«Nu Riu bin nicht ich»

Im Fluss, am Fluss: Laut- getreu ins Portugiesische übersetzt heisst das «Nu Riu» (no rio). Und fliessen sollen auch die vielfältigen Veranstaltungen, die Anja Vitorino-Gass künftig am Seidenweg in Laufen ermöglichen will.

<em>Voller Ideen: </em>Mit ihrem neuen Projekt Nu Riu möchte Anja Vitorino-Gass Laufen beleben. <em>Foto: Melanie Brêchet</em>
<em>Voller Ideen: </em>Mit ihrem neuen Projekt Nu Riu möchte Anja Vitorino-Gass Laufen beleben. <em>Foto: Melanie Brêchet</em>

Eigentlich könnte es Anja Vitorino-Gass auch ruhig angehen. Mit ihrer Familie mit zwei Kindern und ihrer Lernwerkstatt, die erfolgreich läuft, wäre der Alltag der ausgebildeten Primarlehrerin schon ordentlich gefüllt. Könnte. Wäre. Wenn die 35-Jährige nur nicht so viele Ideen hätte. Anja Vitorinos Ideenkatalog ist schier unerschöpflich. Insbesondere liebt sie die Kombination verschiedener Themen. Ein Projekt, das möglichst viele ihrer Ideen unter einen Hut bringen würde, geisterte schon lange in ihrem Kopf herum. Im letzten Sommer war es dann so weit. Der Raum, welcher von ihren Eltern vermietet wird, wurde frei und stand zur Verfügung. Zuerst wurde die Idee natürlich innerhalb der Familie besprochen weil, so sagt Vitorino, «ohne meine Familie, also meinen Mann, die Kinder, die Eltern und sogar meiner Oma, würde es nicht gehen». Nach einigen Gesprächen war klar, dass alle hinter ihrem Projekt Nu Riu stehen würden – Anja Vitorino konnte also mit ihrem Herzensprojekt loslegen. Und es musste schnell gehen. Sofort nahm sie Kontakt auf zu möglichen Ausstellern und Anbietern von Kursen. Und langsam füllte sich die Agenda mit allerlei Veranstaltungen.

Fast alles ist möglich

Der Raum Nu Riu soll Platz bieten für Bildung, Kultur und Soziales, so sieht es Anja Vitorinos Konzept vor. Eine simple Vermietung eines Raumes ist Nu Riu aber keineswegs. Die Angebote müssen nämlich auch ökologisch, nachhaltig und fair sein, das ist Anja Vitorino besonders wichtig. Anlässe, an welchen mit Plastikgeschirr gearbeitet wird, werde es im Nu Riu beispielsweise nie geben, so Vitorino weiter. Möglich sei aber grundsätzlich fast alles, nur als Partyraum diene Nu Riu nicht. «Aus Rücksicht auf die Nachbarn und uns selber, weil wir ja direkt über den Räumlichkeiten wohnen», sagt sie weiter.

Die Rückmeldungen auf ihre Anfragen geben Anja Vitorino bisher recht. Der Raum ist schon jetzt, vor der Eröffnung, sehr gut gebucht. Auch einige Langzeitmieterinnen und -mieter nutzen das neue Angebot. So finden ab Anfang November regelmässig Yoga-Kurse, Qi-Gong-Kurse und Tanzkurse für Kinder statt. Während des Christkindlimärts wird es im Nu Riu ausserdem ebenfalls einen Adventmarkt geben. Auch eine Adventswerkstatt für Kinder wird im November und im Dezember angeboten. All diese Veranstaltungen sollen bestehende Angebote ergänzen. Aber natürlich würden gewisse Angebote auch die Konkurrenz beleben. Nu Riu sei aber verhältnismässig klein und darum wohl kaum eine Konkurrenz für grosse Veranstaltungsräume wie zum Beispiel das Kulturzentrum Alts Schlachthuus in Laufen. Verdienen tut Anja Vitorino zurzeit nichts mit Nu Riu. Wichtig sei ihr, im Moment, dass sie die Miete zahlen könne. Es sei klar, dass bei einer Neueröffnung in erster Linie Geld investiert werden müsse. «Natürlich wäre es schön, wenn irgendwann einmal etwas übrigbleiben würde», erklärt Vitorino. Sie hofft darum, dass sie mit ihrem Projekt erfolgreich ist und damit nicht nur ihre, sondern auch die Ideen und Träume anderer verwirklichen kann. Denn Nu Riu sei nicht in erster Linie sie selbst, sondern es seien all jene, die eine Idee in ihren Räumlichkeiten verwirklichen wollen.

Am kommenden Sonntag wird Nu Riu mit einem grossen Fest eröffnet. Dass ihr Nachhaltigkeit am Herzen liegt, beweist Vitorino schon hier: Angeboten werden Bio-Raclette vom Hof Spitzenbühl in Liesberg und das regionale Bäramsle-Bier. Dazu wird musikalische Unterhaltung geboten und für die Jüngsten kommt am Nachmittag ein Clown vorbei. Bereits am Samstag findet im Nu Riu die Vernissage zur Kunstausstellung von Karl Lanter statt, dem verstorbenen Grossvater von Anja Vitorino.