solothurn ihr Salz aus Lothringen bezog und über Basel und die obere Hauensteinstrasse nach Solothurn transportierte», erläuterte Bauingenieur Armand Fürst. «Die Basler erhoben für die Benutzung der Strassen auf ihrem Hoheitsgebiet hohe Zölle. Aus diesem Grund entstand das Projekt zum Ausbau einer Fahrstrasse über den Passwang, welche es ermöglichen sollte, die Salzfuhren über fürstbischöfliches Gebiet über Allschwil und Reinach nach Dornach zu führen und von dort über solothurnisches Hoheitsgebiet nach Solothurn zu leiten.» Obschon der Ausbau zur Fahrstrasse erfolgreich abgeschlossen wurde, erlangte die neue Passwangstrasse nicht die Bedeutung, die man sich erhofft hatte. «Die Basler versuchten deren Nutzung zu untergraben und die versprochene Verbindung von Allschwil nach Dornach fehlte», sagte Fürst. «Die Strasse wurde denn auch schlecht unterhalten. Verschieden Vorschläge zur Verbesserung der Strasse folgten, doch keines der Projekte wurde weiterverfolgt», resümierte Fürst. «Erst im Jahre 1921 nach einer eindringlichen Forderung aus dem Lüsseltal gab die Regierung nach und fügte die Sanierung des Abschnitts Erschwil Beinwil ins Programm des Strassenbaus ein», führte Fürst aus. In den Folgejahren widmete man sich auch dem Ausbau der Passwangstrasse ab dem Neuhüsli. Die Variante mit langem Tunnel war mit 1,5 Millionen Franken veranschlagt. Am 27. Mai 1930 wurde im Kantonsrat die Lösung mit dem Scheiteltunnel beschlossen. Der Bau der Strasse in einem Gebiet mit äusserst schwieriger Geologie startete am 3. Februar 1931. «Im Rahmen der Bauarbeiten wurde auch ein Beschäftigungsprogramm für Arbeitslose integriert, welche die Bauunternehmungen unterstützen mussten. Die Zahl der Arbeitslosen war zu dieser Zeit besonders hoch. Die meisten von ihnen kamen aus der Uhrenindustrie», legte Fürst dar. Letztlich kam es bei den Bauarbeiten zu grossen Problemen und zu massiven Kostenüberschreitungen. «Einige Abschnitte versagten bereits während des Baus und mussten neu erstellt werden», sagte Fürst und schloss sein Referat mit Bildern, die zeigen, dass über 80 Jahre später die Passwangstrasse die Planer als auch die Bauunternehmungen erneut vor grosse Herausforderungen stellte, die aber gekonnt gemeistert werden konnten.

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