Wohntraum ohne Komfortlüftung

In Rodersdorf entstehen Strohballen-Lehm-Häuser. Am kommenden Wochenende kann das ersteDoppelhaus diesesÖkoprojektes freibesichtigt werden.

Die Bauherren und ihr neues Haus: Christine Schäfer und Andreas Jossi möchten ihre ökologische Wohnphilosophie noch weiteren Leuten schmackhaft machen. Foto: Martin Staub

Die Bauherren und ihr neues Haus: Christine Schäfer und Andreas Jossi möchten ihre ökologische Wohnphilosophie noch weiteren Leuten schmackhaft machen. Foto: Martin Staub

Die Dritte im Bunde: Sylvia Ott, künftige Bewohnerin des zweiten Hauses. Foto: zvg

Die Dritte im Bunde: Sylvia Ott, künftige Bewohnerin des zweiten Hauses. Foto: zvg

Das Minergie Label beim Wohnungsbau ist mittlerweile in der Schweiz und in der Region Standard. Gemeint damit ist eine hochwertige Bauhülle verbunden mit einer systematischen Lufterneuerung. «Komfortlüftung» heisst das Schlagwort in diesem Zusammenhang, womit in der Regel eine elektronisch betriebene «Luftzirkulation» gemeint ist, um das Öffnen der Fenster zu ersetzen. Somit kann wertvolle Energie effizient genutzt werden, was nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie schont. Auf diesen Zug des ökologischen Bauens wollten auch Christine Schäfer, ihr Partner Andreas Jossi und Sylvia Ott aufspringen und begannen sich intensiv mit der Planung einer neuen Siedlung auf ihrem Bauland in Rodersdorf zu befassen. «Wir sind daran interessiert, nicht nur für uns, sondern für weitere Gleichgesinnte gesundes Wohnen zu ermöglichen», erklärt Jossi gegenüber dem Wochenblatt. «Die Philosophie unserer Bauprojekte basiert auf der Vision ‹gemeinsam und doch individuell und gesund wohnen in Naturhäusern und -gärten mit viel Kreativität›», bringt es Christine Schäfer auf den Punkt.

Die drei Pensionierten wollten sich aber mit dem landesüblichen Minergiestandard noch nicht zufriedengeben. Im grenznahen Deutschland entdeckten sie das Strohballen-Lehm-Haus. Diese Minergie-«Passivhäuser» sind dank natürlicher nachwachsender Materialien wie Lehm, Stroh, Holz, Schilfrohr und Kalk, diffusionsoffen und deshalb ohne Komfortlüftung. Die Wandheizung wird mit Lehm in den Putz integriert und kann mit sehr niedriger Vorlauftemperatur (32 Grad) betrieben werden. Erneuerbare Energiequellen, wie Solarthermie und Photovoltaik (geplant) spielen eine zentrale Rolle.

Statt sich auf ihrer Vision auszuruhen, machte das Dreierteam Nägel mit Köpfen und nahm das in der Region einzigartige Projekt in Angriff. Mit einem Architekten und einem Bauteam aus dem grenznahen Deutschland – weil hier noch niemand diese Bauweise anbietet – steht das erste Doppelhaus auf ihrem Grundstück an der Kleinbühlstrasse 15 kurz vor der Vollendung. Das Projekt aber geht weiter. Es sollen vier Häuser für fünf bis sechs Parteien mit einem kleinen Gemeinschaftspavillon entstehen, erklärt Christine Schäfer. Am kommenden Wochenende sind die Türen im neuen Strohballen-Lehm-Haus zur freien Besichtigung geöffnet. Andreas Jossi, Christine Schäfer und Sylvia Ott freuen sich, das Gebäude möglichst vielen Interessierten vorstellen zu können, bevor Christine Schäfer und ihr Partner das erste der beiden Häuser in wenigen Wochen beziehen werden. Wenige Monate später wird auch Sylvia Otts Haus bezugsbereit sein.