Schub für die wild lebende Honigbiene
Die Dunkle Biene war in unseren Wäldern seit der letzten Eiszeit vor 12000 Jahren heimisch. Seit Jahrzehnten ist sie verschwunden. Der Forstbetrieb Dorneckberg startete vor viereinhalb Jahren ein Projekt zur Förderung der wild lebenden Honigbiene.

«Biodiversität» ist für Roger Zimmermann und sein Forstrevier Dorneckberg keine leere Worthülse. Schon viele Projekte hat er seit seinem Amtsantritt vor 37 Jahren mit seinem Team in diesem Sinne durchgezogen. Seit bald zwanzig Jahren beispielsweise werden in diesen Wäldern weder Herbizide noch Pestizide eingesetzt.
Vor einigen Jahren, anlässlich einer Revierförstertagung, wurde Zimmermann auf das Thema «Bienenförderung und Biodiversität im Wald» aufmerksam. «Der Auslöser für unser Projekt ‹Wild lebende Honigbienen im Dorneckberger Wald› war nicht mehr weit und wir starteten damit im Jahr 2019», erklärt Projektleiter Roger Zimmermann beim Besuch des «Wochenblatts».
Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera), die bis vor 150 Jahren das Gebiet nördlich der Alpen, von den Pyrenäen bis zum Ural besiedelte, wurde mehr und mehr verdrängt und ist aus unseren Wäldern schon lange gänzlich verschwunden. Ziel des Projektes sollte sein, Bienen — versuchsweise vorerst die bei uns verbreitete Europäische Honigbiene (Apis mellifera carnica) — dazu zu bringen, sich in bereitgestellten sogenannten Klotzbeuten, also manuell hergerichteten Hohlstämmen mit Flugöffnungen, die Bienen als Wohnung anziehen sollen, oder Habitatbäumen nieder-zulassen. «Wir waren in der vorteilhaften Lage, vom umfassenden Wissen von Johannes Wirz zu profitieren», informiert Ulrich Joss, der das Projekt des Forstbetriebs seit Anfang mit Enthusiasmus begleitet. Biologe Johannes Wirz ist am Goetheanum in Dornach tätig und befasst sich seit vielen Jahren in Varroa-Toleranz-Projekten schwerpunktmässig mit Bienen, auch mit der Dunklen Honigbiene. «Ein Glücksfall für uns», meint Zimmermann.
Wie viel für die Förderung und als angestrebtes Endziel die Wiederansiedlung der wild lebenden Honigbienen im gesamten 1050 Hektaren grossen Gebiet des Forstbetriebs Dorneckberg bereits geschehen ist, zeigen übersichtliche Informationstafeln in unmittelbarer Nähe des Forstbetriebszentrums in Gempen. Hier können auch einige Klotzbeuten begutachtet werden. In der Natur sind Völker der Dunklen Honigbiene oft in dicken Hohlstämmen auf drei, vier oder gar zehn Metern Höhe anzutreffen.
Der Honig gehört bei diesem Projekt den Bienen
Roger Zimmermann geht es um die Förderung der wild lebenden Dunklen Honigbiene. Das Projektteam bereitete in seinem Revier die für diese Bienenart ideale Infrastruktur vor und liess sich an mehreren Standorten vom Einzug der bekannten Honigbienen überraschen. «Nachdem wir nun sehen, dass unsere Behausungen funktionieren — auch dank der Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz mit Stefan Gaugler und als Spezialisten für die nötige Sensortechnik Thomas Weiland und Andre Vögelin — soll in den nächsten und letzten Monaten unseres sechsjährigen Projektes die Dunkle Honigbiene den Hauptpart übernehmen», erwähnen die drei Hauptverantwortlichen Zimmermann, Wirz und Joss. In der Schweiz sind einzig im Kanton Glarus und im Melchtal noch Populationen dieser Art heimisch. «Den gesamten Honig überlassen wir übrigens den Bienen», fügt Revierförster Zimmermann an.