Unfall im Tunnel! Hilfe, was jetzt?

Viele überfällt ein mulmiges Gefühl, wann immer sie durch den Eggfluetunnel fahren. Es beruhigt aber, wenn man die Verhaltensregeln und den Tunnel gut kennt. Und es erhöht die Überlebenschancen!

Beruhigend: Die Nationalstrassen Nordwestschweiz AG installiert im Eggfluetunnel einen neuen USV-Kasten, der die ununter­brochene Stromversorgung sicherstellen soll. Foto: Gini Minonzio
Beruhigend: Die Nationalstrassen Nordwestschweiz AG installiert im Eggfluetunnel einen neuen USV-Kasten, der die ununter­brochene Stromversorgung sicherstellen soll. Foto: Gini Minonzio

Plötzlich bremst er stark ab. Wir zünden die Alarmstufe orange. Ja sicher! Was auf freier Strecke nicht der Rede wert ist, hat mitten im Eggfluetunnel unsere volle Aufmerksamkeit. Nun bleibt das vordere Auto gar stehen. Die Bilder, die in uns aufkommen, klicken wir weg. Wer seine Überlebenschance erhöhen will, muss einen kühlen Kopf bewahren. Vielleicht ist es nur eine Übung der Tunnelwärter. Gibt es die überhaupt? Egal, darüber können wir später nachdenken. Wir rufen ab, was wir im Gotthardtunnel gelernt haben: «Warnblinker einschalten. Am rechten Strassenrand anhalten. Auch im Stehen 50 Meter Abstand zum vorderen Auto. Motor abstellen. Zündschlüssel immer stecken lassen!» Das alles läuft ab wie am Schnürchen. Kein Wunder. Wir gehören nämlich zur Kategorie Autofahrer, die sich vor der Einfahrt in den Gotthardtunnel sämtliche Überlebenstricks durch den Kopf gehen lässt. Jederzeit wissen, wo der nächste Eingang zum Fluchttunnel ist. Und die Taschenlampe in Reichweite haben.

Huggel statt Hilfe

Deshalb haben wir wie vor jeder Einfahrt in einen Tunnel das Radio bereits angestellt. Wir warten also auf die Anweisungen des Tunnelpersonals. Doch wir hören nur Huggel, der irgendetwas von der Schweizer Nati plappert. Und plappert. Und plappert. Eine gefühlte Viertelstunde lang. Wir lieben Huggel seit zwanzig Jahren. Aber heute sind wir gezwungen, ihm einen Goldpunkt abzuziehen. Später sollte sich herausstellen, dass ausgerechnet an diesem Tag die zentrale Einsprechung wegen Erneuerungsarbeiten nicht funktionierte.

Wir sind also auf uns selbst zurückgeworfen. Was lässt sich tun? Wir öffnen das Fenster, um die Tunnelluft besser erschnuppern zu können. Rauch ist nicht unter den analysierten Geruchskomponenten. Unterdessen hält ein Fahrer der Gegenfahrbahn in der Ausstellbucht an und läuft zurück.

Neue Lagebeurteilung. Erstens: Es ist keine Übung, sondern ein Unfall. Zweitens: Es brennt offenbar nicht, sonst würde der andere nicht zurücklaufen. Drittens: Aufmerksam bleiben, denn ein Brand kann auch später ausbrechen. Viertens: Hoffentlich ist niemand ernsthaft verletzt!

Inzwischen wenden die Autos vor uns. Wenden im Tunnel? Gefährlich und streng verboten! Als wir an der Reihe sind, zögern wir. Vor uns lauert die Gefahr, ausgeräuchert zu werden und elendiglich zu ersticken. Hinter uns touchiert ein Lastwagen unsere Stossstange und hornt. Die Polizei ist nirgends.

Wir tun, was jeder tun würde.

Wissen ist Sicherheit!

Später werden wir einiges über den Tunnel erfahren, das unsere Überlebenschancen weiter erhöht. Was viele nicht wissen: Auch der Eggfluetunnel mit einer Länge von 2800 Metern hat einen Fluchtstollen mit Überdruck, sodass kein Rauch eindringen kann. Der Stollen hat drei Eingänge bei den Haltebuchten rechts in Fahrtrichtung Zwingen und bei beiden Tunnelenden einen Ausgang, erklärt Samuel Hool, Pressesprecher beim Bundesamt für Strassen. «Weiter verfügt der Tunnel über eine Ereignislüftung, die Brandgase über Brandfallklappen möglichst gezielt absaugen kann.» Wir fühlen uns gleich sicherer! Wichtig zu wissen ist auch, dass man bei einem Unfall im Eggfluetunnel stets die Polizei alarmieren soll, erklärt Roland Walter, Pressesprecher der Polizei Basel-Landschaft. Erst wenn ein Auto in eine Notbucht fährt, werden die entsprechenden Kameras automatisch eingeschaltet. Es können nämlich nicht permanent alle Kameras auf dem gesamten Strassenverkehrsnetz parallel überwacht werden.

Wir auferlegen uns zwei neue Regeln. Erstens: Wir werden uns die Lage der drei Eingänge zum Stollen genau merken. Zweitens: Nebst der Taschenlampe ist auch das Handy stets griffbereit!