In der Irren-WG: Ungebetener Besuch im Tollhaus

Der Theaterabend in Liesberg verspricht Unterhaltung mit vielen Pointen, reichen Dialogen und abenteuerlichen Geschichten und abgrundtiefe Innenwelten, vor allem aber: Viel Humor.

<em>Stelldichein der Bewohnerinnen und Bewohner: </em>(v.l.) Desirée (Franziska Flury), Hans (Peter Spring), Marianne (Sonja Gubler), Agnes (Franziska Leckebusch) und Willi (Jörg Schäfer).Foto: Jürg Jeanloz
<em>Stelldichein der Bewohnerinnen und Bewohner: </em>(v.l.) Desirée (Franziska Flury), Hans (Peter Spring), Marianne (Sonja Gubler), Agnes (Franziska Leckebusch) und Willi (Jörg Schäfer).Foto: Jürg Jeanloz

In der Irren-WG ist der Teufel los, denn die Mutter der mannstollen Agnes hat sich zum Besuch angemeldet. «Sie het kei Ahnig, dass ig im Irrehuus glandet by», gesteht sie ihren Mitbewohnern. Hans, der notorische Nörgeler, die Stalkerin Marianne, die manisch-depressive Desirée, der total weggetretene Willi und sie beschliessen, dass sie der noblen Dame eine ganz normale Wohngemeinschaft vorgaukeln. Unglücklicherweise taucht aber zuerst die Tupperware-Verkäuferin Brigitte auf, womit das Unheilvolle seinen Lauf nimmt. Symptomatisch die kecke Aussage von Desirée «mir hei no alli Tasse im Schrank», die nicht zweideutiger hätte sein können. Richtig aufregend und turbulent geht es schliesslich beim Eintreffen der Mutter Cécile zu. Da wird dick aufgetragen und geschwindelt, was das Zeug hält!

Temporeich

Die verrückte Komödie «Nid ganz hundert» von Winnie Abel ist reich an Überraschungen und wird von sechs Damen und fünf Herren temporeich dargestellt. Regisseur Kurt Schwarzentrub hat ein Team formiert, das ausgezeichnet harmoniert und die extremen Charaktere bestechend interpretiert. Immer wieder steht man vor der Frage, ob die Insassen oder die Gäste, Psychiaterin Dr. Schanz und Therapeut Rolf übergeschnappt sind. Nie wird es langweilig, die Sprüche und Situationen sind derart grotesk, dass heiteres Lachen angesagt ist. Einfallsreich ist auch das Bühnenbild gestaltet, das mit vielen Details wie Gartenzwerge, Toiletten-Schild, Hausordnung, frechen Bildern und altmodischen Möbeln versehen ist.

Mit dem Auftritt des Schlagerstars Harri Hammer, für den eine Titelgeschichte im Blick vorgesehen ist, nimmt das Stück noch eine neue Wendung. Die Stalkerin Marianne ist beim Anblick ihres Idols total aus dem Häuschen und zieht alle Register, um sich dem angebeteten Star aufzudrängen. Die Stimmungsschwankungen nehmen zu, das verrückte Chaos ist nicht mehr aufzuhalten. Der Theaterabend in Liesberg verspricht an Pointen reiche Dialoge, abenteuerliche Handlungen und abgrundtiefe Innenwelten, die alle mit einem gesunden Schuss Humor versehen sind.