Zirkus für den neuen Zirkuspfarrer
Seit kurzer Zeit ist der Dittinger Adrian Bolzern neuer Schweizer Zirkuspfarrer. Letzten Samstag zelebrierte er einen farbigen Zirkusgottesdienst, unterstützt vom Dittinger Schulzirkus «Pop n Corn».

Ungewohnt ist der Anblick eines bunten Zirkuszeltes in der Kirche St. Nikolaus, die sonst durch ihre schlichte Schönheit besticht. Das Zelt ist das Produkt eines mehrmonatigen Schulprojekts für eine Zirkus-Gala des Kindergartens und der Primarschule Dittingen, so die Schulleiterinnen Dominique Brechbühl und Anita Jermann, mitverantwortlich für das ganze Zirkusabenteuer. «Wir durften unser Programm mit 15 tollen Nummern vor den Sommerferien in Wahlen, Blauen und natürlich in unserem Dorf zum Besten geben», blicken die beiden Lehrerinnen mit sichtlicher Freude auf eine Tournee zurück, die offensichtlich im Dorf noch immer nachwirkt, ja begeistert. Etwas weniger Beachtung in der Region fand die Tatsache, dass der aus Dittingen stammende Priester Adrian Bolzern (35) vor drei Wochen im Circus Knie von Weihbischof Martin Gächter als katholischer Zirkusseelsorger eingesetzt worden ist. Für den hiesigen Pfarrer Markus Schöbi deshalb ein ganz besonderer Anlass, den neuen Zirkuspfarrer mit Wurzeln und entsprechenden «Jugendsünden» in Dittingen gleich auch noch herzlich in einer kirchlichen Manege zu begrüssen.
Die Freude über die dicht besetzte Kirche und seine wunderbar mit Zirkusmotiven bestickte Stola leuchtet aus Bolzerns Augen, als nach seinem Willkommensgruss das Lied «Unser Leben sei ein Fest» erklingt. «Zirkus hat mehr mit Gottesdienst und unserem Leben zu tun, als man gemeinhin annimmt», erklärt der Pfarrer. Auch die Gottesdienste sollten wie der Zirkus zum Ort des Lebens, der Spannung und der Freude werden. «Wir alle brauchen einander im Leben wie im Zirkus mit unseren vielfältigen Begabungen», nimmt der Priester Bezug auf den Brief des Paulus an die Römer und auf die Geschichte des ins Kloster eingetretenen Zirkusartisten, der statt zu beten einfach das gemacht hat, was er konnte: seine Kunststücke. «Dort, wo ihr euch wohl fühlt, dort sollt ihr ansetzen und das machen, was ihr besonders gut könnt», rät der Zirkuspfarrer der Gemeinde und verblüfft gleich mit einer zirkusreifen Ball-Jonglage.
Dem Zirkuspfarrer wollen die Schülerinnen und Schüler nun nicht nachstehen. Immerhin haben sie in einer Projektwoche zusammen mit dem Lehrerteam Dominique Brechbühl, Mirjam Chevrolet, Anita Jermann und Florian Mangold eine ausgefeilte Zirkusshow auf die Beine gestellt. Da fehlten weder wilde und zahme Tiere noch Akrobaten, Clowns oder gar die zersägte Dame. Graziös, leichtfüssig schwebt passend zum Zirkusgottesdienst eine Seiltänzerin mit neckischem Sonnenschirm über das Seil, während in einer anderen Nummer eine Schlangenfrau mit ihrer enormen Gelenkigkeit überrascht. Den farbenfrohen Auszug der Zirkus-Gla-diatoren aus der Kirche begleitet ein
tosender Applaus. «Uns bleibt nur noch der Dank für das riesige Engagement der Kinder und ihrer Eltern sowie für die Grosszügigkeit der Gastspielgemeinden», sehen Brechbühl und Jermann dankbar auf eine bewegte, unvergessliche Zirkuszeit zurück.