«Bei mir gibt’s nur Gras und Heu»

Georgette Stebler träumte jahrelang von einer eigenen Kuhherde; heute besitzt sie neun Tiere der Rasse «Rhätisches Grauvieh».

Viel Nähe zu ihren Tieren: Nicht nur die Tiere lieben es zu kuscheln, auch Georgette Stebler geniesst es, mit der einjährigen Fee und dem dreimonatigen Janosch (vorne) zusammen zu sein. Foto: Benildis Bentolila
Viel Nähe zu ihren Tieren: Nicht nur die Tiere lieben es zu kuscheln, auch Georgette Stebler geniesst es, mit der einjährigen Fee und dem dreimonatigen Janosch (vorne) zusammen zu sein. Foto: Benildis Bentolila

Die Grauvieh-Tiere, die den Winter auf einem Hof in Bretzwil verbringen, sind aufgeregt. Drei Kühe mit ihren Kälbern und ein Rind rennen im offenen Stall umher. Sie haben nämlich gesehen, dass das Auto ihrer Bäuerin Georgette Stebler aus Nunningen auf den Vorplatz gefahren ist. «Seid doch nicht so aufgeregt», ruft sie ihnen zu, «ich habe euch heute Vormittag schon besucht.» Die kleine Herde verbringt in Bretzwil die kalte Jahreszeit, weil es im heimischen Stall auf dem Hof Breiti nicht genug Platz gibt. Dort bleibt im Winter nur eine Kuh mit ihrem Kalb.

Hochstammbäume, Hecken

Georgette Stebler träumte schon immer davon, eines Tages eine Kuhherde zu besitzen. Überhaupt hätte sie gerne den Hof der Grosseltern ihres Mannes wieder so gesehen, wie er zu deren Zeiten war. Wichtig ist ihr die naturnahe Bewirtschaftung. So konzentrierte sie sich darauf, die alten Hochstammbäume wieder zu pflegen, um sie zu erhalten. 2003 pflanzte sie 60 neue Hochstammbäume, hauptsächlich alte Obstsorten und Nussbäume. «Letztes Jahr konnte ich erstmals Nüsse an eine Ölmühle liefern», freut sie sich, «die Früchte gehen seit Jahren ins Fass.» Obst, Most und Selbstgebranntes seien für den Eigengebrauch, aber auch Verwandte und Bekannte würden profitieren, lächelt sie. Alte Bäume und Hecken sind der Vogelfreundin wichtig. Sie macht seit Jahren aktiv bei regionalen und kantonalen Vogel- und Naturschutz-Organisationen mit.

Rhätisches Grauvieh

Vor rund 20 Jahren suchte Georgette Stebler nach einer leichten, extensiven Kuh, die auf ihren Hof auf 700 Meter passen sollte. Pro Specie Rara empfahl ihr Hinterwäldler, Evolèner oder Rhätisches Grauvieh, die sich alle für extensive Bewirtschaftung eignen. Das Rhätische Grauvieh gefiel ihr am besten. Es ist behornt, weist verschiedene Grautöne auf und ist ein kleines, leichtes, robustes, genügsames und langlebiges Zweinutzungsrind: Die Tiere werden als Mutterkühe und für die Milchproduktion genutzt. Die «Rhätierinnen» sind auch deshalb beliebt, weil sie mit ihrem leichten Körperbau wenig Trittschäden verursachen. Georgette Stebler besuchte damals einen Züchter im jurassischen Les Bois und erinnert sich: «Ich trat in den Stall, sah die trächtige Lola — und es war um uns beide geschehen. Dieses schöne dunkle Tier musste ich haben.» Auch das Kalb Flora durfte mitreisen, schliesslich sollte Lola ein «Gspänli» haben. So begann die erfolgreiche Geschichte ihrer Kühe und Kälber. Lola lebte bis 2017 auf dem Hof, 13 Kälber hat sie geboren. Flora warf vor drei Monaten ihr 18. Kalb Janosch. Zurzeit stehen vier ihrer Nachkommen im Stall. Sie ist fit und führt sich weiterhin als Chefin der neunköpfigen Herde auf. Die Züchterin freut sich über die Langlebigkeit ihrer Tiere, welche noch nie Kraftfutter gesehen haben. «Bei mir gibt’s nur Gras und Heu — und jede Menge Zuwendung», sagt sie.

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