Auch Kohle kann ein archäologischer Schatz sein

Eine Sensation kann auch die Form eines Stückchens Kohle annehmen. Zumindest dann, wenn es Tausende Jahre alt ist.

Fundstück: Alphons Jeger hält ein prähistorisches Stück Holz. Foto: Gini Minonzio
Fundstück: Alphons Jeger hält ein prähistorisches Stück Holz. Foto: Gini Minonzio

«Vor 2600 Jahren schon haben die Menschen in Meltingen in grossem Umfang Holzkohle hergestellt!», sagt der Meltinger Lokalhistoriker Alphons Jeger. Eine kleine Sensation. Und das behauptet er nicht einfach so, sondern kann es mit einem wissenschaftlichen Gutachten belegen. Angefangen hat sein Projekt vor 50 Jahren. Damals haben er und seine Frau ihr Haus an Meltingens Dorfrand Richtung Meltingerberg bauen lassen. Beim Aushub kam schwarzes Material zu Tage. Das verwunderte niemanden, denn schliesslich heisst die Flur «Cholplatz». Damals schon nahm er sich vor, den Untergrund einmal zu untersuchen.

Letzten Herbst bot sich die Gelegenheit, als ein Nachbar die Trinkwasserleitung sanierte. Wie erwartet fand Jeger eine 80 Zentimeter mächtige Köhlerschicht. Diese war von einem Meter Lehm und Mergel überdeckt. Beim Übergang zwischen den zwei Schichten entnahm Jeger Holz- und Kohlestücke, die er in ein spezialisiertes Labor schickte. Dieses untersuchte die Proben mit der 14C-Methode, die in der Archäologie verbreitet eingesetzt wird. Damit kann man das Alter von organischem Material wie Holz, Knochen, Gewebe oder Samen bestimmen. Wie Laboranalysen des renommierten Institutes belegen, stammen beide Proben von zirka 600 vor Christus. Diese Zeit bezeichnet man als Hallstattkultur oder auch Ältere Eisenzeit.

«Der Platz ist für einen Kohlemeiler ideal», erklärt Jeger. Ringsherum hat es Wald. Ein Grossteil des benötigten Holzes wurde sicher auch über den Hohlweg transportiert, der den «Cholplatz» mit dem Meltingerberg verbindet. Auch drei weitere Schleifwege sind heute noch in Meltingen sichtbar. Neben dem Platz fliesst ein kleiner Bach. Wasser wird beim Köhlern benötigt, um am Schluss den Kohlemeiler zu kontrollieren und zu löschen.

Jeger freut sich, dass er mit seinem Fund nachweisen konnte, dass Meltingen schon vor 2600 Jahren besiedelt war. Zu dieser Zeit war Zentraleuropa durch die keltische Kultur dominiert.

Weitere Forschung ist nötig

Wie schätzt Fabio Tortoli, Projektleiter beim Solothurner Amt für Denkmalpflege und Archäologie, den Fund ein? Ohne Näheres zu wissen, möchte er sich nicht auf die Äste hinauslassen. «Der Fund eines so alten Köhlerplatzes wäre eine kleine Sensation», so Tortoli. Unmöglich ist es nicht, denn man weiss, dass die Menschen zu dieser Zeit Eisen herstellten und weiterverarbeiteten. Das war nur möglich, wenn sie dafür Holzkohle verwendeten. Den Begriff «Kelten» würde Tortoli nicht brauchen. «Das ist ein eher jüngerer Begriff.» Man weiss nicht, wie die Einwohner damals genannt wurden. Er zieht es vor, den neutralen Begriff «Menschen aus der Älteren Eisenzeit» zu verwenden.

Seine Funde stacheln Jeger nun zu ­neuen Taten an. In der Umgebung von Meltingen sind noch heute Trichtergruben bekannt, wo Bohnerz gewonnen wurde. Nun möchte Jeger noch Orte finden, wo Bohnerz gewaschen und auch zu Eisen verarbeitet wurde. Er macht sich also auf die Suche nach den Spuren des Erzabbaues und den Überresten eines Rennofens.

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