Raphi & Jölle ritten lustvoll auf Erfolgswelle
Die beiden Laufner Troubadours Raphi & Jölle luden zu Dinner und heiteren Liedern. Die Stimmung jedenfalls schaukelte sich an beiden total ausverkauften Liederabenden bis zu Standing Ovations hoch.

Seit zehn Jahren ziehen sie mit ihren unkonventionellen Auftritten an der Fasnacht in Laufen alle Blicke auf sich. Wenn sie als die Fischer Paolo Cozze und Federico di Pesco Kopfschütteln von Leuten ernten, die nicht verstehen können, dass man in der närrischen Zeit fischen gehen kann. Oder wenn sie als Detektive Percule Hoirot und Herlock Sholmes Passanten so unter ihre grosse Lupe nehmen, dass diese sich echt verunsichert umherschauen. Gemeint mit «sie» sind die beiden Troubadours, Hofsänger oder Schnitzelbänggler Raphi & Jölle, im Alltagsleben Raphael Schmidlin (45), Fachspezialist bei SBB Cargo, und Jörg Jermann (45), Leiter Geschäftsbereich Mobilität beim Tiefbauamt BL, die zum ersten Mal an der Fasnacht 2006 in Erscheinung traten. Um die Laufner Damenwelt als Minnesänger Bastian und Ferdinand zu bezirzen. Und sie kamen gut an, nicht nur ihres Charmes wegen, sondern auch wegen ihrer pointenreichen Texte, verpackt in Melodien bekannter Popsongs oder Volkslieder. Mittlerweile sieht man sie nicht nur an der Fasnacht, sondern auch an Geburtstagen, Firmenanlässen oder wie an diesem Samstagabend im Restaurant Central, wo ein proppenvoller Saal neben dem 3-Gang-Menü auch die gesanglichen Filetstücke aus der Küche der beiden geniessen will. «Wir hätten nie gedacht, dass wir zu unserem 10-Jahr-Jubiläum so viele Fans haben», zeigen sie bereits Vorfreude auf die spontan eingefügte dritte Zusatzvorstellung vom 29. Oktober.
Von skurrilen «99ern» und einem «Gruusigä»
Schon der erste ihrer vier Auftritte versetzt das Publikum in die eigenartige Stimmung eines Laufner Hotels, wo das Duo zu Gast im Haus «völlig duure» von einem Sofa und einem beruhigenden «Campari Soda» träumt. Nur heisst Stephan Eichers gleichnamiger Song bei ihnen «Im Zimmer stoht das alte Sofa» und dieses wimmelt von Millionen von Milben. Eine etwas unappetitliche Geschichte, die als Ohrwurm voll ankommt, ja richtige Begeisterungsstürme auslöst. Als «Luusbuebe» in kurzen Hosen «klinget» ihnen nicht des Munots Glöckelein im Ohr, sondern ihre Lehrerin, das flotti Lotti, die befiehlt: «Springet übers Böckelein!» Kein Wunder,singen die beiden Knaben zur Rocky-Docky-Melodie: «Me wartet jede Morge, bis sie am Oobe goht.» Die Schule scheint die beiden dennoch gepackt zu haben, denn später erscheinen sie als «Körnli pickende» Lehrer Björn & Benny im handgestrickten Outfit: «Mir hei dr volli Style, dr gröschti Teil fingt eus so geil!» Und tatsächlich wird an den Tischen da und dort eine vom Lachen über die skurrilen 99er herrührende Träne weggewischt. Vor ihrer umwerfenden Kochschau als badische Köche Thomy und Heinz brillieren sie beim toll mitgehenden Publikum vor allem als Polit-Newcomer René Kinz und Fredi Hunz, beide jung, dynamisch und erfolglos. Wie in all ihren Rollen lassen sie nichts anbrennen, kennen keine Tabus. Nicht das Stadthaus, nicht die Stadt-poli-wey und auch nicht den Regierungsrat mit der Neuen: «Mi Name isch Moni Gschwind, i sorg für rächte Wind, die vier Johr will i nutze, zum dLehrer zämmestutze.» Und als sie mit der «Bella Musica»-Melodie «Ei ei ei Gruusigä» Geris Selfies «Fuji Fuji Klick Klick» applizieren, tobt der Saal. Die folgenden Standing Ovations sind die verdiente Bestnote für bissige Texte, tolle Melodien und lustvolle Performance.