Singspiel und Initiationsritual

Die Aufführung von Mozarts «Zauberflöte» durch das Orchester Laufental-Thierstein war der Beweis für das überraschend hohe Potenzial, das im vierzigjährigen Laienensemble steckt.

Farblich abgestimmtes Schlussbild: Mit viel Applaus für Orchester, Chor und Solisten.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Farblich abgestimmtes Schlussbild: Mit viel Applaus für Orchester, Chor und Solisten. Foto: Thomas Brunnschweiler

Der Forscher Jan Assmann hat darauf hingewiesen, dass «Die Zauberflöte» nicht nur ein Mysterium und eine Oper über ein freimaurerisches Initiationsritual sei, sondern das Publikum selbst in die Weisheit und Macht der Liebe einführe. Obwohl der Rahmen für eine solche Initiation in der nüchternen Mehrzweckhalle Serafin nicht ganz gegeben war, liessen die puristische Inszenierung von Regine Schaub-Fritschi und Caroline Grobben sowie die insgesamt überzeugende musikalische Umsetzung einiges von den atmosphärischen Defiziten vergessen. Das Projekt ermöglichte vielen Menschen, die sonst kaum den Weg in ein Opernhaus finden, den Genuss dieses grossartigen Werks aus Mozarts Todesjahr.

Begeisternder Papageno
Die sicher dirigierende Anneka Lohn entlockte dem Orchester einen geschmeidigen und volltönenden Klang. Obwohl die Akustik in der Mehrzweckhalle zu wünschen übrig lässt, äusserten sich selbst Zuhörer in der letzten Reihe zufrieden mit der klanglichen Situation. Der Chor – bestehend aus dem Kammerchor Laufental-Thierstein und der Neuen Mendelssohn-Kantorei Dornach – wirkte als schwarze Kulisse im Hintergrund etwas statisch, meisterte aber seinen Part für ein Laienensemble erstaunlich gut. Bei den Solisten stachen zwei Figuren heraus. Sebastian Goll sang und mimte den Papageno mit einer raumgreifenden Bühnenpräsenz und liess – zusammen mit Astrid Dvir als Papagena – das «ernstere» Paar Tamino und Pamina fast etwas blass aussehen, obwohl auch diese Partien mit Nino Aurelio Gmünder und Susanne Wessel solide besetzt waren. Aber natürlich gehört die ironische Relativierung der höheren Weisheit bereits zum augenzwinkernden Konzept des Singspiels, denn Mozart war nicht nur Freimaurer, sondern auch Lebemann. Die zweite hervorstechende Gesangsleistung erbrachte Amelia Scicolone als Königin der Nacht. Sie meisterte die Koloratur-Arien mühelos, wirkte aber für die Figur fast zu jung und zu wenig dämonisch.


Überdurchschnittliche Leistung
Peter Mächler als Sarastro überzeugte mit sonorem Bass. Die drei Damen (Gillian Macdonald, Nicole Wehrli, Barbara Laurie) kamen als urbane Ladys mit Sonnenbrille daher und wussten stimmlich zu gefallen. Andreas Stettler hatte als Monostatos und Geharnischter eine Doppelrolle, genauso wie Erich Bieri, der den Zweiten Geharnischten sang und als Sprecher fungierte. Einen dankbaren Auftritt hatten auch Florian Kerler und Kurt Heckendorn als Priester. Auch die drei Knaben gaben ihr Bestes. Im Jubiläumsjahr die «Zauberflöte» aufzuführen, barg auch ein Risiko des Scheiterns. Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Gemessen an den verfügbaren Kräften und Mitteln ist es dem ganzen Ensemble gelungen, eine überdurchschnittliche Aufführung des beliebten Singspiels zu präsentieren.